Schultes: Individualität und Authentizität für einen erfolgreichen Weg
Friedersbach/St. Pölten (lk-nö) - Sinkende Einkommen aus der landwirtschaftlichen Urproduktion
stellen viele bäuerliche Familienbetriebe vor große Herausforderungen. Einkommenskombinationen und Diversifizierungsmaßnahmen
tragen zu einem Einkommensausgleich bei. Welche Potenziale es derzeit gibt und wohin der Weg in Zukunft führt
thematisierte am 5. Juni eine Tagung der Bäuerinnen NÖ. Sie wurde unter dem Titel „Nischen als Zukunftschance
unserer Betriebe“ bei der Firma Waldland in der Waldviertler Gemeinde Friedersbach veranstaltet. Mit dabei waren
Landwirtschaftskammer (LK) Niederösterreich-Präsident Hermann Schultes, die Präsidentin der Bäuerinnen
NÖ, Irene Neumann-Hartberger, und Waldland-Geschäftsführer Gerhard Zinner.
„Viele hätten gerne ein Patentrezept. Wenn es aber um Innovation und Nischen geht, gibt es nur den ganz persönlichen,
individuellen Weg. Man muss dafür brennen und authentisch hinter seinem Betrieb stehen, um erfolgreich zu
sein. Die bäuerlichen Familienbetriebe zeigen uns, wie viele unterschiedliche Wege nebeneinander es geben
kann. Natürlich erfordert es immer auch Mut, Zuversicht und Durchhaltevermögen ebenso wie eine passende
Ausbildung und ein gutes Netzwerk, um seine Idee vorantreiben zu können. Dabei darf man auch nie vergessen,
dass man nicht immer alles alleine stemmen muss, sondern oftmals auch ein gemeinschaftlicher Ansatz genau das Richtige
sein kann“, erklärt LK-Präsident Schultes.
Genau diese Kooperationsmöglichkeit stellt die Firma Waldland bereits seit über 30 Jahren in den Mittelpunkt
ihrer Unternehmensphilosophie. „Wir hatten bei uns im Waldviertel damals eine ganz spezielle Situation. Kleine
Betriebsstrukturen mit wenig Flächen machten es schwer. Deshalb haben wir Nischen und Produktionssparten gesucht,
die den Bauern ein Einkommen schaffen können“, erklärt Geschäftsführer Gerhard Zinner. Neue
Perspektiven und Lösungen stehen von Beginn an im Mittelpunkt bei Waldland.
Die weibliche Sicht sorgt für eine immense Weiterentwicklung auf Niederösterreichs bäuerlichen Familienbetrieben,
wie Bäuerinnen-Präsidentin Irene Neumann-Hartberger berichtet: „Viele Einkommensstandbeine sind oft von
Frauen besetzt. 33% der Bäuerinnen stammen aus dem außerlandwirtschaftlichen Bereich. Das heißt,
sie haben einen anderen Beruf gelernt und bringen einen anderen Blickwinkel und neue Ideen in die Betriebe ein.“
Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt, wie bereits viele Betriebe unter Beweis stellen, weil Nischen
eine großartige Möglichkeit bieten, Einkommen zu erwirtschaften. Besonders die persönliche Beziehung
wird für die Land- und Forstwirtschaft immer wichtiger. „Landwirtschaft verkauft nicht mehr nur Rohstoffe
zur Sättigung. Es geht heutzutage vielmehr darum, Lebensgefühl und Lebensfreude zu vermitteln“, so Schultes.
Er verwies auf einige Beispiele aus der Praxis.
Biohof Reiser spezialisiert sich auf Edelpilze
„Wir sind ein kleiner 23 ha großer Betrieb im niederösterreichischen Rohrau im Bezirk Bruck an der
Leitha eingewurzelt. Um mit 23 ha im Vollerwerb tätig sein zu können und nicht irgendwohin arbeiten gehen
zu müssen muss man sich spezialisieren. Deshalb bin ich froh, von meinem Vater die Blattkräuterproduktion
gelernt zu haben und wir produzieren auch Edelpilze wie Austernpilze, Shiitake und Kräuterseitlinge“, so Betriebsleiter
David Reiser.
Waldland Edelwels punktet mit Süßwasserfischen
In einer Kooperation zwischen Waldland, der Landwirtschaftlichen Fachschule Edelhof, dem Verein Land-Impulse und
der Bundesanstalt für Wasserwirtschaft entstand in einem Pilotprojekt die erste Lehr- und Versuchskreislaufanlage
für die Produktion von Süßwasserfischen im Waldviertel. Die Fischproduktion in einer Kreislaufanlage
bietet landwirtschaftlichen Betrieben eine Möglichkeit zur Diversifizierung und ist eine äußerst
zukunftsreiche Einnahmequelle, denn die Nachfrage bei Süßwasserfisch steigt konstant. Zudem ist die
regionale Produktion äußerst ressourcenschonend.
Schlachtgemeinschaft Hohenlehen bietet Edles aus dem Ybbstal
Der bäuerlichen Genossenschaft gehören rund hundert Bauern aus dem Ybbstal an. Sie alle haben sich der
Regionalität verschrieben. Sie bieten gemeinsam „Edles aus dem Ybbstal“ an und vermarkten dieses an die Gastronomie
und Gemeinschaftsverpfleger. Das heißt: Gut gereiftes Rindfleisch aus der Region.
Hof Schwechatbach setzt auf Gesundheit
Der Hof Schwechatbach im Helenental steht im Zeichen der Gesundheit. Er wird geleitet von Marianne Edelbacher.
Sie hat sich dem Thema „Green Care-Wo Menschen aufblühen“ verschrieben und wurde bereits zertifiziert. Die
Bäuerin und Diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester bietet auf ihrem Hof "Gesundheitsförderung
am Bauernhof", "Tiergestützte Intervention am Bauernhof" sowie "Therapeutisches/Pädagogisches
Reiten am Bauernhof" an.
Martina und Bernhard Karnthaler betreiben Weidehaltung
Der Karnthaler Hof in Haderswörth bei Lanzenkirchen bietet rund 250 Enten und Gänsen ein Zuhause. Sie
haben sich der Weidehaltung verschrieben. Dadurch erweiterten sie ihre Direktvermarktung, bei der sie im hofeigenen
Schlachtraum auch ihre Rinder und Schweine verarbeiten.
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