Ausstellung „Pluriversum. Die poetische Kraft der Theorie“ von 6. Juni bis 30. September
Essen/Wien (belvedere) - Passend zum Jahresmotto „Spirit of ’68“ widmet das Belvedere 21 dem deutschen Autor,
Filmemacher und ehemaligen Adorno-Vertrauten Alexander Kluge (* 1932) eine Werkschau, die den Kern seiner multimedialen
Arbeit sichtbar macht – und in engem Dialog mit ihm entwickelt wurde.
"Aufklärung über die Verhältnisse, Selbstbestimmung und Emanzipation sind zentrale Motive in
Kluges Œuvre, in dem das Hoffnungspotential von 1968 immer wieder aufs Neue durchgearbeitet wird. Sein multimediales
Werk will das Denken und Fühlen der/des Einzelnen in Bewegung setzen und gegen den Glauben an die Fatalität
von individuellem Lebenslauf und allgemeiner Geschichte in Stellung bringen, "so Generaldirektorin Stella
Rollig.
Als engagierter Poet, vielstimmiger Chronist und Seismograf der Gegenwart ist Alexander Kluge seit Langem berühmt.
Der gelernte Jurist kann als einer der letzten Universalgelehrten bezeichnet werden und ist zweifellos einer der
produktivsten Poeten im deutschsprachigen Raum. Kluge versteht sich selbst als Autor und Filmemacher und umkreist
mit seinem Werk die großen Themen der Moderne. Als aufmerksamer Beobachter unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit
spürt er Fragen und Themen auf und verhandelt in seinen Texten, Filmen und Interviews unsere komplexe Gegenwart.
Für sein umfassendes, genreübergreifendes Werk wurde Kluge vielfach international ausgezeichnet; 2017
erhielt er für sein literarisches Lebenswerk den Jean-Paul-Preis.
Die Ausstellung Pluriversum. Die poetische Kraft der Theorie erzählt von Themen, Methoden und Ästhetik
Alexander Kluges. Aus Bildern, Filmen, Texten und Objekten bildet der Autor immer neue Konstellationen, deren Sinn
maßgeblich durch das Prinzip der Montage entsteht. Historische Ereignisse, kosmische Gegebenheiten, wissenschaftliche
Ergebnisse, individuelle Erlebnisse, Bilder, Kunstwerke oder eigene literarische Texte bilden das Ausgangsmaterial.
Durch das Zusammenfügen und durch das Kluge-spezifische „Cross Mapping“, also das Übereinanderlegen von
heterogenem Material und die Kombination der unterschiedlichen Künste, werden neue Sinnzusammenhänge
erzeugt und erzählt. Die Schau im Untergeschoss des Belvedere 21 überträgt diese Zusammenhang generierenden
Verfahren in den dreidimensionalen Raum. Neben Alexander Kluges sogenannten „Minutenfilmen“ werden eigens für
die Ausstellung entstandene filmische Arbeiten präsentiert. Zudem wird erstmals Einblick in Kluges Arbeitsprozesse,
sein umfangreiches Archiv und sein „Pluriversum der Bilder“ gewährt. Die „Sternenkarte der Begriffe“ zeigt
Schlüsselbegriffe und zentrale Themen im Text- und Bilderkosmos von Kluge auf.
"In enger Zusammenarbeit mit Alexander Kluge haben wir seine erste große Museumsausstellung Pluriversum,
die bis Anfang 2018 im Museum Folkwang zu sehen war, für Wien adaptiert und weiterentwickelt. Kluges Arbeiten
suchen die Öffentlichkeit und die Verbindung zum Publikum, indem sie die Rezipient_innen intellektuell und
emotional aktivieren. Im Wechsel zwischen den rund 55 gezeigten Filmen, den Texten und Objekten bestimmt jede/r
Besucher_in eine individuelle Betrachtungszeit, eine Laufrichtung und generiert damit neue (Sinn-)Zusammenhänge,
"erläutert Kurator Axel Köhne.
"Ohne von anderen Gestirnen beleuchtet zu werden, leuchtet mein Mond nicht, "beteuert Alexander Kluge.
Die Idee des Austauschs und der Zusammenarbeit ist für seine Arbeit elementar. Den Subtext der Ausstellung
bildet die Zusammenarbeit und das Zusammendenken mit Künstler_innen, Wissenschaftler_innen, mit Mitarbeiter_innen
und Freund_innen. So setzt die Schau etwa Werke von Kerstin Brätsch, Thomas Demand, Anselm Kiefer und Thomas
Thiede in Beziehung zu Kluges filmischer Praxis. Alexander Kluge transformiert den Ausstellungsraum in eine multimediale
Denkwerkstatt, die um eine Audioinstallation im Tiefhof, ein Filmprogramm im Blickle Kino und den virtuellen Raum
auf den Mobiltelefonen der Besucher_innen erweitert wird.
Kurator: Axel Köhne
In Kooperation mit dem Museum Folkwang, Essen
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