Wien (meduni) - Richten sich Immunglobuline E (IgE) gegen eigentlich harmlose Antigene wie Pollen, kann eine
allergische Reaktion erfolgen. Ursprünglich sind diese IgE-Antikörper aber dazu da, körperfremde,
gefährliche Stoffe abzuwehren und nicht, um Allergien auszulösen. Diese Funktion machten sich nun ForscherInnen
der MedUni Wien in Kooperation mit Vetmeduni Vienna und internationalen WissenschafterInnen zu Nutzen: Sie entwickelten
ein „Hunde-IgE“, das sich direkt gegen den EGFR-Wachstumsfaktor von Krebs-Tumoren richtet. Das zentrale Ergebnis:
Bei in-vitro-Studien wurde der Tumor in über 60 Prozent der Fälle vom IgE-Antikörper vernichtet.
Bei der Entwicklung von Allergien ist die Reaktion des körpereigenen Immunglobulin E „sinnlos“, es richtet
sich in Wechselwirkung mit Entzündungszellen gegen harmlose Antigene und verursacht folgenschwere Allergien.
„In der aktuellen Studie ist unser Motto dagegen: Gib dem IgE einen Sinn“, sagt Studienleiterin Erika Jensen-Jarolim,
doppelt affiliiert am Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der MedUni Wien und am interuniversitären
Messerli-Forschungsinstitut von Veterinärmedizinischer Universität Wien, Medizinischer Universität
Wien und Universität Wien.
„Wir konnten bei einem Hund als ‚Modellpatienten‘ zeigen, dass Tumoren, die den EGFR-Wachstumsfaktor besitzen,
von Immunglobulin E gekillt werden können, und das unabhängig von der Hunderasse“, erklärt Jensen-Jarolim.
Am 3. Juni war übrigens „Tag des Hundes“.
Die Ergebnisse der Studie, die jetzt im Top-Magazin „Journal of Allergy and Clinical Immunology“ (JACI) veröffentlicht
wurden, sind auch deshalb so vielversprechend, weil das EGFR beim Hund zu 92 Prozent mit jenem beim Menschen übereinstimmt.
Die IgE-Antikörper bilden sozusagen eine „Brücke“ zwischen dem EGFR auf Tumorzellen und den Entzündungszellen
und und setzen so Tumornekrosefaktoren frei – die das Töten der Tumoren umgehend einleiten.
Jensen-Jarolim: „Das lässt uns darauf hoffen, dass wir hier einen wichtigen Beitrag zu einer neuen Form der
Immuntherapie gegen Krebs-Tumoren leisten. In einer anschließenden klinischen Studie in Hundepatienten sollen
die Resultate in einer internationalen Kooperation bestätigt werden, ehe es in den Menschen geht. „Die vorliegende
Arbeit ist ein perfektes Beispiel dafür, worum es uns am Messerli-Forschungsinstitut geht: Medizin verbessern
für den Menschen, aber auch für das Tier.“
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