Gesamtwirtschaftliche Prognose der OeNB für Österreich 2018 bis 2020
Wien (oenb) - Die österreichische Wirtschaft befindet sich derzeit im zweiten Jahr einer Hochkonjunkturphase,
in der das Wachstum von allen Nachfragekomponenten getragen wird. Das reale Wirtschaftswachstum betrug im Jahr
2017 3,1 Prozent. Damit verdoppelte sich das Expansionstempo gegenüber dem Jahr 2016. Laut der soeben veröffentlichten
Prognose der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) wird auch 2018 das reale BIP-Wachstum bei 3,1 Prozent liegen.
Für die Jahre 2019 und 2020 zeichnet sich mit dem Auslaufen des Konjunkturzyklus eine Wachstumsverlangsamung
auf 2,1 Prozent bzw. 1,7 Prozent ab. Gegenüber der OeNB-Prognose vom Dezember 2017 stellt dies für die
Jahre 2018 bis 2020 eine Aufwärtsrevision um 0,3, 0,2 und 0,1 Prozentpunkte dar. Die Arbeitslosenquote wird
2018 um einen halben Prozentpunkt auf 5,0 Prozent sinken, in den Folgejahren jedoch nur noch geringfügig auf
4,9 Prozent zurückgehen. Die Inflation wird sich nach ihrem Höhepunkt in den Jahren 2017 und 2018 (jeweils
2,2 Prozent) leicht zurückbilden und bis 2020 auf 1,9 Prozent sinken.
Exporte verlieren leicht an Dynamik
Der Prognose liegt die Annahme zugrunde, dass sich das Exportmarktwachstum vor dem Hintergrund einer Moderation
des globalen Konjunkturzyklus im Prognosezeitraum leicht abschwächen wird. Es wird ein Rückgang des Exportwachstums
von 4,9 Prozent im Jahr 2018 auf 3,9 Prozent im Jahr 2020 erwartet. Eine Zunahme protektionistischer Maßnahmen
und vor allem eine Eskalation des Zollstreits stellen ein Abwärtsrisiko für die Exportkonjunktur dar.
Langsames Auslaufen eines sehr starken Investitionszyklus
Der im historischen Vergleich bereits sehr lange andauernde Investitionszyklus startete im zweiten Halbjahr 2015.
Beginnend mit dem Jahr 2018 wird im Einklang mit einer leichten Abschwächung des Wachstums der Exportnachfrage
ein langsames Ausklingen des Zyklus erwartet. Das Wachstum der gesamten Bruttoanlageinvestitionen wird sich nach
seinem Höhepunkt mit 4,9 Prozent im Jahr 2017 deutlich bis auf 2,0 Prozent im Jahr 2020 abschwächen.
Steigende real verfügbare Haushaltseinkommen stützen Konsum
In den Jahren 2018 bis 2020 wird das real verfügbare Einkommen der Haushalte mit 1,6 Prozent, 1,7 Prozent
bzw. 1,3 Prozent kräftig wachsen. Heuer wird dieser Anstieg vor allem von den deutlich zunehmenden Arbeitnehmerentgelten
getragen. Im Vergleich zu den Vorjahren wird somit eine längere Phase stabilen Wachstums des realen Haushaltseinkommens
erwartet. Der private Konsum wird 2018 um 1,5 Prozent wachsen. In den Jahren 2019 und 2020 wird mit einer leichten
Abschwächung auf 1,4 Prozent bzw. 1,3 Prozent gerechnet.
Arbeitslosenquote sinkt nicht unter 4,9 Prozent
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist einerseits von einem außergewöhnlich starken Beschäftigungswachstum
geprägt. Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten wird heuer um 2,2 Prozent zulegen. 2019 und
2020 wird angesichts des Auslaufens des Konjunkturzyklus mit einem Beschäftigungswachstum von 1,4 Prozent
bzw. 1,1 Prozent gerechnet. Andererseits sinkt die Arbeitslosenquote (Eurostat) aufgrund des starken Anstiegs des
Arbeitskräfteangebots nur in geringem Ausmaß. Sie wird von 5,5 Prozent im Jahr 2017 auf 5,0 Prozent
heuer und auf 4,9 Prozent im nächsten Jahr zurückgehen und danach auf diesem Niveau verharren.
Inflation geht 2020 auf 1,9 Prozent zurück
Die HVPI-Inflationsrate liegt im Jahr 2018 mit 2,2 Prozent auf demselben Niveau wie 2017. Bis 2020 wird die Teuerung
auf 1,9 Prozent sinken. Dieser Rückgang ist im Wesentlichen auf die Entwicklung der Energiepreise zurückzuführen.
Die Energiekomponente des HVPI wird aufgrund der annahmegemäß rückläufigen Ölpreise sinken.
Die Lohnstückkosten werden nur moderat steigen und damit die Teuerung nicht anheizen.
Ausgeglichener Budgetsaldo
Der gesamtstaatliche Budgetsaldo wird im Jahr 2018 ausgeglichen sein. Dank des anhaltend günstigen Konjunktur-
und Zinsumfelds erwartet die OeNB Budgetüberschüsse für die Jahre 2019 und 2020. Die Schuldenquote
wird bis 2020 auf 67,5 Prozent des BIP zurückgehen. Hauptgründe hierfür sind die Budgetüberschüsse
(bzw. ein ausgeglichener gesamtstaatlicher Budgetsaldo im heurigen Jahr) sowie das hohe nominelle BIP-Wachstum;
hinzu kommt die fortlaufende Schuldenreduktion der staatlichen Abbaubanken durch den Verkauf von Vermögenswerten
sowie die Auflösung von Kassenreserven.
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