Wirtschaftsaufschwung bringen die VAE auf Platz 1 und die Schweiz erstmals unter die Top 10.
Wien (acredia) - Die österreichische Kreditversicherung ACREDIA veröffentlicht für das erste
Quartal 2018 die Top 10 Exportländer mit den höchsten Zahlungsverzügen gegenüber ihren Versicherungsnehmern.
Verglichen wurden die Zahlen zum Ende des ersten Quartals 2018 mit jenen des vierten Quartals 2017.
Vereinigte Arabische Emirate: EXPO 2020 als Wirtschaftsmotor
Aktuell auf Platz eins der Liste jener Länder, aus denen die Zahlung am häufigsten ausbleibt, sind die
Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Die Föderation ist finanziell solide aufgestellt und die steigenden
Ölpreise wirken sich positiv auf die Investitionsfreude aus. Der vor allem aus Erdöl- und Erdgasvorkommen
stammende Reichtum ist allerdings in den sieben Emiraten unterschiedlich verteilt. Die VAE arbeiten an der Diversifizierung
der Volkswirtschaft, um die Abhängigkeit von Öl und Gas zu reduzieren, und die Branchenvielfalt wächst.
Anfang des Jahres wurde als zusätzliche Einnahmequelle eine Mehrwertsteuer eingeführt – ein Novum für
die VAE. Ein wirtschaftlicher Wachstumstreiber ist und bleibt die EXPO 2020 im Finanzdienstleistungszentrum Dubai.
Für Bauaufträge und in Infrastruktur-Projekte werden Milliarden investiert.
"Das Geschäftsklima ist günstig und für unsere Exporteure bleiben die VAE ein wichtiger Markt.
Dennoch gibt es Risiken, die jeder Exporteur im Auge behalten sollte. Das sind unter anderem die geopolitische
Instabilität in der Region und die Ölpreisentwicklung", fasst Norbert Kosbow, Bereichsleiter Commercial
Underwriting bei ACREDIA, die zukünftige Entwicklung zusammen.
Schweiz: Bleibt hochinnovativ auf wirtschaftlichem Erfolgskurs
Schweizer Unternehmen sind laut ACREDIA äußerst zuverlässige Zahler. Im weltweiten Kontext
hat das kleine Industrieland mit circa 8 Millionen Einwohnern eine hohe Kaufkraft, gilt als hochinnovativ und international
wettbewerbsfähig – vor allem in den traditionellen Industriebranchen. Die Erholung vom Frankenschock 2015
setzt sich weiter fort und die Konjunkturperspektiven für das laufende Jahr bleiben günstig.
"Alles in allem ist die Schweiz ein Exportpartner mit Bestnoten und die Exporte unserer Versicherungsnehmer
steigen stetig. Damit ziehen nun auch die Zahlungsverzüge an", eine Tatsache, die laut Kosbow kein Grund
zur Sorge sei, sondern einfach eine logische Konsequenz aus der erhöhten Geschäftstätigkeit. "Dennoch
gilt auch für die Schweiz: Bleibt eine Zahlung aus, dann mahnen Sie sofort", erinnert Kosbow.
Italien: Drittgrößter Exportpartner Österreichs erholt sich nur schwer
Die Wirtschaft in Italien wächst verhalten. Mit einem Plus von 1,5 Prozent im Jahr 2017 (Quelle: IWF)
bleibt das Land unter dem EU-Durchschnitt von 2,4 Prozent und damit eines der EU-28-Schlusslichter. Die politische
Instabilität ist ein Dauerrisiko und mit ein Grund, warum notwendige wirtschaftliche Reformen nicht voranschreiten.
Nicht nur für die österreichische Wirtschaft, sondern auch für die Versicherungsnehmer der ACREDIA
ist Italien ein wichtiger Markt. „Wie es jetzt nach der Regierungsbildung weitergeht, bleibt abzuwarten. Leider
kennen wir Italien als eines jener Länder, aus denen Zahlungen vergleichsweise lange dauern können. Exporteure
warten durchschnittlich über 80 Tage bis zur Bezahlung ihrer Forderung“, stellt Kosbow fest.
Serbien: Durchlebt schwierigen Transformationsprozess
Seit Jahren durchlebt Serbien den Wandel von einer Zentralverwaltungswirtschaft zur Marktwirtschaft. 2018 wird
mit einem BIP-Wachstum von 3 Prozent gerechnet, das sich hauptsächlich auf die lebhafte Inlandsnachfrage,
steigende Investitionen, dynamischere Exporte und eine verbesserte Arbeitslage stützt. Für Infrastrukturprojekte
bekommt das Land Finanzhilfen aus China und Russland. Trotz aller optimistischer Aussichten bleiben die zukünftigen
Herausforderungen enorm: Es gilt die Arbeitslosenrate weiter zu senken, die Finanzlage zu stabilisieren, eine Pensionsreform
und einen Verwaltungsabbau durchzuführen und die Korruption zu bekämpfen. „Serbien arbeitet hart daran,
bis zu seinem EU-Beitritt, der spätestens 2025 erfolgen soll, an Stärke zu gewinnen. Das Land bewegt
sich auf einem gesunden Wachstumspfad. Der aktuelle Anstieg der Zahlungsverzüge zeigt, dass dieser Weg kein
einfacher ist. Wir bleiben aber zuversichtlich“, so Kosbow.
Auf einen Verzug folgt meist ein Schaden
In 75 Prozent der Fälle ist ein Verzug der Vorläufer eines Schadensfalles. Das restliche Viertel
resultiert aus der Insolvenz von Abnehmern. „Wenn unsere Versicherungsnehmer steigende Verzüge melden, dann
ist das für uns ein wichtiger Indikator für die zukünftige Entwicklung eines Landes. Denn genau
in diesen Ländern werden erfahrungsgemäß auch die Schäden steigen“, erklärt Kosbow.
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