Österreich schließt sich der Entwicklung der nächsten Generation von Hochleistungsrechnern
und –infrastrukturen an.
Brüssel/Wien (ec) - In Anwesenheit der für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft zuständigen
EU-Kommissarin Mariya Gabriel hat der österreichische Bildungs-, Wissenschafts- und Forschungsminister Heinz
Faßmann am 13. Juni in Wien die EuroHPC-Erklärung unterzeichnet.
Österreich ist somit das 18. europäische Land, das sich dieser nationalen und europäischen Initiative
zur Entwicklung der nächsten Generation von Hochleistungsrechnern und -infrastrukturen anschließt.
Andrus Ansip, für den digitalen Binnenmarkt zuständiger Vizepräsident der EU-Kommission, und Mariya
Gabriel begrüßten diesen Schritt: „Wir sind sehr froh, dass Österreich sich an diesem europäischen
Projekt beteiligt. Nur wenn wir gemeinsam an der Entwicklung von Supercomputern arbeiten, können wir unseren
Unternehmen und der Forschung die richtigen Instrumente an die Hand geben. Von Vorteil ist das auch für Anwendungen
in Bereichen wie Parallelverarbeitung, Physik, Medizin, Medizintechnik oder Klimaforschung. Deshalb hoffen wir,
dass der Rat die EuroHPC-Verordnung rasch verabschiedet.“
Bundesminister Heinz Faßmann hob die Bedeutung für Österreich und die EU hervor: „Das Hochleistungsrechnen
ist eine ganz wesentliche Ressource für Österreich. In vielen Forschungsbereichen hängt der Fortschritt
geradezu von Hochleistungsrechnern und -infrastrukturen ab. Daher ist es für Österreich wichtig, dass
wir über unsere eigene Forschung hinaus Zugang zu diesen Spitzenressourcen erhalten.
Die Unterzeichnung der EuroHPC-Erklärung ist für uns nicht nur ein Zeichen europäischer Solidarität,
sondern auch ein Beitrag zu einem starken Europäischen Forschungsraum und zur Sicherung der internationalen
Wettbewerbsfähigkeit unserer Forscherinnen und Forscher.
Superrechner sind ein hervorragendes Beispiel für die Notwendigkeit, länderübergreifend zusammenzuarbeiten.
Dieser europäische Mehrwert macht uns konkurrenzfähig im Hinblick auf Asien und Nordamerika.
Unsere Beteiligung wird Österreich Möglichkeiten eröffnen, von denen wir heute noch nichts ahnen.
Daher freue ich mich, der österreichischen Wissenschaft, Wirtschaft und Industrie Zugang zu dieser europäischen
Hochleistungsinfrastruktur bieten zu können, sobald sie verfügbar ist.“
Mit der Unterzeichnung der EuroHPC-Erklärung hat Österreich auch seine Absicht bekundet‚ dem von der
EU-Kommission im Jänner vorgeschlagenen Gemeinsamen Unternehmen „EuroHPC“ beizutreten‚ sobald es vom Rat der
Europäischen Union förmlich beschlossen worden ist.
Ziel dieses Unternehmens ist der Aufbau einer EU-weiten Hochleistungsrecheninfrastruktur mit einer Gesamtwertschöpfungskette,
die von Technologiekomponenten bis hin zu Systemen, Maschinen, Anwendungen und Fertigkeiten reicht. Die EuroHPC-Infrastruktur
kann von allen teilnehmenden Ländern fair und transparent genutzt werden.
EU- und einzelstaatliche Ressourcen sollen mit folgender Zielsetzung gebündelt werden:
- Aufbau und Einrichtung einer europaweiten Hochleistungsrecheninfrastruktur
von Weltrang bis 2020, die hundert Billiarden oder 1017 Rechenoperationen pro Sekunde durchführen kann, um
der Nachfrage aus Forschung und Industrie zu entsprechen
- Förderung der Entwicklung einer europäischen Hochleistungsrechentechnik,
einschließlich der ersten europäischen Mikroprozessorgeneration mit geringem Stromverbrauch; ferner
Beteiligung am Entwurf europäischer Exa-Rechner (1018 Rechenoperationen pro Sekunde)
- Förderung von Anwendungen und Qualifikationen sowie
einer breiteren Nutzung von Hochleistungsrechnen
Mit einem Gesamtbudget von rund 1 Mrd. EUR soll das Gemeinsame Unternehmen seine Arbeit 2019 aufnehmen und bis
Ende 2026 in Betrieb bleiben. Im Zuge offener und wettbewerblicher Ausschreibungen soll finanzielle Unterstützung
in Form von Aufträgen und Forschungsstipendien gewährt werden. Die neue Infrastruktur wird im gemeinsamen
Eigentum ihrer Mitglieder stehen und von ihnen gemeinsam betrieben. Bei diesen Mitgliedern handelt es sich um die
Unterzeichnerländer der EuroHPC-Erklärung sowie um private Mitglieder aus Wissenschaft und Industrie.
Der Beitritt weiterer Mitglieder ist jederzeit möglich, soweit sie einen entsprechenden Finanzbeitrag leisten.
Hintergrund
Anlässlich des Digitalen Tages wurde die EuroHPC-Erklärung am 23. März 2017 in Rom von Deutschland,
Frankreich, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Portugal und Spanien unterzeichnet. Seitdem sind Belgien, Slowenien,
Bulgarien, die Schweiz, Griechenland‚ Kroatien‚ Tschechien‚ Zypern, Polen und Litauen hinzugekommen.
HPC-Rechner, auch als Supercomputer bekannt, bestehen aus Tausenden von Prozessoren, die gleichzeitig Milliarden
von Daten in Echtzeit verarbeiten können. In der Industrie sowie in Klein- und Mittelbetrieben können
sie für innovative Lösungen, Kostensenkungen und eine raschere Marktreife von Produkten und Dienstleistungen
sorgen. In Forschungsbereichen wie Klimamodellierung oder Genomsequenzierung können Supercomputer zu Durchbrüchen
verhelfen. Ihr Potenzial im Hinblick auf bessere Behandlungsmethoden, personalisierte Gesundheitsfürsorge,
Verhütung und Bewältigung von Naturkatastrophen, Entwicklung komplexer Verschlüsselungstechniken
sowie Produktion innovativerer Waren und Dienstleistungen ist enorm.
HPC ist das Rückgrat einer dynamischen Datenwirtschaft. Eine EuroHPC-Infrastruktur wird die EU voranbringen
und gleichzeitig für Datenschutz, Schutz der Privatsphäre und Sicherheit sorgen.
Auch die Art der Forschung und die Weitergabe von Wissen werden sich ändern. Es ist der Übergang zu einer
„offenen Wissenschaft“, die globaler, kooperativer, kreativer und bürgernäher ist.
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