Ein Drittel der österreichweiten Anbaufläche liegt im Burgenland, hohes Potential
für die heimische Landwirtschaft
Eisenstadt (blms) - Das Burgenland ist führend in der Produktion von Soja in Österreich. Auf 65.000
ha wird in Österreich Soja gepflanzt. Fast ein Drittel der Anbaufläche, 21.000 ha, entfallen auf das
Burgenland. Mit rund 13 Prozent der Ackerfläche im Burgenland hat die Sojabohne eine nicht zu unterschätzende
Bedeutung für den österreichischen Ackerbau eingenommen. „Die Weiterentwicklung des Soja-Anbaus im Burgenland
ist im Interesse der burgenländischen Landwirtschaft. Österreich ist mit dem Soja-Anbau Vorreiter. Das
ist nicht nur für die Eiweißproduktion wichtig, sondern wirkt sich auch positiv auf die landwirtschaftlichen
Einkommen aus. Mit Soja erzielen unsere Landwirte gute und seit Jahren stabile Preise“, so Agrarlandesrätin
Verena Dunst am 11. Juni im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz anlässlich 140 Jahre Soja im Burgenland,
Österreich und Europa mit Bernd Bodiselitsch, Geschäftsführer von Imprint Analytics, Josef Willim,
Geschäftsführer BAG Ölmühle, Matthias Krön, Obmann und Geschäftsführer des Vereins
Donau Soja, und LK-Präsident Nikolaus Berlakovich in Neutal. In Neutal fiel auch der Startschuss zur sogenannten
„Eiweißwende-Tour“ die bis 25. Juni an zehn Stationen in Italien, Österreich, Ungarn, Deutschland und
der Schweiz stattfindet.
Ein Grund für den steigenden Bedarf an Soja seien auch die geänderten Wünsche der Konsumenten bei
der Ernährung, so die Agrarlandesrätin: „Die vegane Schiene, die immer mehr boomt, spielt dabei auch
eine Rolle. Wir brauchen Soja also immer mehr auch abseits der Futtermittelproduktion, diese bleibt aber weiter
der größte Abnehmer.“ Im Burgenland sei besonders der Süden des Landes für den Sojaanbau geeignet.
„Soja ist ein Zugpferd für die Landwirtschaft. Auch im letzten Jahr haben wir die Anbaufläche weiter
ausgebaut.“
Vor 140 Jahren wurde im Burgenland. Österreich und Europa erstmals Soja angebaut, erklärt Matthias Krön,
Obmann und Geschäftsführer des Vereins Donau Soja. Dem Burgenland streut Krön Rosen: „Das Burgenland
hat die Eiweißwende geschafft. Hier wird mehr Soja produziert als verbraucht. Das ist mit Hilfe der Politik
und Interessenvertretern wie der Burgenländischen Landwirtschaftskammer gelungen. Diese Wende brauchen wir
auch in Europa.“ 40 Millionen Tonnen Soja würden jährlich in die EU importiert, so Krön. Das entspreche
einer Fläche von „Deutschland, Burgenland, Ungarn und noch ein paar Ländern“, rechnet der Experte vor.
Ziel sei eine „europäische Eiweißstrategie hin zur nachhaltigen Eiweißwende, das heißt,
weg von einer oft auf Raubbau, Abholzung und Gentechnik beruhenden transkontinentalen Eiweißversorgung hin
zu einer mehr regionalen, gentechnikfreien, europäischen, nachhaltigen Eiweißversorgung.“
Herkunftskontrolle: Imprint Analytics in Neutal top
Bei der Herkunftsprüfung von Soja nimmt Imprint in Neutal eine zentrale Funktion ein.
„Wir haben die weltweit größte Soja-Datenbank aufgebaut, und bauen diese weiter aus. Damit steht uns
ein Tool zur Verfügung, um die Herkunft weltweit nachzuweisen. Wichtig ist, dass wir unabhängig von den
Herkunftsdokumenten, nur über die Frucht, die Herkunft der Sojabohne, und mittlerweile auch des Sojaschrots,
feststellen können“, weist Bernd Bodiselitsch, Geschäftsführer von Imprint Analytics, auf die Problematik
falsch deklarierter Dokumente hin. Man könne nicht nur europäisches Soja von amerikanischem oder südamerikanischem
Soja eindeutig unterscheiden, sondern auch den Einsatz von Glyphosat nachweisen. „Gentechnisch veränderte
Sojapflanzen sind gegen Glyphosat immun. Deshalb wird Glyphosat dort eingesetzt. Bei der Anwendung dieses Round-Ups
geht alles außer der gentechnisch veränderten Pflanze ein.“ Zudem sei bei großen, direkt in Häfen
angesiedelten Mühlen eine Herkunftskontrolle nur per Dokumente nicht möglich, ist Bodiselitsch überzeugt.
„Produzenten außerhalb Europas setzen gentechnisch veränderte Pflanzen und Glyphosat ein. Über
Futtermittel kommen diese in die Nahrungsmittelkette des Menschen. Wir brauchen eine europäische Eiweiß-Strategie,
weil wir von den Eiweißimporten wegkommen müssen“, fordert Burgenlands WK-Präsident Nikolaus Berlakovich.
Das Burgenland sei hier Vorbild: „Soja ist bei uns mittlerweile eine zentrale Alternative bei der Fruchtfolge und
liegt im Burgenland bei den Feldfrüchten auf dem 3. Platz, in Österreich an vierter Stelle. Die Frucht
spielt nicht nur in der Biolandwirtschaft, sondern auch im konventionellen Anbau eine große Rolle.“
Soja wertvollstes Futtermittel weltweit, Forderung nach klarer Kennzeichnung
Seit Jahresbeginn wurde die Soja-Anbaufläche in Österreich um weitere 2.600 ha ausgebaut. Dennoch
werden jährlich 500.000 Tonnen Soja nach Österreich importiert. „Soja-Schrot ist das weltweit wichtigste
Futtermittel und aus der Fleischproduktion nicht wegzudenken. Keine andere Pflanze ist so wertvoll in der Tiernahrung“,
erklärt Josef Willim, Geschäftsführer der BAG Ölmühle. Willim plädiert dafür,
Lebensmittel wie Fleisch so zu kennzeichnen, dass für den Konsumenten klar ist, „von wo das Schrot stammt,
mit dem gefüttert wird“. Die BAG als größter Soja-Verarbeiter Österreichs verarbeitet derzeit
70.000 Tonnen Soja im Jahr ausschließlich aus europäischer Produktion – Schrot für den Futtermittelbereich
und Öl für die Lebensmittelindustrie.
Startschuss für die „Eiweißwende-Tour“
Vor 140 Jahren wurde im Burgenland, Österreich und Europa erstmals Soja angebaut. Anlässlich des
140-jährigen Jubiläums fiel am 11. Juni in Neutal fiel der Startschuss zur „Eiweißwende-Tour“,
die bis 25. Juni an zehn Stationen in Italien, Österreich, Ungarn, Deutschland und der Schweiz stattfindet.
Organisator der Tour ist der in Wien ansässige Verein Donau Soja. Als Europäischer Sojaverband ist der
Verein bei der Promotion von Soja in Zentral- und Mitteleuropa tonangebend.
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