Digitalisierung, Technik im Überfluss und Städte, die aus allen Nähten platzen.
Wien (bmnt) - Unser vernetztes Leben am sogenannten Puls der Zeit bietet der städtischen Bevölkerung
viele Möglichkeiten und neue Zugänge zu Bildung, Kultur und Arbeit. Aber wie steht es um unser körperliches
und psychisches Wohlbefinden? Wird unsere moderne städtische Gesellschaft unserem Grundbedürfnis nach
Naturerfahrung noch gerecht? Wir sagen ja, wenn der Wald bei der Stadtplanung eine Rolle spielt.
Mehr als 50 % der weltweiten Bevölkerung lebt in Städten. Bis zum Jahr 2050 nimmt man an, dass bereits
rund 70 % der Menschen Städter sein werden.
Nicht nur die Anzahl der Städter weltweit steigt, auch die Städte selbst werden immer größer:
Im Jahr 2014 zählte man weltweit bereits 28 sogenannte Megacities, die für rund 10 Millionen Menschen
Zuhause sind. 16 dieser Megacities befinden sich in Asien, vier in Lateinamerika, jeweils drei in Afrika und Europa
und zwei in Nordamerika. Tokyo hat weltweit die meisten Einwohner, nämlich unfassbare 38 Millionen, dicht
gefolgt von Delhi (25 Millionen) und Shanghai (23 Millionen).
Die weltweiten Gesundheitszahlen zeichnen leider ein trauriges Bild: 1,2 Millionen Menschen weltweit sterben jährlich
an Luftverschmutzung, 300 Millionen leiden an Depressionen und 7% an Burnout. Rund 60 % aller Krankenstände
weltweit ist auf Stress zurückzuführen.
Die Natur und die Wirkung von Naturkontakt auf uns Menschen sind mittlerweile im Fokus zahlreicher wissenschaftlicher
Studien. Eines ist klar: Natur tut gut, fördert unser Wohlbefinden und trägt zu einer gesunden Lebensweise
bei. „Vor allem Wälder im städtischen Umfeld können diesbezüglich eine große Rolle übernehmen“,
meint Dr. Peter Mayer vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW). Gut durchdachte Grünflächen durchziehen
die graue Landschaft einer Stadt wie eine Lunge und stellen sicher, dass die Natur auch tatsächlich vor unserer
Haustüre liegt. Denn nur so können wir sie aktiv in die Gestaltung unserer Freizeit und unseren Alltag
integrieren.
Studien deuten darauf hin, dass ein positiver Zusammenhang zwischen der Erreichbarkeit von Waldgebieten und der
physischen Gesundheit der lokalen Bevölkerung besteht. Besucht man einen Stadtwald nach der Arbeit, so erhöhen
sich die positiven Emotionen stärker, als wenn man sich nach der Arbeit im städtischen Umfeld aufhält.
Waldgebiete und städtische Parks sind für Kinder und Jugendliche aus allen gesellschaftlichen Schichten
reizvoll, um neue soziale Kontakte zu knüpfen.
Spaziergänge oder der Fußweg in die Arbeit durch den nahe gelegenen Park, eine grüne Pause unter
Bäumen während des stressigen Büroalltags, regelmäßige sportliche Betätigung, eine
generelle aktive Lebensweise. Das alles kann durch solche Grünflächen begünstigt werden. Das wiederum
kann so mancher Krankheit vorbeugen, zur Gesundheitsförderung beitragen und nicht zu guter Letzt unser allgemeines
Wohlbefinden steigern.
„Wälder in der Stadt sind mit Sicherheit nicht der einzige Weg, gegen Krankheiten vorzubeugen, Wohlbefinden
zu steigern oder zu erhalten. Aber regelmäßiger Kontakt mit der Natur und körperliche Aktivität
sind ein wichtiger Puzzlestein auf dem Weg zu mehr psychischer Widerstandsfähigkeit: also die Fähigkeit,
auch schwierige Situationen bewältigen zu können“, ist sich Peter Mayer, Leiter des BFW, sicher. Denn
die Natur, nicht nur in der Stadt, kann uns so manches in Sachen Beständigkeit lehren.
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