Wien (onb) - Die Österreichische Nationalbibliothek konnte vor kurzem einen Teilnachlass Ingeborg Bachmanns
erwerben. Der umfangreiche Bestand mit Briefen und bedeutenden Materialien aus ihrer Studienzeit wurde in Berlin
für 130.000 Euro ersteigert. Er ergänzt den bereits in der Bibliothek verwahrten literarischen Nachlass
der Schriftstellerin.
Teilnachlass Ingeborg Bachmann
Der 1.200 Seiten umfassende Teilnachlass stammt zum Großteil aus den Jahren 1945 bis 1950, als Ingeborg
Bachmann Philosophie, Psychologie, Germanistik und Rechtswissenschaft an den Universitäten in Innsbruck, Graz
und Wien studierte. Bei dem im Berliner Auktionshaus Nosbüsch & Stucke um 130.000 Euro ersteigerten Konvolut
handelt es sich um Vorlesungsmitschriften und Exzerpte sowie Vorarbeiten zu ihrer Dissertation, in der sich die
Schriftstellerin kritisch mit dem deutschen Philosophen Martin Heidegger auseinandersetzt. Darüber hinaus
befinden sich in dem Bestand Briefe an ihre Schulfreundin Ingeborg Frey, in denen Bachmann u. a. über ihre
Arbeit an der Dissertation berichtet. Aber auch Entlehnscheine aus der Österreichischen Nationalbibliothek
sind darunter.
Der Teilnachlass stammt aus dem Besitz der Familie Bachmann und wird demnächst an die Österreichische
Nationalbibliothek überstellt. Dort wird er im Literaturarchiv katalogisiert und für die Benutzung erschlossen.
Diese neuen Materialien ergänzen den bereits an der Bibliothek verwahrten umfangreichen literarischen Nachlass
der Schriftstellerin auf ideale Weise.
Bachmanns literarischer Nachlass
Die Österreichische Nationalbibliothek erhielt bereits 1975 den literarischen Nachlass Ingeborg Bachmanns,
die 1973 unter tragischen Umständen in Rom starb und heute zu den wichtigsten Schriftstellerinnen des 20.
Jahrhunderts zählt. Die auf 40 Archivboxen aufgeteilten Unterlagen waren eine großzügige Schenkung
der Erbengemeinschaft Bachmanns und umfassen das gesamte literarische Werk und die äußerst umfangreiche
Korrespondenz mit zahlreichen SchriftstellerInnen, Philosophen und Komponisten sowie einige Lebensdokumente und
Sammelstücke. Dieser Nachlass wurde 2016 von der UNESCO in die nationale Liste des Dokumentenerbes "Memory
of Austria" aufgenommen. Teile daraus sind permanent im Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek
ausgestellt, weitere Objekte daraus waren zuletzt in der Sonderausstellung "Im Rausch des Schreibens. Von
Musil bis Bachmann" zu sehen. Das handschriftlich! korrigierte Typoskript ihres berühmten Gedichtes "Böhmen
liegt am Meer" ist im September 2018 als "Objekt des Monats" in der großen Jubiläumsausstellung
"Schatzkammer des Wissens. 650 Jahre Österreichische Nationalbibliothek" im Prunksaal zu sehen.
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