IOC-Vizepräsident informierte in Graz

 

erstellt am
22. 06. 18
13:00 MEZ

Juan Antonio Samaranch beantwortete Fragen der StadtregiererInnen
Lausanne/Graz (stadt) - Juan Antonio Samaranch brennt für die Olympische Idee. Das spürt man sofort, wenn man seinen Worten folgt. Seit 2016 ist der Spanier Vize-Präsident des Internationalen Olympischen Kommitees. Seit 2012 an Bord, war er auch in den Jahren davor auf nationaler Ebene für die Spiele tätig. Gemeinsam mit Hannah Burns, der IOC-Promotion-Leiterin, war er am 21. Juni in Graz zu Gast, um die Fragen der Stadtregierungs- und Gemeinderatsmitglieder zu beantworten. Dafür wurde ihm über alle Fraktionen hinweg Dank ausgesprochen. Bürgermeister Siegfried Nagl betonte: „Das eine gute Gelegenheit für uns, die Sichtweise des IOC näher kennenzulernen."

Effizienz & Flexibilität
Samaranch, der zum ersten Mal in Graz Station machte, betonte zu Beginn seiner Ausführungen: „Ich möchte niemanden überzeugen. Das ist nicht meine Aufgabe. Sondern ich möchte Ihnen unsere Arbeit erklären und Ihre Sorgen und Bedenken bestmöglich zerstreuen." Die Veränderungen, die das Olympische Kommitee im Rahmen der Agenda 2020 beschlossen hat, stellte der IOC-Vizepräsident vorne an und kam auch während des gesamten Gesprächs, das im Trauungssaal des Rathauses stattfand, immer wieder darauf zu sprechen. Ziel der Agenda ist es ja, die Spiele wieder zu ihrem Ursprung zurückkehren zu lassen. Den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, für Nachhaltigkeit und Finanzierbarkeit zu sorgen. „Wir setzen nun auf Effizienz und Flexibilität. Unsere Anforderungen sind nicht mehr so streng wie früher", betonte Samaranch. „Nicht die Austragungsorte müssen sich an die Olympischen Spiele anpassen, sondern umgekehrt." Und zum Thema Nachhaltigkeit erklärte er: „Wir möchten schließlich, dass sich die Menschen über die Spiele freuen - und das auch noch Jahre danach."

Infrastruktur
In der offenen Fragerunde bildete dann das Thema Infrastruktur den Auftakt. Dazu hatte Samaranch eine klare Antwort parat: „Wir nutzen die Infrastruktur, die Sie in Ihrem Land haben. Die Zugverbindung nach Schladming etwa ist ideal. Mehr brauchen wir nicht. Was für die Menschen gut ist, ist für uns auch gut."

Finanzierung
Eine zentrale Rolle spielte für alle anwesenden Regierungsmitglieder die Finanzierung der Spiele. Hier erteilte der IOC-Vizepräsident folgende Auskunft: „Es gibt zwei Budgets: eines für die Organisation und eines für die Infrastruktur. Zur Organisation zahlen wir seitens des IOC 935 Millionen Dollar dazu. Zwei Drittel in Bar, ein Drittel durch Leistungen. Wenn Sie in diesem Bereich mit Investitionen von 1,5 Milliarden rechnen, sollte das ausreichen. Es kam hier noch in allen Fällen unterm Strich ein Gewinn heraus." Was das Infrastrukturbudget betrifft, so liege dessen Umfang ganz klar im Ermessen des Austragungslandes. „Wenn Sie einen neuen Flughafen bauen möchten, dann tun Sie das. Sie müssen es aber auch selbst finanzieren. Wir verlangen es aber nicht von Ihnen." In diesem Zusammenhang tauchte das Beispiel Sotschi auf, wo gewaltige 50 Milliarden investiert wurden: „Hier hat man eine Sommer- und Winterdestination völlig neu aus dem Boden gestampft. Dorthin fahren die Russen jetzt zu jeder Jahreszeit. Aber das lag in ihrem Ermessen." Was diesen Punkt betrifft, so machte der IOC-Vize auch kein Hehl daraus: „Wir möchten die Olympischen Spiele wieder in Europa sehen. Und die Winterspiele an einem Ort, wo der Wintersport zu Hause ist. Wir möchten unsere Batterien wieder in einem traditionellen Wintersportgebiet aufladen." Detailfragen zur Finanzierung könnten von den IOC-Finanzexperten umfassend beantwortet werden.

Host-City-Vertrag
Mehrere Fragen betrafen den Vertrag, der zwischen dem IOC und der Host-City abgeschlossen wird. Hier erklärten Samaranch und Burns, dass die Fassung des Vertrages ab 2. Juli auf der Webside des IOC veröffentlicht wird. Was den Vertragspartner betrifft, so gebe es Flexibilität. Auch mehrere Personen könnten unterzeichnen. Was die Haftung anlangt: Der Vertrag werde klare Regeln beinhalten und jeder Partner habe seinen Teil zu erfüllen. Nachträgliche Vertragsänderungen habe es in der Vergangenheit nur dann gegeben, wenn sie Kostenreduzierungen herbeigeführt hätten.

Volksbefragung
Während die IOC-VertreterInnen das Thema Referendum ganz klar in der Zuständigkeit der Stadt Graz sehen, ließ man aber auch wissen, dass die Ergebnisse natürlich beachtet und respektiert werden: „Wir möchten die Spiele nicht an einem Ort austragen, an dem wir nicht willkommen sind. Wie man Referenden zu interpretieren hat, ist aber in erster Linie Sache der lokalen Politik."

Inspiration
Bei der Dringlichkeit und Notwendigkeit, alle Unklarheiten und Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Austragung der Spiele zu beseitigen, positionierte der IOC-Präsident immer wieder die Botschaft der Spiele und ihre Auswirkungen auf die Menschen ganz klar: „Olympische Spiele inspirieren die Bevölkerung, sie vermitteln Werte. Das ist keine große Party.“

Sicherheit
Was die Sicherheit rund um die Austragung der Olympischen Spiele betrifft, so schätzt Samaranch die Situation ähnlich wie bei allen Großveranstaltungen rund um den Erdball ein: „Sie haben ja mit der Austragung der Special Olympics beispielsweise bewiesen, dass Sie das gut können. Hier mischen wir uns auch nicht ein, wie viele Polizisten Sie bereitstellen und so weiter."

Intelligente Winterspiele
Zum Abschluss der Fragerunde unterstrich Bürgermeister Nagl noch einmal: „Wir haben mit den Spielen eine Chance, Graz nach innen zu verändern und unsere Botschaft in die Welt hinauszuschicken.“ Juan Antonio Samaranch bekräftigte von seiner Seite: „Wir wollen intelligente Winterspiele, keine Luxusspiele.“

 

 

 

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