Die Transportleistung heimischer Straßengütertransporteure ist 2017 um 1,6 Prozent
zurückgegangen, der Branchenumsatz dürfte 2017 jedoch um wenigstens 3 Prozent nominell gestiegen sein
Wien (bank austria) - Die Transportleistung österreichischer Straßengütertransporteure,
also das beförderte Gütervolumen mal der Wegstrecke, ist 2017 um 1,6 Prozent gesunken. Das Minus ist
wie in den letzten Jahren großteils im grenzüberschreitenden Verkehr angefallen. „Trotz des Leistungsrückgangs
dürfte Österreichs Fuhrgewerbe das Jahr 2017 aber mit einem Umsatzplus im Bereich von 3 Prozent beendet
haben. Diese Entwicklung zeigt, dass das Auslandsengagement und der Auslandsumsatz der Transportunternehmen weiter
an Gewicht gewonnen haben“, sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Günter Wolf. Der Umsatz ausländischer
Töchter wird den Unternehmen in Österreich zugerechnet, nicht aber ihre Transportleistung mit im Ausland
registrierten Lkw.
Anteilsverluste im grenzüberschreitenden Gütertransport
Die Transportleistung des Fuhrgewerbes mit in Österreich registrierten Fahrzeugen ist von 2008 bis 2016 um
31 Prozent gesunken. Die Anteilsverluste sind im Wesentlichen der gestiegenen internationalen Konkurrenz im grenzüberschreitenden
Straßengüterverkehr geschuldet. Von den knapp 40 Milliarden Tonnenkilometern, die im Straßengütertransport
2016 über österreichische Außengrenzen hinweg durchgeführt wurden, entfielen auf heimische
Lkw weniger als 20 Prozent, 2008 waren es noch 38 Prozent. 2017 lag der Rückgang der grenzüberschreitenden
Transportleistung im Fuhrgewerbe bei 5 Prozent und dürfte überwiegend von ausländischen Unternehmen
ausgeglichen worden sein (internationale Daten stehen noch nicht zur Verfügung).
Den Großteil der Anteile der Transportleistung im grenzüberschreitenden Straßengütertransport
haben Österreichs Unternehmen an Transporteure aus den neuen EU-Mitgliedsländern verloren. Ihre Anteile
sind von rund 30 Prozent 2008 auf rund 50 Prozent 2016 gestiegen; weitere 11 Prozent entfallen auf deutsche Lkw.
„Die Statistik lässt hier große Leistungseinbußen für österreichische Unternehmen vermuten.
Im Endeffekt dürfte aber die Entwicklung im grenzüberschreitenden Gütertransport weniger dramatisch
sein. Zumindest ein Teil der Transporte wurde mit Fahrzeugen ausgeführt, die die heimischen Transportunternehmen
im Ausland angemeldet, das heißt ausgeflaggt haben, oder die über Auslandstöchter österreichischer
Unternehmen abgewickelt wurden“, sagt Wolf.
Während Umsätze ausländischer Töchter den heimischen Unternehmen zugerechnet werden und damit
den Branchenumsatz steigern, fließt die Transportleistung mit im Ausland registrierten Lkw nicht in die Zahlen
ein. Dass der Branchenumsatz wächst, die Transportleistung aber rückläufig ist, zeigt die wirtschaftliche
Bedeutung der Auslandsengagements beziehungsweise der ausgeflaggten Lkw-Flotten für das heimische Fuhrgewerbe.
Von 2008 bis 2016 ist der Umsatz im Straßengütertransport um insgesamt 8 Prozent nominell gestiegen.
Auch die Ertragslage hat sich im Branchendurchschnitt verbessert. Dies zeigt die Umsatzrentabilität der Unternehmen
im Sample der KMU Forschung Austria, die von durchschnittlich 1,2 Prozent 2011 auf 3,3 Prozent 2016 gestiegen ist.
Dieser Anstieg ist insofern auch bemerkenswert, als im selben Zeitraum die erzielten Preise im Straßengüterverkehr
in Österreich nur um knapp 9 Prozent, die Kosten allerdings um 12 Prozent gestiegen sind.
Nach gutem Start wird die Transportkonjunktur 2018 voraussichtlich abkühlen
Das wirtschaftliche Umfeld des Transportgewerbes bleibt 2018 günstig. Die Wirtschaft in Österreich wächst
voraussichtlich wie im gesamten EU-Raum nur wenig langsamer als im Vorjahr, wobei wichtige Nachfrageimpulse nach
wie vor von der Industrie und der Bauwirtschaft kommen.
In den ersten Monaten 2018 dürfte sich die Transportkonjunktur in Österreich sogar etwas beschleunigt
haben, wie das überdurchschnittlich hohe Beschäftigungswachstum im Straßengüterverkehrsgewerbe
vermuten lässt. Bis Mai 2018 ist die Zahl neuer Mitarbeiter in der Branche um 5,1 Prozent auf 55.300 Personen
gestiegen und hat damit den Beschäftigungsstand vor der Krise 2007 wieder erreicht. Allerdings sind die unternehmerischen
Erwartungen im Mai im gesamten Transportsektor vorsichtiger geworden. In Summe signalisieren die Stimmungsindikatoren
noch eine lebhafte Transportkonjunktur, die sich in den nächsten Monaten aber auf einem tieferen Niveau fortsetzt.
„Ein relativ zuverlässiger Konjunkturindikator im Transportgewerbe sind die Neuzulassungen schwerer Lkw und
Sattelzugfahrzeuge. In den Monaten bis April 2018 ist hier ein Rückgang von 3,6 Prozent festzustellen. Diese
Entwicklung ist ein Signal für die erwartete Konjunkturabkühlung im Straßengütertransport,
auch wenn ein Teil darauf zurückzuführen ist, dass es 2016 und 2017 einen starken Zuwachs an Neuzulassungen
gab und nun weniger Investitionen in Fahrzeuge notwendig sind“, sagt Wolf.
Attraktivität des Logistikstandortes Österreich ist gestiegen
Die Perspektiven der Transportwirtschaft in Österreich sind erfreulich, nicht nur aufgrund des hohen Wohlstands
der Bevölkerung und der Internationalisierung der Produktion beziehungsweise der damit einhergehenden starken
Handelsströme. Auch ist der Standort im internationalen Vergleich sehr konkurrenzstark aufgrund der zentralen
Lage im Schnittpunkt wichtiger europäischer Verkehrsachsen und der guten Infrastrukturausstattung. Im Vergleich
des Logistikangebots von 160 Ländern lag Österreich zuletzt 2016 auf Rang 7. Der „Logistics-Performance
Index“ der Weltbank basiert auf Unternehmerbefragungen zur Qualität der Logistikumgebung in ihren wichtigsten
Märkten. Die Ergebnisse zeigen, dass ein liberales Handelsregime und eine gute Verkehrs- und Telekominfrastruktur
genauso wichtig für einen funktionierenden Logistikstandort sind, wie das Tempo, die Zuverlässigkeit
und die Kosten für den Gütertransport.
Das Ranking führt seit Jahren Deutschland an. Der Rückstand Österreichs zum Nachbarland ergibt sich
aufgrund von leichten Defiziten im Vergleich der Qualität der Flughäfen und bei der Dauer der Zollabfertigung.
„Positiv hervorzuheben ist, dass im Vergleich mit Deutschland für den Logistikstandort Österreich nicht
nur niedrigere Frachtraten auf allen Verkehrsträgern festgestellt wurden, sondern auch, dass die Qualität
der Dienstleistungen rund um den Gütertransport sowohl auf privater als auch auf Behördenseite höher
bewertet wurde“, so Wolf.
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