Gesicht und Stimme der Diakonie nicht nur in sonnigen Zeiten
Wien (epdÖ) - Seit 24 Jahren steht er an der Spitze der Diakonie Österreich, um 1. September übergibt
er an seine Nachfolgerin. In einem feierlichen Gottesdienst in der großen Gustav-Adolf-Kirche in Wien-Gumpendorf
ist der langjährige Direktor der Diakonie Österrreich, Michael Chalupka, am Abend des 21. Juni, aus seinem
Leitungsamt entpflichtet worden. Der Abschied von Chalupka als Diakonie-Chef stand dabei ganz im Zeichen des Dankes.
„Du hast der Diakonie Gesicht und Stimme gegeben in nicht immer nur sonnigen Zeiten, sondern auch, wenn Gegenwind
spürbar war“, sagte Diakonie-Präsident Roland Siegrist und überreichte dem Diakoniedirektor das
Kronenkreuz in Gold, die höchste Auszeichnung der evangelischen Hilfsorganisation. Chalupka habe „Solidarität
mit Anstand und Menschlichkeit“ verkörpert, so Siegrist weiter, „immer den Fakten verpflichtet, Erkenntnis
suchend und den Menschen zugetan“.
Bischof Michael Bünker, der Chalupka im Gottesdienst von seinem Leitungsamt entpflichtete, unterstrich die
Verbindung von Diakonie und Kirche, die Chalupka gelebt habe. Als Diakoniedirektor habe er immer „genau hingeschaut“,
um „das zu sehen, was andere nicht sehen, die Menschen zu sehen, die andere nicht sehen“, sagte der Bischof und
dankte Chalupka für sein Engagement in der Diakonie, der Kirche und Ökumene und in der Zivilgesellschaft.
„Dort, wo einer dem anderen hilft, sein Kreuz zu tragen, ist Diakonie“, betonte Michael Chalupka in seiner Predigt.
Das Kreuz könne sich die Diakonie dabei nicht nach politischer Opportunität oder gesellschaftlichen Befindlichkeiten
aussuchen, der „Auftrag der Diakonie ist nicht verhandelbar“, er bleibe, auch wenn sich Stimmungen drehen. Diakonie
habe keine Wahl, sie müsse dort stehen, wo Hilfe gebraucht werde, „bei den Menschen, die unter die Räder
zu kommen drohen“. „Hinter jedem Nein, das ihr entgegenschlägt, sucht die Diakonie das Ja“, sagte Chalupka.
„HoffnungsträgerInnen“ sind für ihn jene Menschen, für die die Diakonie arbeite ebenso wie alle
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Mehrere Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter gaben dem scheidenden Diakoniechef Segensworte mit, darunter der für
den Bereich Diakonie zuständige Oberkirchenrat Karl Schiefermair, die Geschäftsführerin der Diakonie
Burgenland, Sieglinde Pfänder, Prof. Andrea Klimt von der Baptistengemeinde oder der emeritierte römisch-katholische
Bischof der Diözese Linz, Maximilian Aichern. Er erinnerte an Chalupkas Engagement in der Ökumene und
in der Sozialpolitik und dankte für das „klare Wort“, den Diakoniedirektor habe er immer als „gläubig,
menschenfreundlich und weltoffen“ erlebt.
Dem Entpflichtungsgottesdienst vorangegangen war auf Wunsch von Michael Chalupka ein Gespräch zwischen der
Philosphin Isolde Charim und AMS-Vorstand Johannes Kopf, das der Sozialexperte der Diakonie, Martin Schenk, moderierte.
Charim wies darin auf die massiven Veränderungen in einer pluralistischen Gesellschaft hin. Wenn die Mehrheit
erlebe, dass sie durch die Vielfalt in Frage gestellt werde, werden gleichzeitig Minderheitenerfahrungen wie jene
der Evangelischen wichtig. Denn Minderheiten hätten gelernt Identität zu leben, „wenn man nicht selber
bestimmende Mehrheit ist“. Johannes Kopf warnte in dem Gespräch davor, dass eine evidenzbasierte Politik Taktik
und Kalkül zum Opfer falle. Beim Thema Integration verwies Kopf auf jüngste Statistiken: So seien 32,4
% jener Menschen, die 2015 als Flüchtlinge nach Österreich kamen, in Beschäftigung, Deutschkurse
seien auf diesem Hintergrund „gut investiertes Geld“. Die Dynamik und großen Veränderungen am Arbeitsmarkt
führten trotz guter Konjunktur dennoch dazu, dass „immer mehr Menschen nicht mitkommen“.
Michael Chalupka hatte im Herbst des vergangenen Jahres bekanntgegeben, für eine fünfte Amtsperiode als
Diakoniedirektor nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Auf Chalupka folgt mit Pfarrerin Maria Katharina Moser
die erste Frau an der Spitze der Diakonie. Die neue Direktorin tritt das Leitungsamt am 1. September an.
|