Der neue ARGE Abfallwirtschaft-Präsident Anton Kasser fordert eine neue Reparatur- und
Re-Use- statt Wegwerf-Kultur und mehr Hersteller-Verantwortung.
Wien (arge abfallwirtschaft) - Beim kürzlich von der ARGE Abfallwirtschaftverbände und dem Bundesministerium
für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT) veranstalteten 5. FORUM VWM in Wien waren die mitwirkenden Organisationen
gleich auf 3 Ergebnisse stolz: Erstens sei Österreich laut aktueller eunomia-Studie im weltweiten Abfall-
und Recycling-Wirtschafts-Ranking auf Rang 2 vorgerückt. Zweitens konnten „erstmals alle 8 großen Wertstoff-Branchen
zu einem Vergleich ihrer Entwicklungen und Ideen sowie zur Diskussion gemeinsamer Forderungen versammelt werden“.
Drittens auf den Umstand, dass die EU für ihr neues „Kreislaufwirtschafts“-Paket auch die wegweisenden Konzepte
des vor 3 Jahren veröffentlichten VWM-GRÜNBUCH berücksichtigt hat, was ein echtes Kompliment für
die Qualität und Kooperationsfähigkeit der österreichischen Wertstoff-Wirtschaft ist.
„Wir dürfen uns aber auf den Lorbeeren des neuen Rankings nicht ausruhen. Mir geht es darum, dass Verantwortungsvolles
Wertstoff-Management nicht nur eine Sache der Behörden und Wirtschaft ist, sondern auch ein Anliegen der Menschen,
denn dort liegt der Hebel für die Durchsetzung einer echten Nachhaltigkeit. "Deshalb habe ich bei diesem
Forum die Vertreter aller relevanten Branchen und Organisationen eingeladen, mit uns über die Zukunft nachzudenken,
gemeinsame Fortschritte zu setzen und auch gemeinsam die Stimme zu erheben“", meint ARGE-Präsident und
erster VWM-Repräsentant Anton Kasser. „Ich bin Landwirt, Bürgermeister, Landtags-Abgeordneter und Vater,
ich möchte allen Kindern und Enkeln in die Augen schauen können, wenn sie mich einmal fragen, was ich
für die Existenz unserer Umwelt und der Menschen beigetragen habe. Wir wissen, dass ohne Wertstoff-Management
die Müllgebühren noch höher wären und dass es einen hohen Wertschöpfungsbeitrag für
die Volkswirtschaft bringt. Hier in der Plattform VWM können wir wirklich für Österreich und Europa
was bewegen.“
Wertstoff-Management ist ein Erfolgsfaktor
Das FORUM VWM brachte neben der Diskussion zwischen den Wertstoff-Branchen auch Beiträge aus Brüssel
und Belgien, den fachlichen Input der großen Recycling-Organisationen wie Altstoffrecycling Austria AG, dem
Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe, dem Fachverband Entsorgungs- und Ressourcenmanagement, der Umweltforum
Haushalt Holding GmbH und der Elektroaltgerätekoordinierungsstelle. Zum Abschluss wurde ein Forderungskatalog
an die Politik erarbeitet, welcher vor allem folgendes umfasste:
- Daseinsvorsorge als Grundsatz und damit Beibehaltung der
Kompetenzverteilung in der Abfallwirtschaft
- Verstärkte Maßnahmen zur Abfallvermeidung, zu
Wieder- und Weiterverwendung, wie ein gesetzliches Pfand gegen Littering durch Getränkeverpackungen
- Mehr getrennte Sammlung von Wertstoffen und ihr Recycling
- Schaffung einer einheitlichen Kommunikationsschnittstelle
für abfallwirtschaftliche Daten
Elisabeth Köstinger, Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus: „Verantwortungs- volles Wertstoffmanagement
beginnt definitiv beim Produktdesign. Eine breitere Betrachtung des Öko-Designs mit Berücksichtigung
der Reparaturmöglichkeiten und der Recyclingfähigkeit ist unverzichtbar. Wir müssen die Abfallwirtschaft
mit der Produktion verstärkt vernetzen und die zunehmende Digitalisierung als Chance nutzen.“ Harald Hauke,
Austria Glas Recycling GmbH: „Verantwortungsvolles Wertstoffmanagement ist ein echter Erfolgsfaktor für Unternehmen
wie ganze Volkswirtschaften“. Matthias Neitsch vom Re-Use Netzwerk fordert einen Bundesfördertopf für
Investitionen in Wiederverwendungs(Re-Use)-Betriebe sowie ein „Arbeitsmarktförderprogramm für sog. Circular-Jobs“.
MEP Lukas Mandl, Abgeordneter zum EU-Parlament und EVP-Umweltsprecher: "Generationen vor uns wussten besser
als wir, dass Reparieren besser ist als Wegwerfen und dass Manches, was auf den ersten Blick billig erscheint,
auf Dauer teuer kommen kann. Wir brauchen eine neue Einstellung und neue Recycling-Technologien." Alfred Riedl:
Präsident des österreichischen Gemeindebundes:
„Das Kreislaufwirtschaftspaket der EU ist ambitioniert und bringt für die produzierende Wirtschaft, für
die entsorgende Wirtschaft aber auch für die gesamte kommunale Abfallwirtschaft neue Herausforderungen. Nachdem
aber Österreich in der Vergangenheit gezeigt hat, dass Ressourcenschutz in der Abfallwirtschaft kein leeres
Versprechen ist, sondern auch tatsächlich gelebt wird, wird Österreich in Erfüllung der neuen Vorgaben
weiterhin Vorbild für viele anderen Mitgliedstaaten sein.“
Ernst Gödl, Nationalratsabgeordneter im Umweltausschuss des Parlaments: „Ein verantwortungsvolles Wertstoff-Management
funktioniert am besten mit einer breiten Bürgerbeteiligung. Daher gilt es das Bewusstsein zu stärken,
dass es neben den Umweltaspekt vor allem aber auch um Arbeitsplätze und Wertschöpfung im eigenen Land
geht.“
Lücken schließen und Recycling-Quoten verbessern
Reinhard Siebenhandl, Leiter der Abfallwirtschaft der MA 48, Wien: „Der nächste Schritt für ein verantwortungsvolles
Wertstoffmanagement ist, die Lücke zwischen Abfallwirtschaft und Produktion zu schließen. Der Rechtsrahmen
hätte dies entsprechend zu unterstützen. Verpflichtende Vorgaben für die Produktion (Design for
Re-Use & Recycling) inklusive des Einsatzes von Sekundärrohstoffen wären zu erlassen.“ Josef Augusta,
Geschäftsführer der Austria Papier Recycling GmbH: „Papierproduktion ohne Recycling ist unmöglich
geworden. Voraussetzung für sinnvolles Papierrecycling ist die getrennte Sammlung von Altpapier und die Gewinnung
von Qualitäten, die eine Verwertung erlauben. Aktuell geht es sehr darum, mit neuen Drucktechniken und Papier-Beschichtungen
richtig umzugehen“. Robert Tulnik, Geschäftsführer Kompost- und Biogasverband: „In Österreich hat
sich ein dezentrales Bioabfallbewirtschaftungssystem vorbildlich etabliert. Aber leider hat die Verunreinigung
des Bioabfalles mit Störstoffen ein verheerendes Ausmaß angenommen. Hier sind dringend Maßnahmen
erforderlich.“ MEP Karin Kadenbach, Mitglied des Umweltausschusses im Europäischen Parlament: "Wir müssen
den Schritt zur nachhaltigen Kreislaufwirtschaft schaffen. Das bedeutet: Müll vermeiden, entstehenden Müll
wiederverwerten, recyceln oder als Energiequelle nutzen. Und erst den letzten Teil - so verträglich wie möglich
- wirklich entsorgen." Niko Brischke, Geschäftsführer von Texaid Austria GmbH zeigt einen Bereich
auf, in dem Österreich noch aufholen muss: „In Österreich landen jährlich rund 75.000 Tonnen Alttextilien,
also ca. 80 % aller aussortierten Textilien im Restmüll und werden verbrannt. Das neue EU-Abfallpaket fordert
jedoch eine Anhebung der Recyclingquoten auf mindestens 55% bis zum Jahr 2025. Diese Vorgabe kann nur erfüllt
werden, wenn wir besser zusammenarbeiten und das Sammeln und Verwerten optimieren.“ Werner Kruschitz, Geschäftsführer
von Kruschitz-Plastic GbmH: „Ein wichtiger Schritt wäre es, auch für unseren hochwertigen Sekundärrohstoff
neue Sammel- und Sortierwege zu schaffen. Einerseits müssen Verpackungsmaterialien in besserer Qualität
zu den Recyclingbetrieben gelangen. Andererseits müssen auch Sammel- und Verwertungsschienen für Kunststoff-Nicht-
Verpackungen geschaffen werden.“
Weiterhin Vorbild sein
Dr. Walter Leiss, Generalsekretär des Österreichischen Gemeindebundes meint: „Das Kreislaufwirtschaftspaket
der EU ist ambitioniert und bringt für die produzierende Wirtschaft, für die entsorgende Wirtschaft aber
auch für die gesamte kommunale Abfallwirtschaft neue Herausforderungen. Nachdem aber Österreich in der
Vergangenheit gezeigt hat, dass Ressourcenschutz in der Abfallwirtschaft kein leeres Versprechen ist, sondern auch
tatsächlich gelebt wird, wird Österreich in Erfüllung der neuen Vorgaben weiterhin Vorbild für
viele anderen Mitgliedstaaten sein.“ Für den Bundes-Koordinator der ARGE Abfallverbände und VWM-Organisator
Dr. Johann Mayr hat das FORUM VWM vor allem die Leitrolle Österreichs in diesem Bereich sowie den Willen zum
gemeinsamen Erreichen der neuen EU-Ziele aufgezeigt. Er skizzierte in seinem Vortrag auch die nächsten Schritte
der VWM -Plattform: Sichtbarmachen der Umweltleistungen der österreichischen Abfallbranche und so anderen
EU-Mitgliedsstaaten zeigen, dass bei entsprechendem politischen Willen sowie einer gemeinsamen Anstrengung von
Kommunen und privater Entsorgungswirtschaft auch sie das neuen EU-Ziel von 60% Recycling der Siedlungsabfälle
im Jahr 2030 erreichen können.
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