Österreichs Abfall- und Recycling-
 Wirtschaft jetzt weltweit auf Rang 2

 

erstellt am
20. 06. 18
13:00 MEZ

Der neue ARGE Abfallwirtschaft-Präsident Anton Kasser fordert eine neue Reparatur- und Re-Use- statt Wegwerf-Kultur und mehr Hersteller-Verantwortung.
Wien (arge abfallwirtschaft) - Beim kürzlich von der ARGE Abfallwirtschaftverbände und dem Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT) veranstalteten 5. FORUM VWM in Wien waren die mitwirkenden Organisationen gleich auf 3 Ergebnisse stolz: Erstens sei Österreich laut aktueller eunomia-Studie im weltweiten Abfall- und Recycling-Wirtschafts-Ranking auf Rang 2 vorgerückt. Zweitens konnten „erstmals alle 8 großen Wertstoff-Branchen zu einem Vergleich ihrer Entwicklungen und Ideen sowie zur Diskussion gemeinsamer Forderungen versammelt werden“. Drittens auf den Umstand, dass die EU für ihr neues „Kreislaufwirtschafts“-Paket auch die wegweisenden Konzepte des vor 3 Jahren veröffentlichten VWM-GRÜNBUCH berücksichtigt hat, was ein echtes Kompliment für die Qualität und Kooperationsfähigkeit der österreichischen Wertstoff-Wirtschaft ist.

„Wir dürfen uns aber auf den Lorbeeren des neuen Rankings nicht ausruhen. Mir geht es darum, dass Verantwortungsvolles Wertstoff-Management nicht nur eine Sache der Behörden und Wirtschaft ist, sondern auch ein Anliegen der Menschen, denn dort liegt der Hebel für die Durchsetzung einer echten Nachhaltigkeit. "Deshalb habe ich bei diesem Forum die Vertreter aller relevanten Branchen und Organisationen eingeladen, mit uns über die Zukunft nachzudenken, gemeinsame Fortschritte zu setzen und auch gemeinsam die Stimme zu erheben“", meint ARGE-Präsident und erster VWM-Repräsentant Anton Kasser. „Ich bin Landwirt, Bürgermeister, Landtags-Abgeordneter und Vater, ich möchte allen Kindern und Enkeln in die Augen schauen können, wenn sie mich einmal fragen, was ich für die Existenz unserer Umwelt und der Menschen beigetragen habe. Wir wissen, dass ohne Wertstoff-Management die Müllgebühren noch höher wären und dass es einen hohen Wertschöpfungsbeitrag für die Volkswirtschaft bringt. Hier in der Plattform VWM können wir wirklich für Österreich und Europa was bewegen.“

Wertstoff-Management ist ein Erfolgsfaktor
Das FORUM VWM brachte neben der Diskussion zwischen den Wertstoff-Branchen auch Beiträge aus Brüssel und Belgien, den fachlichen Input der großen Recycling-Organisationen wie Altstoffrecycling Austria AG, dem Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe, dem Fachverband Entsorgungs- und Ressourcenmanagement, der Umweltforum Haushalt Holding GmbH und der Elektroaltgerätekoordinierungsstelle. Zum Abschluss wurde ein Forderungskatalog an die Politik erarbeitet, welcher vor allem folgendes umfasste:

  • Daseinsvorsorge als Grundsatz und damit Beibehaltung der Kompetenzverteilung in der Abfallwirtschaft
  • Verstärkte Maßnahmen zur Abfallvermeidung, zu Wieder- und Weiterverwendung, wie ein gesetzliches Pfand gegen Littering durch Getränkeverpackungen
  • Mehr getrennte Sammlung von Wertstoffen und ihr Recycling
  • Schaffung einer einheitlichen Kommunikationsschnittstelle für abfallwirtschaftliche Daten


Elisabeth Köstinger, Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus: „Verantwortungs- volles Wertstoffmanagement beginnt definitiv beim Produktdesign. Eine breitere Betrachtung des Öko-Designs mit Berücksichtigung der Reparaturmöglichkeiten und der Recyclingfähigkeit ist unverzichtbar. Wir müssen die Abfallwirtschaft mit der Produktion verstärkt vernetzen und die zunehmende Digitalisierung als Chance nutzen.“ Harald Hauke, Austria Glas Recycling GmbH: „Verantwortungsvolles Wertstoffmanagement ist ein echter Erfolgsfaktor für Unternehmen wie ganze Volkswirtschaften“. Matthias Neitsch vom Re-Use Netzwerk fordert einen Bundesfördertopf für Investitionen in Wiederverwendungs(Re-Use)-Betriebe sowie ein „Arbeitsmarktförderprogramm für sog. Circular-Jobs“. MEP Lukas Mandl, Abgeordneter zum EU-Parlament und EVP-Umweltsprecher: "Generationen vor uns wussten besser als wir, dass Reparieren besser ist als Wegwerfen und dass Manches, was auf den ersten Blick billig erscheint, auf Dauer teuer kommen kann. Wir brauchen eine neue Einstellung und neue Recycling-Technologien." Alfred Riedl: Präsident des österreichischen Gemeindebundes:

„Das Kreislaufwirtschaftspaket der EU ist ambitioniert und bringt für die produzierende Wirtschaft, für die entsorgende Wirtschaft aber auch für die gesamte kommunale Abfallwirtschaft neue Herausforderungen. Nachdem aber Österreich in der Vergangenheit gezeigt hat, dass Ressourcenschutz in der Abfallwirtschaft kein leeres Versprechen ist, sondern auch tatsächlich gelebt wird, wird Österreich in Erfüllung der neuen Vorgaben weiterhin Vorbild für viele anderen Mitgliedstaaten sein.“

Ernst Gödl, Nationalratsabgeordneter im Umweltausschuss des Parlaments: „Ein verantwortungsvolles Wertstoff-Management funktioniert am besten mit einer breiten Bürgerbeteiligung. Daher gilt es das Bewusstsein zu stärken, dass es neben den Umweltaspekt vor allem aber auch um Arbeitsplätze und Wertschöpfung im eigenen Land geht.“

Lücken schließen und Recycling-Quoten verbessern
Reinhard Siebenhandl, Leiter der Abfallwirtschaft der MA 48, Wien: „Der nächste Schritt für ein verantwortungsvolles Wertstoffmanagement ist, die Lücke zwischen Abfallwirtschaft und Produktion zu schließen. Der Rechtsrahmen hätte dies entsprechend zu unterstützen. Verpflichtende Vorgaben für die Produktion (Design for Re-Use & Recycling) inklusive des Einsatzes von Sekundärrohstoffen wären zu erlassen.“ Josef Augusta, Geschäftsführer der Austria Papier Recycling GmbH: „Papierproduktion ohne Recycling ist unmöglich geworden. Voraussetzung für sinnvolles Papierrecycling ist die getrennte Sammlung von Altpapier und die Gewinnung von Qualitäten, die eine Verwertung erlauben. Aktuell geht es sehr darum, mit neuen Drucktechniken und Papier-Beschichtungen richtig umzugehen“. Robert Tulnik, Geschäftsführer Kompost- und Biogasverband: „In Österreich hat sich ein dezentrales Bioabfallbewirtschaftungssystem vorbildlich etabliert. Aber leider hat die Verunreinigung des Bioabfalles mit Störstoffen ein verheerendes Ausmaß angenommen. Hier sind dringend Maßnahmen erforderlich.“ MEP Karin Kadenbach, Mitglied des Umweltausschusses im Europäischen Parlament: "Wir müssen den Schritt zur nachhaltigen Kreislaufwirtschaft schaffen. Das bedeutet: Müll vermeiden, entstehenden Müll wiederverwerten, recyceln oder als Energiequelle nutzen. Und erst den letzten Teil - so verträglich wie möglich - wirklich entsorgen." Niko Brischke, Geschäftsführer von Texaid Austria GmbH zeigt einen Bereich auf, in dem Österreich noch aufholen muss: „In Österreich landen jährlich rund 75.000 Tonnen Alttextilien, also ca. 80 % aller aussortierten Textilien im Restmüll und werden verbrannt. Das neue EU-Abfallpaket fordert jedoch eine Anhebung der Recyclingquoten auf mindestens 55% bis zum Jahr 2025. Diese Vorgabe kann nur erfüllt werden, wenn wir besser zusammenarbeiten und das Sammeln und Verwerten optimieren.“ Werner Kruschitz, Geschäftsführer von Kruschitz-Plastic GbmH: „Ein wichtiger Schritt wäre es, auch für unseren hochwertigen Sekundärrohstoff neue Sammel- und Sortierwege zu schaffen. Einerseits müssen Verpackungsmaterialien in besserer Qualität zu den Recyclingbetrieben gelangen. Andererseits müssen auch Sammel- und Verwertungsschienen für Kunststoff-Nicht- Verpackungen geschaffen werden.“

Weiterhin Vorbild sein
Dr. Walter Leiss, Generalsekretär des Österreichischen Gemeindebundes meint: „Das Kreislaufwirtschaftspaket der EU ist ambitioniert und bringt für die produzierende Wirtschaft, für die entsorgende Wirtschaft aber auch für die gesamte kommunale Abfallwirtschaft neue Herausforderungen. Nachdem aber Österreich in der Vergangenheit gezeigt hat, dass Ressourcenschutz in der Abfallwirtschaft kein leeres Versprechen ist, sondern auch tatsächlich gelebt wird, wird Österreich in Erfüllung der neuen Vorgaben weiterhin Vorbild für viele anderen Mitgliedstaaten sein.“ Für den Bundes-Koordinator der ARGE Abfallverbände und VWM-Organisator Dr. Johann Mayr hat das FORUM VWM vor allem die Leitrolle Österreichs in diesem Bereich sowie den Willen zum gemeinsamen Erreichen der neuen EU-Ziele aufgezeigt. Er skizzierte in seinem Vortrag auch die nächsten Schritte der VWM -Plattform: Sichtbarmachen der Umweltleistungen der österreichischen Abfallbranche und so anderen EU-Mitgliedsstaaten zeigen, dass bei entsprechendem politischen Willen sowie einer gemeinsamen Anstrengung von Kommunen und privater Entsorgungswirtschaft auch sie das neuen EU-Ziel von 60% Recycling der Siedlungsabfälle im Jahr 2030 erreichen können.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.argeabfallverband.at

 

 

 

 

 

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