16 Ermittlungsverfahren bundesweit eingeleitet
Den Haag/Wien (bundeskriminalamt) - Die von Europol initiierte und vom Bundeskriminalamt (BK) koordinierte
Aktionswoche zur Bekämpfung des Bestellbetrugs wurde von 4. bis 15. Juni 2018 in 28 Ländern durchgeführt.
Dank enger Kooperation mit 15 namhaften Firmen in Österreich konnten acht Tatverdächtige identifiziert,
davon ein Täter festgenommen, 16 Ermittlungsverfahren aufgenommen und 74 Pakete sichergestellt werden.
Einkaufen im Internet erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Man bestellt in Ruhe von zuhause aus
und bekommt seine Pakete in der Regel vor die Haustüre geliefert. Bestellung mit Kreditkarte, Zahlung nach
Erhalt der Ware bei Kauf auf Rechnung und Vorauskasse sind gängige Zahlungsformen. Auch professionelle Internetbetrüger
profitieren vom boomenden Onlinehandel durch Bestellbetrug. Grundsätzlich versucht der Täter oder die
Tätergruppe durch Täuschung Waren oder Werksleistungen ohne Bezahlung oder vice versa Geld ohne entsprechender
Gegenleistung zu erlangen. Das Mittel zum Betrug besteht hierbei in der Vortäuschung der Zahlungsfähig-
und Zahlungswilligkeit, beziehungsweise der Lieferwilligkeit. Das heißt für Unternehmen kann dies in
beide Richtungen, also im Rahmen des Einkaufsprozesses beziehungsweise im Rahmen des Verkaufsprozesses zu einer
Schädigung führen.
Um diese Art des Betruges wirksam zu bekämpfen, wurde 2016 die erste Aktionswoche gegen Bestellbetrug initiiert.
2018 nahmen 28 Länder von drei Kontinenten an der Aktion teil. Ermittler des BK und der Landeskriminalämter
haben im Zuge der Aktionswoche verdächtige Lieferungen verfolgt und die Empfänger kontrolliert. Dabei
wurden besonders Bestellungen mit missbräuchlich verwendeten Kreditkartendaten und Kauf auf Rechnung in Augenschein
genommen. Diese Aktionswoche war Dank der engen Zusammenarbeit mit fünfzehn Firmen möglich. Es haben
drei Logistikfirmen sowie zwölf Versandhändler an der bundesweiten Aktion teilgenommen.
Erfolge
Im Zuge der Aktion wurden 16 Ermittlungsverfahren in Österreich eingeleitet. Dabei wurden acht Tatverdächtige
identifiziert. Davon wurde eine Person festgenommen und in Untersuchungshaft überstellt, die sieben restlichen
auf freiem Fuß angezeigt. Bei den restlichen acht Fällen sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen.
Nach Auswertung der gewonnenen Informationen ist jedoch mit weiteren Festnahmen zu rechnen. Insgesamt wurden 74
Pakete mit Waren von der Polizei sichergestellt und an die geschädigten Kooperationspartner ausgehändigt.
Die sichergestellten Pakete stehen nach ersten Erkenntnissen im Zusammenhang mit weiteren 2.700 betrügerisch
erlangten Lieferungen. Bei den Waren handelt es sich vorwiegend um Kleidung, Mobiltelefone und Sportartikel. Die
Amtshandlungen wurden in Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg und Wien, wo der Schwerpunkt
lag, durchgeführt. Sie bezogen sich vorwiegend auf betrügerische Bestellungen mit Kauf auf Rechnung und
mit gestohlenen Kreditkartendaten.
International
Weltweit wurden insgesamt 95 Personen festgenommen, 200 Hausdurchsuchungen durchgeführt und zahlreiche
hochpreisige Waren sichergestellt. Insgesamt hatten die Täter über 20.000 betrügerische Bestellungen
mit einem Gesamtwert von acht Millionen Euro durchgeführt. Im Zuge der Ermittlungen wurden auch andere Straftaten
wie Dokumentenmissbrauch, unterschiedliche Arten von Cybercrime und Geldwäsche aufgedeckt.
Tipps der Kriminalprävention für sicheres Einkaufen im Internet
- Testen Sie ob der Internet-Shop zu üblichen Geschäftszeiten
telefonisch gut erreichbar ist. Macht der Kundenservice einen sachkundigen Eindruck?
- Nehmen Sie die Preisangaben näher unter die Lupe. Sind
die Preise ohne weiteren Aufwand vollständig einsehbar und transparent? Kann man sofort Angaben zu Versandkosten
finden? Gibt es eine Lieferkostenpauschale für die Bestellung mehrerer Artikel oder entfallen die Kosten ab
einem bestimmten Warenwert? Und wenn Sie meinen, ein Schnäppchen im Ausland gefunden zu haben: Lauern hier
eventuell horrende Versandkosten?
- Schauen Sie, ob die allgemeinen Geschäftsbedingungen
leicht zu finden sind und informieren Sie sich besonders über Rücktritts- und Rückgaberechte.
- Vergessen Sie nicht: niemand hat etwas zu verschenken! Bei
unrealistisch niedrigen Preisen ist doppelte Vorsicht geboten und eine Betrugsabsicht wahrscheinlich. Sie sollten
den Shop wirklich gründlich „durchleuchten“.
- Sollten Sie direkt online bezahlen, achten Sie darauf, dass
die Übertragung verschlüsselt ist. Das erkennen Sie am https:// in der Adresszeile des Browsers sowie
einem Vorhängeschlosssymbol beispielsweise am unteren Rand des Browserfensters.
- Je weiter die Entfernung, desto schwieriger ist es sich
zu beschweren oder zu reklamieren: Bestellungen in anderen EU-Mitgliedstaaten können komplizierter werden,
sind aber immer noch relativ sicher. Außerhalb der EU sollten Sie nur bestellen, wenn das Produkt nur dort
erhältlich ist und es sich um ein bekanntes Unternehmen handelt.
|