AMS besetzte fast zwei Drittel in 30 Tagen und baut Maßnahmen gegen Fachkräftemangel
weiter aus
Wien (ams) - Österreichs Wirtschaft sucht dringend Arbeitskräfte, die Zahl der beim Arbeitsmarktservice
(AMS) gemeldeten Stellen hat erneut einen Rekordwert erreicht. 2017 wurden dem AMS – Österreichs größtem
Personalvermittler – insgesamt 532.500 Stellen zur Besetzung gemeldet, im Zeitraum Jänner bis Mai 2018 konnte
das AMS mit bereits 236.157 freien Stellen einen neuen Höchstwert erzielen. „Der Rekordzugang an gemeldeten
Stellen spricht für das Vertrauen der Unternehmen und die Qualität unserer Dienstleistungen. Denn das
AMS besetzt freie Stellen sehr rasch: 2017 haben wir 30 Prozent der freien Stellen bereits innerhalb von 10 Tagen,
63 Prozent innerhalb eines Monats besetzt“, betonte Johannes Kopf, Vorstand des AMS.
AMS baut Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel weiter aus
Durch den großen Personalbedarf der Betriebe gibt es in einigen Berufen Fachkräftemangel. „Ohne
Fachkräfte kein wirtschaftlicher Erfolg“, bringt Helene Sengstbratl, Landesgeschäftsführerin des
AMS Burgenland den Stellenwert von Facharbeiterinnen und Facharbeitern auf den Punkt. Der Großteil der Berufe,
in denen Fachkräftemangel herrscht, sind klassische Lehrberufe. „Derzeit gibt es neben den Metallberufen einen
Mangel an klassischen Bau- und Technikberufen, aber auch in manchen Dienstleistungsbereichen wie zum Beispiel bei
qualifizierten Köchinnen und Köchen. Dieser Mangel an Fachkräften kann durchaus zur Wachstumsbremse
für die Betriebe und unsere Konjunktur werden“, so Kopf. Das Arbeitsmarktservice (AMS) bietet eine Reihe von
Maßnahmen an, mit denen der Fachkräftemangel bekämpft und Betriebe bei der Suche nach Fachkräften
unterstützt werden.
Arbeitsplatznahe Qualifizierung: Um 73 % mehr Plätze als im Vorjahr
Die Arbeitsplatznahe Qualifizierung (AQUA) ermöglicht Unternehmen die Ausbildung der künftigen Mitarbeiter
direkt am neuen Arbeitsplatz. Während der Dauer der Ausbildung finanziert das AMS den Lebensunterhalt der
ehemals arbeitslosen Person. Neben der praktischen Qualifizierung im Betrieb wird die theoretische Ausbildung bei
einer externen Schulungseinrichtung durchgeführt. 2018 werden die Förderplätze der arbeitsplatznahen
Qualifizierung deutlich ausgebaut und von rund 2.600 im Vorjahr auf rund 4.500 um 73% erhöht. „Im Vorjahr
haben wir im Burgenland in 95 Fällen über das AQUA-Programm gefördert“, freut sich AMS-Chefin Sengstbratl
über die dadurch ermöglichten Ausbildungsabschlüsse. Heuer sind es bereits 39 Fälle.“
AQUA in der Haubenküche: Rosenbauchs macht aus dem Praktikanten einen Koch
Auch im Restaurant Rosenbauchs in Ebreichsdorf ist man über die Fördermöglichkeit glücklich.
Jürgen Chorherr macht dort seit Feber eine verkürzte Lehrausbildung zum Koch. Er lernt dabei von einem
echten Könner – Franz Rosenbauch kocht auf Haubenniveau und ist so nebenbei auch noch Koch des Österreichischen
Fußball-Nationalteams im Ausland. „In einer Restaurantküche ist man Teamspieler. Die Handgriffe müssen
sitzen und wir müssen uns aufeinander verlassen können. Mit Jürgen Chorherr funktioniert das bereits
jetzt – während seiner Ausbildung – ausgezeichnet“, streut Franz Rosenbauch seinem AQUA-geförderten Mitarbeiter
Rosen. Im Idealfall wird Jürgen Chorherr ab August nächsten Jahres, nach absolvierter Lehrabschlussprüfung,
in den Betrieb übernommen. AQUA lebt von der Zusammenarbeit des AMS mit Kooperationspartnern, die Bildungspläne
erstellen und bei der Personalauswahl unterstützen. Im Fall von Jürgen Chorherr wird mit Top-solution.biz
kooperiert.
Implacementstiftung: Qualifikation für rund 3.000 Personen
Bei größerem Personalbedarf, etwa einer Betriebsansiedlung oder einer massiven Ausweitung der Produktion
können Arbeitsuchende im Rahmen einer Implacementstiftung auf die Anforderungen der zu besetzenden Arbeitsplätze
bedarfsgerecht geschult werden. Betriebe können diese entweder selbst einrichten oder sich an einer bestehenden
Stiftung beteiligen, das AMS finanziert den Lebensunterhalt der ehemals Jobsuchenden während ihrer gesamten
Ausbildung. In der Regel beteiligt sich zusätzlich auch das Land an der Finanzierung der Ausbildungskosten.
Qualifizierungsförderung für Beschäftigte: 2018 werden 15.000 Personen profitieren
Brauchen hingegen bestehende Mitarbeiter/innen eine Qualifizierung bietet das AMS ebenfalls eine interessante
Förderung zur Unterstützung an. Bei gering qualifizierten, älteren oder Frauen mit maximal Lehrabschluss
oder einer berufsbildenden mittleren Schule, finanziert das AMS die Hälfte der überbetrieblich verwertbaren
Ausbildungen. Findet die Ausbildung während der bezahlten Arbeitszeit statt, können bei längeren
Ausbildungen auch die Personalkosten während der Schulung zu 50 Prozent übernommen werden. Diese Förderung
sichert bestehende Jobs und erleichtert vielen Betrieben auch unter den bestehenden Arbeitsnehmer/innen Fachkräfte
zu finden. 2017 haben 12.800 Personen von der Qualifizierungsförderung für Beschäftigte profitiert,
2018 werden es bereits rund 15.000 Personen sein.
Impulsberatung für Betriebe: Mehr als 1.100 Betriebe werden 2018 beraten
Zusätzlich zur Qualifizierungsförderung für Beschäftigte können Betriebe in einem
Qualifizierungsverbund Erfahrungen mit anderen Betrieben austauschen oder im Rahmen der Impulsberatung die Beratung
durch externe Unternehmensberater nutzen, die vom AMS finanziert wird. So wurden im Rahmen der Impulsberatung beispielsweise
schon mehr als 500 Tourismusbetriebe im Auftrag des AMS in Bezug auf ihre Maßnahmen zur längerfristigen
Bindung ihrer Mitarbeiter/innen ans Unternehmen beraten und damit effektive Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel
gesetzt.
Arbeitserprobung und Arbeitstraining 2018 für rund 27.000 Bewerber/innen
Wenn die Ausbildung oder die einschlägige Berufserfahrung von Bewerber/innen schon länger zurückliegen
oder Bedenken bezüglich ihrer Belastbarkeit bestehen, können Unternehmen mit der Arbeitserprobung deren
fachliche Eignung bis zu einer Woche und deren persönliche Eignung bis zu vier Wochen direkt im Betrieb feststellen.
Rund 18.000 Personen und deren mögliche Arbeitgeber werden 2018 von einer Arbeitserprobung profitieren.
Wenn Bewerber/innen gerade eine fachliche Qualifizierung absolviert haben, für den unmittelbaren produktiven
Einsatz jedoch noch die Praxis fehlt, fördert das AMS ein Arbeitstraining von bis zu zwölf Wochen. Auch
hier wird die Förderdauer im Einzelfall zwischen AMS und Betrieb vereinbart. 2018 können rund 9.000 Bewerber/innen
im Rahmen eines Arbeitstrainings auf die Anforderungen des künftigen Arbeitsplatzes vorbereitet werden.
Befristete Lohnsubvention durch die Eingliederungsbeihilfe für 38.000 Jobsuchende
Unternehmen, die eine freie Stelle mit einer arbeitslosen älteren bzw. einer langzeitarbeitslosen Person
besetzen, bietet das AMS mit der Eingliederungsbeihilfe einen befristeten Lohnausgleich, um vorübergehende
Produktivitätseinschränkungen auszugleichen. Die maximale Förderung beträgt bis zu zwei Drittel
des Bruttolohns plus Lohnnebenkosten und kann bis zu ein Jahr lang gewährt werden. Auch hier wird die Förderhöhe
und Förderdauer im Einzelfall zwischen dem AMS und dem Betrieb vereinbart. 2018 werden rund 38.000 ältere
oder langzeitarbeitslose Personen über die Eingliederungsbeihilfe wieder in den Arbeitsmarkt einsteigen können.
AMS-Kombilohnbeihilfe erhöht sehr geringe Einkommen: 6.000 Personen profitieren
Unternehmen, die Schwierigkeiten haben, eine Teilzeitstelle aufgrund des zu geringen Einkommens zu besetzen, bietet
das AMS eine Kombilohnbeihilfe für ihre künftigen Mitarbeiter/innen an. War ein/e Bewerber/in länger
als ein halbes Jahr arbeitsuchend und ist sie älter als 45 Jahre, Wiedereinsteiger/in oder liegen gesundheitliche
Einschränkungen vor, finanziert das AMS ein Jahr lang eine Kombilohnbeihilfe: Diese stockt das Nettoeinkommen
auf den früheren AMS-Bezug zuzüglich 30 Prozent auf. Unter bestimmten Bedingungen wird der Kombilohn
bis zu drei Jahre bereitgestellt.
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