Kunst Haus Wien zeigt „Resanita – das Haus als Wirt“

 

erstellt am
20. 06. 18
13:00 MEZ

Die neue Ausstellung ist von 21. Juni bis 7. Oktober 2018 zu sehen
Wien (rk) - Das Künstlerinnenduo RESANITA – Anita Fuchs und Resa Pernthaller – hat in einem eigens für das Kunst Haus Wien, einem Museum der Wien Holding, konzipierten mehrmonatigen Projekt die am Museumsgebäude angesiedelte Pflanzenwelt analysiert, fotografisch festgehalten und in Installationen verarbeitet. Die entstandenen Arbeiten sind nun als Ausstellung mit dem Titel „Das Haus als Wirt", der sich auf das Kunst Haus Wien als Organismus bezieht, in der Garage präsentiert. Das Kunst Haus Wien ist Aufenthaltsort und Schutzraum für eine Vielzahl von Pflanzenarten und liefert ausreichend Möglichkeiten ihrer Verbreitung.

RESANITAs künstlerische Herangehensweise bedient sich wissenschaftlicher Erkenntnismodi, um die von Friedensreich Hundertwasser – Gründer und Gestalter des Museums – vor 26 Jahren im Innenhof, an der Fassade und auf dem Dach in sein Bauwerk integrierte Flora zu erforschen. Dabei spielt die Dokumentation mittels Fotografie, ein seit seiner Erfindung in den Dienst der Wissenschaft gestelltes Medium, eine zentrale Rolle. Die englische Botanikerin Anna Atkins (1799–1871) illustrierte ihre erste Publikation 1843 beispielsweise ausschließlich mit Cyanotypien, einem frühen fotografischen Verfahren. Die Publikation Urformen der Kunst (1928) des deutschen Fotografen Karl Blossfeldt (1865–1932) stellt das wohl bekannteste Werk der streng formalen Pflanzenfotografie dar.

Resa Pernthaller und Anita Fuchs betreiben künstlerische Forschung und verstehen sich als Forscherinnen und Künstlerinnen. Viele ihrer Projekte bauen auf Synthese von Wissen auf. Für das Ausstellungsprojekt „Das Haus als Wirt“ konnte RESANITA mehr als 260 verschiedene Pflanzenarten dokumentieren und in Zusammenarbeit mit BotanikerInnen der Universität für Bodenkultur Wien, der Universität Wien und dem Naturhistorischen Museum bestimmen. Pernthaller und Fuchs erforschten dabei auch die schwer zugänglichen Bereiche auf den Dächern des Hauses und die sich dort angesiedelte Wildnis. Auf Bildschirmen zeigen sie die umfangreiche und vielfältige fotografische Ausbeute ihrer Untersuchung. Der fotografische Anspruch ist dabei weniger formal-ästhetisch, sondern ist der Vollständigkeit verpflichtet. Nichtsdestotrotz faszinieren diese „einfachen“ enzyklopädischen Bilder durch ihre satte grüne Farbigkeit, die Formen der Pflanzen- und Blattstrukturen und durch den Blick auf das sonst nicht Zugängliche und daher nicht Sichtbare.

Forschungsstation am Dach des Museums und Politische Pflanzen
Ähnlich einer Forschungsstation haben die beiden Künstlerinnen auf dem Dach des Kunst Haus Wien im Zuge ihrer Studien ein Zelt aufgeschlagen, in dem sie auch nächtigten. Eine Fototapete in der Ausstellung zeigt diese temporäre Behausung, daneben sind ein Dutzend Herbarien, Sammlungen gepresster und getrockneter Pflanzen, zu sehen. Mit dieser Installation knüpft RESANITA an ihr langjähriges Projekt Observation Journal in Zusammenarbeit mit dem Vavilov Institute of Plant Industry in St. Petersburg an. Dort sind eine der weltweit größten Datenbanken für Getreide und Saatgut und hunderttausende Herbarien beherbergt. Im Kunst Haus Wien zitiert RESANITA die Archivierungsweise der BotanikerInnen, und ergänzt die Arbeit mit sogenannten „Politischen Pflanzen“, die als Symbole für politische Bewegungen oder Aktionen stehen. Darunter findet sich beispielsweise ein Vergissmeinnicht, das den Armeniern zum Gedenken an den Genozid durch die Türken 1915 dient und das seit der Zeit des Nationalsozialismus auch Symbol der Freimaurer ist. Oder eine rote Rose, die das Emblem der Rosenrevolution im November 2003 in Georgien ist.

Climate Bouquet
RESANITA sind zwei von Neugierde und Abenteuerlust getriebene Künstlerinnen. Sie versuchen in ihrer Auseinandersetzung mit der Natur, die Dinge im wörtlichen Sinn zu begreifen. Ihre Projekte führen sie an unterschiedlichste Orte – zuletzt an das Observatoire Haute-Provence in SaintMichel-l’Observatoire, Frankreich, wo in dem Projekt O(3)HP, einer Eichenwald-Feldstudie unter der Leitung von Ilja Reiter, die Auswirkungen des Klimawandels erforscht werden. Aus dieser Zusammenarbeit entwickelten sie das als „Climate Bouquet“ benannte Werk: Hier sind 168 unterschiedlichen Pflanzen lebensgroß als Blumenstillleben abgebildet, das eine klassische Gattung der Kunstgeschichte vor allem im 17. und 18. Jahrhundert beliebt, zitiert. Der Titel der Arbeit verweist auf die wichtige Rolle von Pflanzen für die Verbesserung des urbanen Klimas beziehungsweise auf das Thema der Stadtbepflanzung und Naturraums in der Stadt, – eine wiederholt auch Friedensreich Hundertwasser schon im vergangenen Jahrhundert formulierte Idee.

Über die Künstlerinnen
Resa Pernthaller studierte Rechtswissenschaften und Kunstgeschichte und lebt in der Steiermark und in Wien. Anita Fuchs studierte Biologie, Kunstgeschichte sowie Malerei an der Meisterschule für Kunst und Gestaltung Graz und lebt in der Steiermark.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
https://www.kunsthauswien.com

 

 

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at