Globale Trends erfordern Investitions- und Finanzierungsbedarf, um neue Geschäftsmodelle
zu entwickeln – Steigender Innovationsdruck führt zu mehr Kooperationen
Wien (pwc) - Die fundamentale Neustrukturierung der Mobilität bringt für die Automobilindustrie
einen Wandel mit sich, der durch soziale, technische und wirtschaftliche Entwicklungen geprägt ist. Der steigende
Innovationsdruck und kürzere Innovationszyklen führen zu verstärkten Kooperation zwischen den Akteuren:
Automotive-Zulieferer müssen den Herstellern einen Produktzyklus voraus sein, damit entwickelte Technologielösungen
bereits serienreif in die Fahrzeugentwicklung einfließen können, so die Ergebnisse der aktuellen Automotive-Studie
von PwC.
Mit Innovationsstärke und hoher Qualität haben sich viele österreichische Zulieferer an die Weltspitze
der Automobilindustrie gesetzt und partizipieren am Wachstumspotenzial der Weltmärkte. „Die vorherrschende
mittelständische Struktur begünstigt kurze Reaktionszeiten sowie Innovationen und Anpassungen des Geschäftsmodells.
Nun gilt es, die strategischen Weichen richtig zu stellen“, erklärt Horst Bernegger, Partner und Automotive-Experte
bei PwC Österreich.
Kooperationen als Erfolgsfaktor
Benötigtes Know-how in den Bereichen IT Software, Infrastruktur, Energie sowie Telekommunikation ist der
Treiber für Kooperationen der Automobilbranche mit anderen Unternehmen. Für ein Viertel der befragten
Zulieferer ist die Ausweitung des Produktportfolios der häufigste Grund für eine Zusammenarbeit, gefolgt
von gemeinsamer F&E-Expertise. Kooperationen erfolgen häufig nicht nur projektweise sondern umfassen zum
Teil die enge Verknüpfung von Kompetenzen aus unterschiedlichen Industrien.
Globale Trends erfordern neue Geschäftsmodelle
Die befragten Unternehmen sehen Elektrifizierung, gefolgt vom Innovationstempo als die bedeutendsten Trends
für den Bereich Automotive. Rund ein Drittel der Teilnehmer fokussiert auf Produkte der neuen Mobilität
oder hat F&E, Testbetrieb und Protypenfertigung im Leistungsportfolio. Ein weiterer Trend ist die steigende
Bedeutung von Beziehungen zu (End-)Kunden, da in Zukunft die Nutzung des Fahrzeugs stärker im Vordergrund
stehen wird. Dies entspricht auch dem Wandel der Automotive-Branche in Richtung Mobilitätsdienstleistungen.
Um zu reüssieren, gilt es neue Geschäftsmodelle zu entwickeln – fast 60 Prozent der Befragten erwarten
dafür zusätzlichen Investitions- und Finanzierungsbedarf.
Gutes Jahr 2017 mit positivem Ausblick
Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen gab an, ihre Produktionskapazitäten im Jahresdurchschnitt
2017 zu mehr als 90 Prozent ausgelastet zu haben. Jeder fünfte Betrieb wuchs – meist organisch – um fünf
bis zehn Prozent und mehr als die Hälfte sogar um über 10 Prozent. Auch die Zukunft sehen die Zulieferer
positiv: Mehr als 80 Prozent rechnen mit einem weiteren Umsatzwachstum. Technologie, Qualität und F&E
werden dafür wesentliche Erfolgsfaktoren bleiben. Zukünftige strategische Vorteile sehen die Teilnehmer
vor allem in Robotik, Sensorik, digitalen Fabriklösungen, Batterie- und Energietechnologien sowie Datenanalyse.
Mangel an qualifiziertem Personal, Druck der OEMs und Abschwung in den Wachstumsmärkten wurden hingegen als
die größten potenziellen Gefahren angeführt. Dementsprechend wünscht sich die Zulieferindustrie
Verbesserungen in den Bereichen Arbeitsmarkt, Arbeitszeitgesetz, Lohnnebenkosten und neue Mobilitätskonzepte
unter Verwendung digitaler Infrastruktur, um die internationale Bedeutung halten und weiter ausbauen zu können.
Österreich vs. Slowakei: Gleiche Themen bei unterschiedlicher Struktur
Zusätzlich zur Erfassung des Status quo in der österreichischen Automobillandschaft, zieht die PwC-Studie
einen Vergleich zwischen Österreich und Slowakei. Die Automotive-Branche weist in den beiden Nachbarländern
einen bedeutenden strukturellen Unterschied auf. Während in der Slowakei die Mehrheit der Tier 1 Zulieferer
internationalen Konzernen angehört, verfügt Österreich über eine Vielzahl mittelgroßer
Familienunternehmen, die sich teilweise zu sogenannten Hidden Champions entwickelt haben. Diese haben sich in vielen
Fällen mit lokaler F&E-Kompetenz als Spezialisten in ihrem Bereich etabliert.
Was die Branche in beiden Ländern verbindet, sind die Themenstellungen die die handelnden Personen beschäftigen:
Mangel an qualifizierten Fachkräften sowie intelligente Technologien als Herausforderung für die neue
Mobilität und Brancheninnovationen sind überall heiße Eisen.
Über die Studie
Die Studie wurde zum zweiten Mal von PwC Österreich durchgeführt. Die kontaktierten Automotive-Zulieferer
antworteten über einen Online-Fragebogen oder per Rücksendung eines ausgedruckten Fragebogens im Zeitraum
von Jänner bis April 2018. An der Studie nahmen rund 50 Unternehmen teil. Der Bericht zeigt die wichtigsten
Erkenntnisse der Befragungen von den aktuellen Herausforderungen der Automotive-Zulieferindustrie in Österreich
über die zu erwartende Entwicklung der Branche bis hin zu den Erfolgsfaktoren im Hinblick auf die erwarteten
Marktänderungen. In der Slowakei wurde fast zeitgleich eine ähnliche Umfrage von PwC durchgeführt,
daher war ein Branchenvergleich der beiden Nachbarländer möglich.
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