Creditreform KMU-Umfrage Österreich, Frühjahr 2018: Vollere Auftragsbücher –
Nach fünf Jahren wieder positive Umsatzentwicklung
Wien (creditreform) - Die Creditreform Wirtschafts- und Konjunkturforschung hat im Frühjahr 2018 an
die 1.700 österreichische Klein- und Mittelunternehmen nach der aktuellen Wirtschaftslage und den Ausblicken
für die kommenden sechs Monate befragt.
Die globale Wirtschaft brummt, auch in Österreich steht die Konjunkturampel auf grün. Der Aufschwung
des österreichischen Mittelstandes setzt sich im Frühjahr 2018 weiter fort, die befragten mittelständischen
Betriebe stellen der Konjunktur daher ein gutes Zeugnis aus.
In allen Hauptwirtschaftsbereichen haben sich Lage- und Erwartungsindex weiter verbessert. Dank der guten konjunkturellen
Bedingungen haben die Beschäftigung und die Investitionstätigkeit im Mittelstand zugenommen. Besonders
gut aufgestellt sind in diesem Frühjahr die Dienstleistungsbranche und das Verarbeitende Gewerbe (Industrie).
Dank des Baubooms konnte die Bauwirtschaft erfolgreich die Talsohle überwinden. Beim Handel verlief die Entwicklung
nicht so dynamisch wie in den übrigen Wirtschaftsbereichen - doch geht auch hier der Trend nach oben.
"Die Konjunkturindikatoren sprechen dafür, dass sich die positive Dynamik der österreichischen Wirtschaft
in den nächsten Monaten fortsetzen wird. Abzuwarten bleibt jedoch, in welchem Umfang sich die protektionistische
Handelspolitik der USA auswirken wird. Auch die Lage in Italien sowie der beginnende Ausstieg der EZB aus der Niedrigzinspolitik
und der Anleihekäufe sind weitere Unsicherheitsfaktoren", fasst Gerhard Weinhofer, Mitglied der Geschäftsleitung
von Creditreform, die Situation zusammen.
Dass die Konjunktur des Mittelstandes im Frühjahr 2018 weiter auf Erfolgskurs ist, belegt eindrucksvoll das
Creditreform Klimabarometer, das das dritte Jahr in Folge gestiegen ist und dank eines Zuwachses von 11,0 Zählern
mit plus 27,6 Punkten einen neuen Höchstwert erreicht hat (Vorjahr: plus 16,6 Punkte). Die Talsohle von 2015
ist endgültig überwunden, die Konjunktur erweist sich als robust und hat nachhaltig an Fahrt aufgenommen.
"Erfreulich ist, dass alle Stimmungsindikatoren sich kontinuierlich verbessert haben. Die Lage der österreichischen
KMU und auch ihre Erwartung für die kommenden Monate ist ausgesprochen positiv und optimistisch", sagt
Weinhofer.
Das Creditreform Klimabarometer basiert auf einer Umfrage unter circa 1.700 mittelständischen Betrieben in
Österreich. Der Index setzt sich zusammen aus den Einschätzungen der Befragten zum eigenen Betrieb, zur
eigenen Branche sowie zur konjunkturellen Lage allgemein. Dabei fließen in die Gesamtbewertung des Konjunkturklimas
sowohl die Äußerungen zur aktuellen Lage als auch zur zukünftigen Entwicklung ein. Aus den positiven
und negativen Antworten werden jeweils Salden gebildet, die wiederum die Berechnungsgrundlage für den Gesamtindex
bilden. Das Klimabarometer zielt in erster Linie auf die Stimmung im Mittelstand ab.
Dienstleistungsbranche und Verarbeitendes Gewerbe als Konjunkturlokomotive
In allen vier Hauptwirtschaftsbereichen konnten die Vorjahresergebnisse getoppt werden. Den größten
Aufschwung in Höhe von 15,4 zusätzlichen Zählern und das beste Ergebnis mit plus 31,2 Punkten erreicht
im Frühjahr 2018 die Dienstleistungsbranche (Vorjahr: plus 15,8 Punkte). Nur unwesentlich geringer sind die
Frühjahrsergebnisse beim Verarbeitenden Gewerbe (plus 29,9 Punkte; Vorjahr: plus 18,8 Punkte) sowie in der
Baubranche (plus 28,2 Punkte; Vorjahr: plus 15,2 Punkte) ausgefallen. Der Handel erreichte mit plus 21,7 Punkten
auch noch ein respektables Ergebnis (Vorjahr: plus 16,7 Punkte). Im Vergleichszeitraum verbesserte der Bau sein
Vorjahresergebnis um 13,0 Zähler, das Verarbeitende Gewerbe um 11,1 Zähler und der Handel um 5,0 Zähler.
Bester Auftragsstand seit 2011
Dass die Konjunktur weiter im Aufwind ist, lässt sich auch am steigenden Auftragsaufkommen der mittelständischen
Betriebe im Land ablesen. Wie bereits im Frühjahr 2017, so konnten sich auch in den ersten Monaten dieses
Jahres viele Firmen über vollere Auftragsbücher freuen. Und zwar deutlich mehr als im Vergleichszeitraum
2017. Der Saldo aus gestiegenen und gesunkenen Aufträgen ist im zweiten Jahr in Folge im positiven Bereich
und hat sich mit einem aktuellen Ergebnis von plus 19,4 Prozentpunkten mehr als verdoppelt (Vorjahr: plus 9,9 Prozentpunkte).
Umsatzentwicklung wieder positiv
Die Umsatzentwicklung der mittelständischen Betriebe in Österreich hat sich in den letzten zwölf
Monaten positiv entwickelt. Der Saldo aus gestiegenen und gesunkenen Umsätzen ist nach fünf Jahren erstmals
wieder im positiven Bereich und erreichte einen guten Wert von plus 13,0 Prozentpunkten (Vorjahr: minus 0,9 Prozentpunkte).
In den letzten Monaten haben 30,6 Prozent der Befragten steigende Umsätze verbuchen können (Vorjahr:
23,8 Prozent), während 17,6 Prozent der Mittelständler Umsatzeinbußen verkraften mussten (Vorjahr:
24,7 Prozent).
Die meisten Umsatzzuwächse gab es beim Verarbeitenden Gewerbe (36,4 Prozent; Vorjahr: 25,0 Prozent). Beim
Handel meldeten 31,4 Prozent der Befragten ein Umsatzplus (Vorjahr: 31,4 Prozent), bei der Dienstleistungsbranche
30,3 Prozent (Vorjahr: 24,4 Prozent) und beim Bau 22,2 Prozent (Vorjahr: 8,6 Prozent). Die meisten Umsatzrückgänge
gab es beim Baugewerbe mit einem Anteil von 22,2 Prozent der Betriebe (Vorjahr: 35,8 Prozent), sodass der Umsatzsaldo
im Frühjahr 2018 0,0 Prozentpunkte beträgt - ein respektables Ergebnis angesichts des Vorjahreswertes
in Höhe von minus 27,2 Prozentpunkten. Den besten Umsatzsaldo erzielte das Verarbeitende Gewerbe mit plus
18,6 Prozentpunkten (Vorjahr: plus 6,2 Prozentpunkte) - bei der Dienstleistungsbranche sind es plus 16,1 Prozentpunkte
(Vorjahr: plus 1,5 Prozentpunkte) und beim Handel plus 12,8 Prozentpunkte (Vorjahr: plus 7,3 Prozentpunkte).
Erfreuliche zukünftige Umsatzentwicklung
Die Umsatzerwartungen der KMU sind heuer zuversichtlicher als noch vor einem Jahr. Der Saldo aus steigenden
und sinkenden Umsätzen beträgt plus 32,5 Prozentpunkte (Vorjahr: plus 17,7 Prozentpunkte). Mit steigenden
Umsätzen kalkulieren derzeit 40,6 Prozent der mittelständischen Unternehmer (Vorjahr: 30,3 Prozent) und
8,1 Prozent rechnen eher mit sinkenden Umsätzen in den kommenden Monaten (Vorjahr: 12,6 Prozent).
Die beste Stimmung herrscht derzeit beim Dienstleistungsgewerbe: Hier finden sich die meisten Optimisten und die
wenigsten Pessimisten. So rechnet fast die Hälfte der Dienstleister (45,2 Prozent; Vorjahr: 29,8 Prozent)
mit einem Umsatzplus, wohingegen nur 5,2 Prozent (Vorjahr: 12,2 Prozent) ein Umsatzminus befürchten. Der Erwartungssaldo
beträgt daher plus 40,0 Prozentpunkte (Vorjahr: plus 17,6 Prozentpunkte). Mit einem deutlichen Abstand folgen
beim Saldo das Baugewerbe (plus 32,1 Prozentpunkte; Vorjahr: plus 17,3 Prozentpunkte) sowie das Verarbeitende Gewerbe
(plus 30,9 Prozentpunkte; Vorjahr: plus 17,7 Prozentpunkte) und der Handel mit plus 25,7 Prozentpunkten (Vorjahr:
plus 18,2 Prozentpunkte).
Conclusio: Gute Lage, gute Stimmung im heimischen Mittelstand
Alle Indikatoren zeigen eine durch die Bank gute Wirtschaftslage der österreichischen KMU. Besonders erfreulich
ist, dass auch die zukünftigen Erwartungen positiv und optimistisch sind. Brummende Exporte und eine konstante
Konsumlaune sowie eine generell starke Konjunktur in Europa lassen allen Grund zur Freude zu. Aber Achtung, zwei
Unsicherheiten scheinen am Horizont aufzuleuchten: ein drohender Handelskrieg mit den USA und eine damit einhergehende
Gefährdung des weltweiten Wachstums sowie die politischen Unwägbarkeiten in Italien mit den Risiken für
die Eurozone. Hingegen sind das schleichende Ende der Niedrigzinsphase und der steigende Ölpreis bereits eingepreist.
Creditreform
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