Fachkräftemangel und Digitalisierung zentrale Herausforderungen – 98.000 Personen in Oberösterreich
– vom Jugendlichen bis zum älteren Arbeitnehmer – werden von den Maßnahmen profitieren
Linz (lk) - Die Situation am Arbeitsmarkt entspannt sich, dennoch nimmt die aktive Arbeitsmarktpolitik in
Oberösterreich weiterhin eine wichtige Rolle ein, denn mit dem Fachkräftemangel und der Digitalisierung
entstehen neue Herausforderungen. Deshalb wurde in der Sitzung der Oö. Landesregierung am 18. Juni der „Pakt
für Arbeit und Qualifizierung 2018“ beschlossen. Der diesjährige „Pakt“ umfasst arbeitsmarktpolitische
Maßnahmen aus den Ressorts von Wirtschaftsreferent LH-Stv. Dr. Michael Strugl, Bildungs-Landesrätin
Mag.a Christine Haberlander, Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer und Integrations-Landesrat Rudi Anschober
sowie aus den Verantwortungsbereichen von AMS-Landesgeschäftsführer Gerhard Straßer und Dr.in Christa
Aistleitner, Landesleiterin des Sozialministeriumsservice OÖ. Insgesamt stehen 241 Mio. Euro für aktive
Arbeitsmarktpolitik in Oberösterreich zur Verfügung.
„Trotz der erfreulichen Entwicklung des Arbeitsmarktes in den vergangenen Monaten, bleibt die aktive Arbeitsmarktpolitik
angesichts der neuen Herausforderungen Fachkräftemangel und Digitalisierung eine Hauptaufgabe der oö.
Landespolitik. Daher wurde mit dem ‚Pakt für Arbeit und Qualifizierung‘ 2018 auch für heuer wieder ein
umfassendes Paket an Qualifizierungs- und weiteren Unterstützungsmaßnahmen geschnürt“, betont LH-Stv.
Strugl.
Finanzierung durch Land OÖ, AMS OÖ und Sozialministeriumsservice OÖ
Der „Pakt für Arbeit und Qualifizierung“ 2018 wird wieder vom Arbeitsmarktservice OÖ, dem Land Oberösterreich
und dem Sozialministeriumservice OÖ finanziert. Insgesamt 241 Mio. Euro stehen zur Verfügung: Das AMS
bringt 128,9 Mio. Euro in die Programme des Paktes ein, das Land OÖ 78,5 Mio. Euro und das Sozialministeriumservice
OÖ 33,6 Mio. Euro. 75 verschiedene Maßnahmen umfasst die Angebotspalette des „Pakts für Arbeit
und Qualifizierung“ 2018. „Von diesen Unterstützungsmaßnahmen werden heuer 98.000 Personen profitieren,
das sind um 10.000 mehr als bei den Pakt-Maßnahmen des Vorjahres“, erläutert LH-Stv. Strugl.
„Durch den ‚Pakt für Arbeit und Qualifizierung‘ will das Land Oberösterreich sowohl der Arbeitslosigkeit
als auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Das umfassende Maßnahmenpaket kommt vor allem Jugendlichen,
Frauen, älteren Arbeitnehmer/innen, Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen mit Beeinträchtigungen
sowie auch der Qualifizierung von Fachkräften zugute. Jeder Euro, den das Land Oberösterreich für
die Aus- und Weiterbildung der Fachkräfte ausgibt, ist ein gut investierter Euro. Denn Lernen ist ein lebenslanger
Prozess. Gerade in der sich immer schneller verändernden Wissensgesellschaft müssen wir in das Potenzial
unserer Arbeitskräfte investieren. Nur so können wir auch künftig im internationalen Wettbewerb
bestehen“, so Bildungs-Landesrätin Mag.a Christine Haberlander.
"Das Sozialressort des Landes Oberösterreich engagiert sich auch heuer im Pakt für Arbeit und Qualifizierung
und legt den Schwerpunkt auf die Unterstützung jener Menschen, die am Rande des Arbeitsmarktes stehen. In
Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher zu investieren, die mit Vermittlungserschwernissen am Arbeitsmarkt
konfrontiert sind, heißt wirksame und nachhaltige Strategien gegen eine ansonsten drohende längerfristige
Phase der Arbeitslosigkeit zu setzen. Das schafft neue Chancen und Perspektiven für die Betroffenen und hilft
gleichzeitig die Folgekosten langanhaltender Arbeitslosigkeit zu reduzieren. Eine zweite wesentliche Schwerpunktsetzung
verfolgt das Sozialressort im Bereich der Sozialberufe. Im Jahr 2018 können durch die Unterstützung des
Sozialressorts 600 Ausbildungsplätze im Bereich der Altenarbeit gesichert werden. Damit leistet das Sozialressort
einen bedeutenden Beitrag dazu, den dringend notwendigen Fachkräftebedarf in diesem Bereich zu sichern“, so
Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer.
Integrations-Landesrat Rudi Anschober: „Ziel des Paktes für Arbeit & Qualifizierung ist es auch, Menschen
mit Migrationshintergrund verstärkt in den Arbeitsmarkt zu integrieren und gleichzeitig als Potential gegen
den immer stärker werdenden Fachkräftemangel in OÖ auszubilden. Grundvoraussetzung für eine
erfolgreiche Integration am Arbeitsmarkt sind Deutschkurse, die zwar seitens des Bundes für Asylwerber/innen
weitgehend eingestellt wurden, in Oberösterreich aber nun weitergeführt werden. Das ist wichtig für
jegliche Teilhabe: Deutschlernen ab Tag 1. Ein weiterer Fokus liegt auf Beratungs- und Qualifizierungsmaßnahmen,
um Zuwanderer zu qualifizieren und den Verdrängungswettbewerb bei einfachen Jobs nicht weiter zu verstärken.
Vorreiter ist Oberösterreich im Bereich der Lehre für Asylwerbende: Schon 363 Asylwerber/innen sind in
Lehrlingsmangelstellen tätig, rund ein Drittel davon ist allerdings von einem Negativbescheid betroffen –
Lehrlinge und Unternehmer/innen fürchten um ihre Zukunft. Meine Initiative ‚Ausbildung statt Abschiebung‘
bündelt hier den Widerstand und appelliert an die Bundesregierung für eine gute Lösung für
die betroffenen Lehrlinge. Wir können es uns schlichtweg nicht leisten, auf dieses Arbeitskräfte-Potential
zu verzichten“.
Ungenutzte Reserven bei Lehrlingen
"Gemeinsam wenden die Paktpartner heuer 58,8 Mio. Euro für die Ausbildungsgarantie für Jugendliche
und junge Erwachsene auf", erläutert AMS-Landesgeschäftsführer Gerhard Straßer. "Wir
sorgen dafür, dass Oberösterreich das Lehrlingsland Nr. 1 bleibt. In erster Linie forcieren wir dabei
die Lehrausbildungen in Unternehmen. Gut ein Fünftel der österreichischen Lehrlinge ist in unserem Bundesland
beschäftigt."
Die Zahl der Lehrlinge im ersten Lehrjahr legte im Vorjahr kräftig zu. Insgesamt begannen in Oberösterreich
7.093 Personen eine Lehrausbildung – um 232 mehr als noch 2016. Die stärksten Zuwächse gab es in Industrie
(+6,2%) und Handel (+5,5%); im Schnitt betrug der Zuwachs im Jahresabstand 3,4%. Angesichts der Gesamtlage besteht
allerdings noch Aufholbedarf. Über alle Lehrjahre hinweg reduzierte sich die Zahl der Lehrlinge von 2016 auf
2017 von 22.986 auf 22.779. Um einen Ausgleich zu erzielen, müsste auch heuer und in den Folgejahren die Zahl
der Lehranfänger/innen deutlich zulegen.
Mit der „klassischen“ Lehrstellenförderung unterstützte das AMS OÖ im vergangenen Jahr 1.700 Lehrausbildungen
in Unternehmen. "Mit attraktiven Förderungen forcieren wir generell Ausbildungsmöglichkeiten, die
zu einem Lehrabschluss führen", berichtet Straßer. "Dazu zählen etwa die Arbeitsplatznahe
Qualifizierung, Implacementstiftungen und die Facharbeiter/innen-Kurzausbildungen." Einschließlich der
überbetrieblichen Lehrausbildungen förderte das AMS OÖ im letzten Jahr 5.700 Personen auf diesem
Weg.
"Die Nachfrage der Unternehmen nach Lehrlingen ist leicht steigend", betont Straßer. "Und
es gibt noch Reserven: Zum einen die bislang erfolglos lehrstellensuchenden Jugendlichen, zum anderen die Lehrlinge
in überbetrieblichen Ausbildungen, die jederzeit von Unternehmen abgeworben werden können. Zusammen ergibt
das ein zusätzliches Potenzial von über 1.800 Personen."
lehrlinge2017
"Aktuell gibt es Bestrebungen der Regierung, die überbetriebliche Lehrausbildung zugunsten der Lehrstellenförderung
für Betriebe zurückzufahren", berichtet Straßer. "Allerdings gibt es starke regionale
Unterschiede: Der Anteil der Jugendlichen in überbetrieblichen Lehrausbildungen liegt in Oberösterreich
bei 5,6%, in Wien hingegen bei 28,2%."
„Das Sozialministeriumservice (SMS) setzt auch im Jahr 2018 die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Land OÖ
und dem AMS OÖ im Rahmen des Paktes für Arbeit und Qualifizierung fort. Der finanzielle Beitrag des
SMS wird gegenüber dem Jahre 2017 um 0,95 Mio. auf 33,61 Mio. Euro erhöht. Die geplante Teilnehmer/innenzahl
von 15.625 liegt um 7,5% über dem Niveau des Vorjahres. 76 Prozent der vom SMS eingebrachten Budgetmittel
werden für die Fortführung und die Erweiterung der bereits bestehenden Angebote für Jugendliche
an der Schnittstelle Schule- Beruf verwendet“, so Dr.in Christa Aistleitner, Leiterin des Sozialministeriumsservice
OÖ.
Das SMS stellt im Rahmen der Ausbildungsverpflichtung (Ab 18) zur Erlangung der höchstmöglichen Ausbildungsreife
eine breite Palette von Angeboten, wie z.B. Produktionsschulen, Qualifizierungs- und Lehrlingsprojekte und die
Berufsausbildungsassistenz zur Verfügung. Darüber hinaus werden weiterhin Aktivitäten zur Vermeidung
von Frühverrentung und Maßnahmen zur Erlangung und Sicherung von Arbeitsplätzen von Menschen mit
Behinderung gesetzt.
Zentrale Maßnahmen im Rahmen des „Pakt für Arbeit und Qualifizierung“ 2018
Beginnend bei der Potentialanalyse in der 8. Schulstufe stellen die Maßnahmen des „Pakt für Arbeit und
Qualifizierung“ 2018 maßgeschneiderte Unterstützungsangebote für verschiedene Personengruppen bzw.
Problemlagen dar. Mit dem „Qualifizierungsverbund Digitale Kompetenz“ wird etwa ein Schwerpunkt im Bereich der
Digitalisierung gelegt, die neue Servicestelle Job und Wirtschaft adressiert vor allem ältere Arbeitssuchende,
um nur einige der insgesamt 75 Maßnahmen zu nennen.
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