St. Pölten (nöwpd) - 57.365 aktive Betriebe in Niederösterreich sind derzeit Mitglied der Sparte
Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer. Unterteilt sind sie in 28 Fachgruppen mit insgesamt 343 Berufsgruppen.
Sie beschäftigen 114.681 Mitarbeiter, davon 7.256 in Ausbildung stehende Lehrlinge. Damit sind die heimischen
Gewerbe- und Handwerksbetriebe Niederösterreichs größter Arbeitgeber, vor dem Handel und der Industrie.
Wie Spartenobmann Wolfgang Ecker dem NÖ Wirtschaftspressdienst berichtet, ist die Zahl der Beschäftigten
im NÖ Gewerbe und Handwerk von 2005 bis 2017 um 14,4 Prozent und die Zahl der Arbeitgeberunternehmen um 12,3
Prozent gestiegen.
Ein Trend lässt sich jedoch erkennen: Von den 57.365 Betrieben sind 40.890 Ein-Personen-Unternehmen (EPU).
Die größte Gruppe darin bilden 18.893 aktive EPU in der Personenberatung und Personenbetreuung, insbesondere
24 Stunden-Pflege.
Laut KMU Forschung Austria haben die NÖ Gewerbe- und Handwerksbetriebe im Jahr 2017 ihren Umsatz um 1, 5 Prozent
auf 14, 3 Milliarden Euro erhöht. Die Exportquote des NÖ Gewerbes lag im Vorjahr bei sieben Prozent.
Im Durchschnitt investierten die Betriebe 3.700 Euro je Beschäftigten.
Trotz dieser positiven Zahlen stehen die NÖ Gewerbe- und Handwerksbetriebe in einem Abwehrkampf gegen das
Preisdumping aus dem Ausland. „Österreich verfügt zwar mit dem Lohn- und Sozialdumpingbekämpfungsgesetz
über eine klare Richtlinie und die schärfste Gesetzgebung gegen Unterentlohnung in der EU“, erklärt
Wolfgang Ecker. Dies treffe aber vor allem inländische Unternehmen, weil Strafen gegenüber ausländischen
Unternehmen im Ausland kaum vollstreckbar seien. „Wir benötigen daher eine bessere Vollziehung mit einer leichteren
Vollstreckung der Strafen im Ausland, eine verbesserte Kooperation mit den ausländischen Behörden sowie
die Bekämpfung von Scheinfirmen bereits im Herkunftsland“, betont der Spartenobmann. In diesem Zusammenhang
plädiert er für ein „europaweit geltendes Verwaltungsübereinkommen, welches den Austausch der Sozialversicherungsdaten
und eine entsprechende Vollstreckung der Strafen sicherstellt.“
Auch Fachkräftemangel und Lehrlingsmangel sind ein Thema. „Beides geht Hand in Hand,“ so Ecker. „Der Stellenwert
der dualen Berufsausbildung in unserem Bildungssystem und in der Gesellschaft ist zwar besser geworden, hat aber
noch nicht das Niveau erreicht, das wir uns wünschen: nämlich auf Augenhöhe mit den schulischen
Berufsausbildungsformen. Denn gerade im Gewerbe und Handwerk hängen Befähigungsnachweise und duale Berufsausbildung
eng zusammen. Der Weg, Wissen vom Meister auf den Lehrling zu übertragen, funktioniert und hat sich jahrhundertelang
bewährt. Er ist ein Erfolgsmodell, das funktioniert und international große Beachtung findet. Nicht
umsonst spielen unsere Lehrlinge und Facharbeiter bei internationalen Wettbewerben in der Weltliga höchst
erfolgreich mit. Qualität fußt eben auf Qualifikation. Diese muss auch in Zukunft gewährleistet
sein.“
Von der neuen Bundesregierung wünschen sich die NÖ Gewerbe- und Handwerksbetriebe, dass der eingeschlagene
Weg der Deregulierung und Rücknahme von „Golden Plating –Bestimmungen“ konsequent fortgesetzt wird. Das heurige
Jahr sieht Wolfgang Ecker für seine Mitgliedsbetriebe durchwegs positiv. „Der Optimismus unserer Betriebe
in der Erwartung ihrer Geschäftsentwicklung ist sowohl im ersten als auch im zweiten Quartal 2018 gestiegen.
27 Prozent unserer Betriebe planen den Personalstand um durchschnittlich 47,5 Prozent zu erhöhen und 69 Prozent
beabsichtigen, den Personalstand konstant zu halten.“
|