Belvedere: Der Canalettoblick

 

erstellt am
28. 06. 18
13:00 MEZ

IM BLICK Ausstellung von 29. Juni bis 14. Oktober 2018 im Oberen Belvedere
Wien (belvedere) - Der Canalettoblick ist die wohl berühmteste Ansicht Wiens, über Jahrhunderte hat er Menschen fasziniert und Künstlerinnen und Künstler inspiriert. Wien, vom Belvedere aus gesehen heißt das namengebende Gemälde Bernardo Bellottos, genannt Canaletto im Original. Am Ort der Entstehung betrachtet die Ausstellung die Geschichte des Bildes und zieht Vergleiche mit anderen Darstellungen und zeitgenössischen Visualisierungen.

Die Vedute Wien, vom Belvedere aus gesehen wurde um 1759/60 von Maria Theresia in Auftrag gegeben. Politische und militärische Erfolge nach der Türkenbelagerung 1683 hatten einen Bauboom ausgelöst. Der Künstler setzte in seinem Gemälde hochbarocke Prunkbauten – viele von ihnen von Maria Theresia oder ihren Vorfahren errichtet - eindrucksvoll in Szene. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte wurde Wien von zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern aus derselben Perspektive verewigt. Herrschaftsverhältnisse spiegeln sich darin genauso wie Stimmungslagen der Gesellschaft oder der Malerinnen und Maler. Koloman Moser, Tina Blau oder Carl Moll – sie alle schufen ihre Version des Canalettoblicks. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Motiv politisch aufgeladen, und gewann schließlich durch die Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrags 1955 im Oberen Belvedere staatstragende Bedeutung. Spätere Darstellungen wie jene von Kiki Kogelnik aus 1967 konterkarieren diese ironische.

Den Veduten werden Architekturbilder der Gegenwart – wie Renderings und Visualisierungen von Bauprojekten – gegenübergestellt. Gezeigt wird unter anderem der Entwurf Wiener Wolkenbügel des Architekturbüros Coop Himmelb(l)au, der zum Architekturwettbewerb des Heumarkt-Projekts eingereicht wurde.

Im Zuge von städtebaulichen Entscheidungen wird der Canalettoblick als Maßstab herangezogen, so auch in der Diskussion rund um das Heumarktprojekt.

"Die Ausstellung gibt kein Urteil über neue Bauprojekte, sondern sie zeigt in einer kunsthistorischen Darstellung die Veränderungen und Kontinuitäten, die der Canalettoblick im Laufe der Geschichte erfahren hat", so Stella Rollig, Generaldirektorin des Belvedere.

Kurator Markus Fellinger ergänzt: "Anhand der historischen Herleitung wird deutlich, dass Stadtansichten - heute wie damals - zur Inszenierung des urbanen Raums eingesetzt werden. Dies gilt für historische Veduten ebenso wie für digitale Renderings."

Das zentrale Bild selbst wird in der Ausstellung nur indirekt zu sehen sein: Aufgrund seines fragilen Zustands verbleibt Canalettos Gemälde im Kunsthistorischen Museum. Im Belvedere ist es in einer medialen Inszenierung dennoch zu sehen: Per Liveübertragung durch eine Webcam wird es in der Ausstellung präsentiert und mit einem weiteren Livebild, der heutigen Aussicht vom Standpunkt Canalettos, in Beziehung gesetzt.

Mittels Augmented Reality wird das Thema der Visualisierung und der Instrumentalisierung von Stadtbildern darüber hinaus digital über eine App erlebbar. Nicht das erste Mal arbeitet das Belvedere dabei mit ARTIVIVE zusammen, das gemeinsam mit dem Kurator diese neue Ebene visueller Aufarbeitung gestaltete.

Sie sehen Werke von Wolfgang Wilhelm Prämer, Salomon Kleiner, Carl Schütz, Rudolf von Alt, Wilhelm Burger, Tina Blau, Carl Moll, Gerhart Frankl, Otto Rudolf Schatz, Edgar Jené, Kiki Kogelnik und anderen gezeigt.

Kurator: Markus Fellinger

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.belvedere.at

 

 

 

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