Angebot der Frauenberatungsstellen wird um das Thema Frauengesundheit erweitert, Fokus liegt
auf Vorsorge und Gendermedizin
Eisenstadt (blms) - Die sieben burgenländischen Frauenberatungsstellen werden zu Zentren für Frauen-
und Mädchengesundheit ausgebaut. Damit soll dem Umstand Rechnung getragen werden, dass sich Frauen– und Männergesundheit
bei wichtigen Indikatoren grundlegend unterscheiden. Das Hauptaugenmerk liegt auf den Themen Gendermedizin und
Gesundheitsvorsorge. Start ist im September, für das erste Jahr stehen 100.000 Euro zur Verfügung, die
je zur Hälfte aus dem Frauen- und Sozialressort bereitgestellt werden. Über die Details informierten
Frauenlandesrätin Mag.a Astrid Eisenkopf, Familienlandesrätin Verena Dunst, Gesundheitslandesrat Mag.
Norbert Darabos und Vertreterinnen der Frauenberatungsstellen am 27. Juni.
Viele Krankheiten verlaufen bei Frauen anders als bei Männern, gesundheitliche Probleme werden oft psychosomatisch
gedeutet, obwohl eine körperliche Ursache vorliegt, und Medikamente wirken anders als bei Männern – noch
immer wird diesen längst bekannten Fakten viel zu wenig Beachtung geschenkt. Um Frauen in Gesundheitsfragen
und mit gesundheitlichen oder psychischen Beschwerden eine frauenspezifische fachliche Beratung bieten zu können,
wurde der Dachverband burgenländischer Frauen-, Mädchen- und Familienberatungsstellen (DAFF) vom Frauen-
und Sozialreferat beauftragt, in den sieben burgenländischen Frauenberatungsstellen Zentren für Frauen-
und Mädchengesundheit zu installieren. Ärztinnen und Psychotherapeutinnen werden ab Herbst zu fixen Zeiten
in den Zentren für Beratungen zur Verfügung stehen.
„Jedes Mädchen, jede Frau soll selbst ein Gespür für den eigenen Körper und die Gesundheit
entwickeln. Mit diesem Projekt wollen wir Frauen dabei unterstützen und ihre Sicht auf die Gesundheit positiv
beeinflussen. Ein gesunder Lebensstil von Frauen muss gefördert und unterstützt werden. Frauen, die etwas
für ihre Gesundheit tun wollen, sollen mit den Frauengesundheitszentren kompetente Anlaufstellen zur Verfügung
stehen“, erklärte Eisenkopf. Ziel des Projekts im Burgenland sei die Entwicklung von Maßnahmen, die
im Feld der psychischen Gesundheit Wirkung zeigen. Dazu gehören Präventionsmaßnahmen und möglichst
frühe Aufklärungsarbeit, aber auch Gendermedizin und Gesundheitsvorsorge. „Frauen sollen wissen, welche
Möglichkeiten sie im Rahmen der Gesundheitsvorsorge haben und wie sie diese Möglichkeiten auch ausschöpfen
können. Zur Prävention gehört auch, dass Betroffene ihre Symptome wahrnehmen, einschätzen können
und dann darüber Bescheid wissen, an welche Stellen sie sich wenden können“, so die Frauenlandesrätin.
„Lange wurde die Tatsache, dass sich Frauengesundheit radikal von Männergesundheit unterscheidet, ignoriert“,
stellte Dunst fest. „Das ändert sich langsam. Nicht nur Symptome und die Wirksamkeit von Medikamente sind
bei Frauen anders, es sind auch andere Themen, die Frauen gesundheitlich beschäftigen. Dass die Frauenberatungsstellen
neben dem stetig gewachsenen Beratungsangebot nun auch als Anlaufstelle für Frauengesundheit dienen sollen,
ist der logische nächste Schritt, den wir seit einem Jahr geplant haben“, so Dunst. Die Struktur der Beratungsstellen
biete optimale Bedingungen, das flächendeckende Angebot erspare den Frauen lange Anfahrtswege.
„Die Installierung von Zentren für Frauen- und Mädchengesundheit ist Teil und nächster wichtiger
Schritt eines Burgenland-Gesundheitspaktes, mit dem wir eine noch vorhandene Lücke im Gesundheitsbereich schließen“,
betonte Darabos. Bisher sei viel zu wenig berücksichtigt worden, dass sich Frauen- und Männergesundheit
deutlich unterscheiden; das zeigten auch die Daten aus dem Gesundheitsbericht 2017, der demnächst präsentiert
werde. Dieser empfehle, die besonderen Bedürfnisse und Anforderungen der beiden Geschlechter bei jeglichen
Angeboten von der Gesundheitsförderung über die Prävention und Vorsorge sowie den ambulanten Bereich
bis hin zur stationären Versorgung zu berücksichtigen.
Man kenne die komplexen gesundheitlichen Probleme der Frauen aus den Erfahrungen des Beratungsalltags, manche Krankheiten
stünden auch mit der persönlichen oder familiären Situation ursächlich in Zusammenhang, weiß
Mag.a Karin Behringer-Pfann von der Beratungsstelle "Der Lichtblick" in Neusiedl am See. „Das vorhandene
Beratungsangebot kann deshalb gut mit dem Gesundheitsangebot verknüpft werden“,
Allgemeine Beratungsangebote werden in allen Gesundheitszentren gleich sein, auf regionale Wünsche, die sich
aus Umfragen ergeben hätten, soll mit spezifischen Angeboten reagiert werden. „Wir werden versuchen, Schwerpunkte
in den Beratungsstellen zu etablieren und wollen Gendermedizin populärer machen“, sagt Doris Horvath, Geschäftsführerin
der Frauenberatungsstelle Oberpullendorf und DAFF-Obfrau. Geplant sind neben den Beratungen auch Kurse, Workshops
und Informationsveranstaltungen zu gesundheitsfördernden Aspekten von Frauen und Mädchen aller Altersstufen
vor Ort. Derzeit werden die Inhalte abgestimmt, Kontakte geknüpft und Bedürfnisse abgefragt. Im Herbst
wird in allen Bezirken mit den ersten Angeboten gestartet.
„Wir wollen mit den Gesundheitszentren für Frauen und Mädchen auch Chancenungleichheit abbauen. Die Zentren
sollen zu Drehscheiben für alle Maßnahmen für Frauen werden“, so Eisenkopf abschließend.
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