Bericht zu Lage der österreichischen Wirtschaft: WKÖ-Chef fordert Deregulierung und
Entbürokratisierung - Vorschriften oft überbordend
Wien (pwk) - Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ)-Präsident Harald Mahrer präsentierte
am 28. Juni beim Wirtschaftsparlament in der WKÖ seinen „Bericht zur Lage der österreichischen Wirtschaft“.
Und diese Lageeinschätzung könne nur im internationalen Kontext geschehen, betonte Mahrer. Die Situation
sei derzeit allerdings angespannt: Auf der einen Seite gibt es den erstarkten und sich dynamisch entwickelnden
südostasiatischen Raum, auf der anderen Seite ein Amerika, das Strafzölle einführt. „Österreich
verdient sechs von zehn Euro im Export, das sichert auch die regionale Wirtschaft. Wir müssen daher darauf
schauen, dass es weiterhin einen freien Welthandel gibt und dass die österreichische Wirtschaft wettbewerbsfähig
bleibt“, so Mahrer.
Derzeit habe die österreichische und die gesamte europäische Wirtschaft aufgrund ihrer Innovationskraft
noch einen Wettbewerbsvorteil. „Aber dieser Wettbewerbsvorteil beginnt zu schmelzen“, warnte der WKÖ-Präsident.
Anhand von drei Faktoren sei schließlich ablesbar, wohin die Reise geht: Jene Länder, die ein hohes
Wachstum haben, wo es viele leistungshungrige junge Menschen gibt, und wo weniger regulative Korsette existieren,
holten auf. Wie sehr, illustrierte Mahrer an einem Beispiel: „Derzeit haben nur 300.000 Inder Elektrizität.
Der Plan der Regierung ist es, in den nächsten Jahren alle 1,3 Milliarden Einwohner an die Stromversorgung
anzuschließen. Das heißt, eine Milliarde Menschen hat plötzlich ganz neue Möglichkeiten.“
Optimale Rahmenbedingungen nötig
„Angesichts dieser Wettbewerbssituation haben wir ein massives Interesse daran, dass es faire und gerechte
Handelsabkommen mit sämtlichen wichtigen Exportmärkten gibt. Und angesichts dieser Situation müssen
die österreichischen Unternehmen auch im Inland optimale Rahmenbedingungen vorfinden“, forderte Mahrer. Ein
wichtiger Schritt sei dabei die Reduktion der Steuer- und Abgabenbelastung. „Wir können es uns nicht leisten,
irgendwo Fett anzusetzen“, so Mahrer. Daher müssen die Sozialversicherungsabgaben genauso wie das gesamte
Steuersystem ausgewogener, transparenter und fairer werden.
Vorschriftenkorsett zu eng
Zu den optimalen Rahmenbedingungen zählt außerdem eine Entbürokratisierung. „Wir begrüßen
daher den Plan der Bundesregierung, das Vorschriftenkorsett aufzumachen und mit unnötig gewordenen Normierungen
und Regulativen aufzuräumen“, so der WKÖ-Präsident. Nachsatz: „In manchen Bereichen sind die Vorschriften
so überbordend geworden, dass vielen die Lust und Laune vergeht, Unternehmer zu sein.“
Qualifikation und Fachkräfteangebot als Schlüsselfrage
Genügend und bestens qualifizierte Fachkräfte zu haben, ist für den WKÖ-Chef auch ein ganz
entscheidendes Zukunftsthema. Daher möchte er „unsere wunderbare duale Lehrlingsausbildung zu einer Trialen
Ausbildung weiterentwickeln“, die jungen Leute sollen verstärkt auch digitale Fähigkeiten erwerben können.
Mahrer kündigte dazu einen großen Bildungsmasterplan an, den die Wirtschaftskammer ausarbeiten wird.
Denn: „Ob wir genug topqualifizierte Leute haben, wird die Schlüsselfrage sein, um im internationalen Wettbewerb
zu bestehen.“
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