Österreichs Industrie mit weniger Schwung – aber
 keine Zeichen eines konjunkturellen Einbruchs

 

erstellt am
27. 06. 18
13:00 MEZ

Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex musste im Juni den fünften Rückgang in diesem Jahr hinnehmen, mit 56,6 Punkten überwiegt aber weiterhin der Optimismus
Wien (bank austria) - Zusätzlich zum erwarteten Rückgang der sehr dynamischen Industriekonjunktur des Vorjahres dürften die politischen Unsicherheiten, allen voran die stark zunehmenden handelspolitischen Spannungen, den Stimmungsrückgang auch in Österreich weiter beschleunigt haben. Trotzdem gibt es erste Zeichen einer zumindest vorläufigen Stabilisierung. „Obwohl sich der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Juni erneut etwas einbremste, gibt es vor allem aufgrund leicht erhöhter Exportaufträge erste Anzeichen einer Stabilisierung des Rückgangs, der zu Jahresbeginn in der österreichischen Industrie einsetzte“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: „Die Belastungen durch die vor allem von den USA ausgehenden Verunsicherungen für den Welthandel machen sich jedoch in einer weniger dynamischen Beschäftigungsentwicklung der Industrie bemerkbar“.

Der aktuelle Indikator, der nach dem Allzeithoch zum Jahreswechsel von 64,3 nun mit 56,6 wieder in etwa auf das Niveau von Ende 2016 zurückgefallen ist, zeigt, dass die Industriekonjunktur in Österreich auch im Juni weiterhin mehr Schwung als im Euroraum insgesamt aufweist. Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für den Euroraum ist im Juni auf 55,0 Punkte gesunken und unterschreitet damit bereits seit mehr als zwei Jahren den österreichischen Wert.

„Trotz der rückläufigen Stimmung wächst Österreichs Industrie auch im Juni dynamisch und konnte sogar beim Produktionszuwachs wieder etwas zulegen, der Indikator dafür stieg leicht von 55,0 auf 56,0“, fasst Bruckbauer ein wichtiges Detailergebnis zusammen.

Leichte Entspannung bei Exportaufträgen nach Stagnation im Mai
Ein wichtiges Detail des aktuellen UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex ist die Stabilisierung bei den Exportaufträgen. Der Indikator dafür stieg im Juni leicht von 51,0 auf 52,0 und konnte damit trotz leichtem Rückgang beim Auftragseingang aus dem Inland die Auftragslage der österreichischen Industrie nach dem erkennbaren Rückgang seit Jahresbeginn stabilisieren. „Im Juni hat sich die Dynamik beim Auftragszuwachs dank wieder leicht gestiegener Exportaufträge zumindest stabilisiert, nachdem die Nachfragedynamik aus dem Ausland in den letzten Monaten deutlich an Schwung verloren hatte. Die Auftragspolster steigen damit weiterhin, wenn auch erneut mit geringerem Tempo als in den vergangenen eineinhalb Jahren“, sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.

Starker Beschäftigungsaufbau hält an, verliert aber auch an Tempo
Erste Wirkung der reduzierten Dynamik zeigt der Arbeitsmarkt. Das Tempo des Beschäftigungsaufbaus ist im Juni erkennbar zurückgegangen, mit 57,4 deutet der Indikator jedoch weiterhin auf steigende Beschäftigung in der Industrie in Österreich. „Seit Jahresbeginn hat sich die Beschäftigung in der österreichischen Sachgüterindustrie im Vorjahresvergleich um 3,6 Prozent auf 616.000 erhöht. Die Arbeitslosenquote nahm deutlich auf 3,6 Prozent ab“, so Pudschedl.

Einkaufspreise steigen stärker als Verkaufspreise
Höhere Rohstoffpreise führten erneut zu einem deutlich stärkeren Anstieg der Einkaufspreise als der Verkaufspreise, so dass sich die Ertragslage der heimischen Industriebetriebe gegenüber dem Vormonat tendenziell erneut etwas verschlechtert hat. „Aufgrund der gestiegenen Rohstoffpreise haben sich die Einkaufspreise für Österreichs Industrie erneut stärker als die Verkaufspreise erhöht, was tendenziell die Industrie belastet“, meint Pudschedl. Die geringere Nachfragedynamik macht sich auch in einem erneut nur schwachen Vormateriallageraufbau bemerkbar, gleichzeitig stiegen jedoch auch die Verkaufslager leicht an.

Im schwieriger geworden Umfeld schlägt sich Österreich vorläufig sehr gut
Die Teilindikatoren weisen darauf hin, dass sich die Dynamik in den kommenden Monaten wenig erhöhen wird und vielmehr die Risiken einer weiteren Abschwächung steigen. Dem Neugeschäft fehlt es an Tempo, vor allem aus dem Ausland ist das Wachstum der Auftragseingänge seit April deutlich geringer als noch in den Monaten davor. Auch das Verhältnis der Neuaufträge zu den Lagerbeständen hat sich gegenüber dem Vormonat abermals leicht verschlechtert. Die Verkaufslager sind jedoch noch immer etwas zu wenig befüllt, um die steigenden Auftragseingänge bewältigen zu können, daher sind weitere Produktionssteigerungen zu erwarten.

Insgesamt sind die österreichischen Industriebetriebe jedoch nach wie vor optimistisch. Der Zukunftsindex, der die Produktionserwartungen in den kommenden zwölf Monaten angibt, verzeichnete gegenüber dem Vormonat keinen Rückgang mehr und stieg von 61,4 auf 61,9 Punkte. Der deutlich stärker als erwartet ausgefallene Stimmungsrückgang in Europa und auch in Österreich hat sich im Juni damit zumindest vorläufig abgeschwächt. „Obwohl der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex in Juni erneut zurückging, zeigt er Zeichen der Stabilisierung. Österreichs Industriekonjunktur präsentiert sich weiterhin etwas robuster als in wichtigen Nachbarländern, allen voran Deutschland“, sagt Bruckbauer und ergänzt, „die politischen Belastungen machen den noch immer vorhandenen Optimismus der Industrie jedoch deutlich fragiler als noch vor einem halben Jahr.“

 

 

 

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