Flexibilisierung der Arbeitszeit keine Einbahnstraße - Insgesamt stabil-positive Konjunkturentwicklung
für 2018 zu erwarten
Wien (pwk) - „Die Konjunkturentwicklung in Gewerbe und Handwerk ist positiv. Ich rechne damit, dass wir
auch im zweiten Quartal den Jahrestrend fortsetzen können und sich damit insgesamt eine zufriedenstellende
Situation verfestigt. Erfreulich ist die Personalentwicklung der Sparte: Für das dritte Quartal planen 18
Prozent der Unternehmen Personal einzustellen, das wären rund 25.000 zusätzliche Jobs“, so Renate Scheichelbauer-Schuster,
Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk. Auch wenn mit einem Plus von 1,1 Prozent bei Auftragseingängen
bzw. Umsätzen die gesamtwirtschaftliche Dynamik im ersten Quartal nicht ganz erreicht werden konnte, hat sich,
so Christina Enichlmair, KMU Forschung Austria, das Stimmungsbarometer nochmals verbessert: Per Saldo überwiegt
im zweiten Quartal der Anteil der Betriebe mit guter Geschäftslage um 16 Prozent-Punkte.
Es zeigt sich, dass insbesondere die investitionsgüternahen Branchen bei einem höheren Angebot an Fachkräften
deutlich mehr Aufträge annehmen könnten. Die immer späteren Auftragseingänge erfordern ein
immer höheres Niveau an Flexibilität in der Bearbeitung. „Und natürlich hilft uns hier die Flexibilisierung
der Arbeitszeit. Sie ist aber keine Einbahnstraße, sondern Betriebe und Mitarbeiter profitieren“, so Scheichelbauer-Schuster.
Sie verweist darauf, dass etwa durch drei Stunden Mehrarbeit, der Mitarbeiter mit mindestens 4,5 Stunden Freizeit
rechnen kann. „Am Verhältnis eins zu 1,5 wird sich nichts ändern, eine Arbeitsstunde wird weiterhin mindestens
1,5 Gutstunden wert sein. Die 11. und 12. Stunde sind grundsätzlich Überstunden mit Zuschlag“, betont
die Obfrau, die auf ein Beispiel aus ihrem Betrieb verweist: Ist es möglich, ein Stromgebrechen noch am selben
Tag zu erledigen, bedeutet dies etwa, dass der Mitarbeiter am Abend vier Überstunden verzeichnet, sich dafür
aber etwa den Freitag im Gegenzug freinehmen kann. „Gewerbe und Handwerksbetriebe sind klassische Arbeitgeberbetriebe
mit 5-9 Mitarbeitern. Chef und Mitarbeiter treffen auch weiterhin maßgeschneiderte Arrangements, die neue
flexible Arbeitszeit ermöglicht beiden Seiten aber neue Lösungen“, ist Scheichelbauer-Schuster überzeugt.
In Hinblick auf die Konjunkturentwicklung verweist Enichlmair darauf, dass der Auftragsbestand der investitionsgüternahen
Branchen im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 9,5 Prozent gestiegen ist, die Unternehmen mit freien Kapazitäten
deutlich abgenommen haben. Auch im konsumnahen Bereich überwiegen die Betriebe mit Umsatzsteigerungen mit
per Saldo plus vier Prozentpunkten. „Im Jahresabstand sind auch die Erwartungen für das dritte Quartal optimistischer,
allerdings hat im Vergleich zum Vorquartal die Zuversicht abgenommen“, so die KMU-Expertin.
Nach Branchen, so Enichlmair, zeigt sich folgendes Bild im zweiten Quartal: Eine stabil-positive Entwicklung bei
Auftragseingängen und Umsätzen zeichnet sich im ersten Quartal insbesondere im Bau- und Ausbaugewerbe
ab, ebenfalls bei den Metalltechnikern und Mechatronikern, deutlich schwächer sind die Ergebnisse im Bereich
Mode und Gesundheitsberufe.
Überdurchschnittlich positiv entwickelte sich die Geschäftslage im zweiten Quartal wieder im Bereich
Bau und Ausbau sowie Metall und Mechatronik, eine negative Dynamik konstatierten die Sektoren Kunsthandwerk sowie
Gärtner und Floristen.Der Auftragsbestand stieg im zweiten Quartal insbesondere in den Bereichen Metall, Kunststoff
und Bau, die Umsatzentwicklung war in den Bereichen Mechatronik positiv, bei den Gesundheitsberufen negativ. Dem
entspricht auch die Erwartung für das dritte Quartal: Der Bau entwickelt sich voraussichtlich leicht positiv,
Metall und Mechatroniker stark positiv, während Gesundheitsberufe und Gärtner und Floristen mit weiteren
Einbrüchen rechnen.
Die Ergebnisse nach Betriebsgrößen zeigen einen klaren Entwicklungsvorsprung für größere
Unternehmen ab 20 Arbeitnehmer, bei den Erwartungen legen auch Betriebe ab 10 Arbeitnehmern deutlich zu.
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