Eine schillernde Schauspielerpersönlichkeit und die Gesellschaft seiner Zeit – Ausstellung
in der Stadtgalerie Salzburg von 28.7. bis 1.8.2018
Salzburg (stadt) - Oskar Werner gehört zweifellos zu den schillerndsten Schauspielerpersönlichkeiten
des 20. Jahrhunderts. Eine außergewöhnliche Ausstellung in der Stadtgalerie im Museumspavillon beleuchtet
das Phänomen Oskar Werner aus zwei miteinander verwobenen Blickwinkeln.
Basierend auf Leihgaben aus dem Archiv von Robert Dachs, Biograph und Freund des Schauspielers, stellen fast ausschließlich
Exponate aus dem persönlichen Besitz den Künstler und die Person O.W. in Bezug zu zwei lebensprägenden
Rollen - W.A. Mozart im Mozartfilm „Reich mir die Hand, mein Leben“ und die von ihm vielfach interpretierte Figur
des Hamlet - und zu wesentlichen gesellschaftlichen Fragestellungen der Zeit nach 1945.
Galerieleiterin Gabriele Wagner: „Die Ausstellung reflektiert den Kult um Oskar Werner. Sie visualisiert dabei
aber den gesellschaftlichen Kontext und die Bedingungen, denen Oskar Werner ausgesetzt war und ermöglicht
eine neue Begegnung mit dem Künstler, abseits des klischeehaften Mythos.“
Mozart und Hamlet
Unverkennbar stark prägend für Oskar Werner waren die Werkkomplexe des Mozartfilms von Karl Hartl
und die umfassende Beschäftigung mit der Figur des Hamlet. Diese beiden Themen fungieren in der Ausstellung
als lokale Ankerpunkte und grenzen die kuratorische Erzählung ein:
Mit Oskar Werner als „Wolferl“ Mozart in Hartls 1955 gedrehtem Film wurde ein überzeitliches Bild des Salzburger
Genius Loci jenseits der historischen Fakten erschaffen - Mozart als armes, glückloses und verkanntes Genie
-, das in Österreich von mehr als einer Generation aufgesogen und weitergegeben wurde. Ganz ähnlich übrigens,
wie es sich mit Ernst Marischkas zeitgleich entstandener Sissi-Trilogie verhält, wo ebenfalls das Zusammenspiel
von Schauspielerpersönlichkeit, historischer Figur und Zeitgeist ein prägendes Geschichtsepos entstehen
ließ. Der hochsensible Oskar Werner verkörpert das Genie Mozart aus seiner eigenen komplexen Identität
heraus, sodass die Grenze zwischen beiden Persönlichkeiten verschwimmt.
Bei Hamlet, wo diese Vermischung ebenfalls stattfindet, kehrt sich der Verlauf um. Oskar Werner schlüpft nicht
nur auf Zeit in die Rolle des Hamlet; er wirft sich die Identität dieser Figur wie eine zweite Haut bis an
sein Lebensende über. Zum ersten Mal studierte er den Hamlet 1953 für die Städtischen Bühnen
Frankfurt ein, dann 1956 am Theater in der Josefstadt, 1958 auf der Theatertournee „Der grüne Wagen“ und schließlich
1970 bei den Salzburger Festspielen, wo Oskar Werner nicht nur die Titelrolle, sondern auch die Regie übernahm.
Kunst & Starkult, Mensch und Gesellschaft
Das Hamlet-Zitat „A Qintessence of Dust“ (Hamlet zu Rosencrantz, 2. Akt, 2. Szene) im Titel der Ausstellung
verweist auf diese starke Verschränkung seiner Person mit der Figur des Hamlet, auf die Oskar Werner selbst
Zeit seines Lebens immer wieder hingewiesen hat. Die Parallelität zwischen Kunst und Leben, die Forderung
der Moderne, das Private öffentlich zu machen, lässt sich auch bei vielen bildenden Künstlern, Literaten
und Komponisten des 20. Jahrhunderts als fundamentale Prägung erkennen.
Galerieleiterin Gabriele Wagner und der Philosoph und Kulturhistoriker Nikolaus Kohlberger, die die Ausstellung
gemeinsam konzipiert haben, verknüpfen die persönlichen Hinterlassenschaften Oskar Werners mit wesentlichen
gesellschaftspolitischen Fragestellungen der Zeit nach dem 2. Weltkrieg. Einzelne Exponate werden überhöht
und repräsentieren Themenfelder wie Männlichkeit und Antiheld, Selbstdarstellung und Stimme, Starkult,
Mutter und Familie, Krieg und Heimatverlust, Ophelia und die Liebe, Hingabe, Tod und Scheitern. Zeitungsartikel
und Texte von Tucholsky, Karl Kraus, Neil MacGregor, Steven Greenblatt. Robert Dachs und Shakespeare führen
den kulturhistorischen Exkurs weiter, lassen die gesellschaftliche Relevanz erkennen.
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