Das Phänomen Oskar Werner

 

erstellt am
26. 06. 18
13:00 MEZ

Eine schillernde Schauspielerpersönlichkeit und die Gesellschaft seiner Zeit – Ausstellung in der Stadtgalerie Salzburg von 28.7. bis 1.8.2018
Salzburg (stadt) - Oskar Werner gehört zweifellos zu den schillerndsten Schauspielerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Eine außergewöhnliche Ausstellung in der Stadtgalerie im Museumspavillon beleuchtet das Phänomen Oskar Werner aus zwei miteinander verwobenen Blickwinkeln.

Basierend auf Leihgaben aus dem Archiv von Robert Dachs, Biograph und Freund des Schauspielers, stellen fast ausschließlich Exponate aus dem persönlichen Besitz den Künstler und die Person O.W. in Bezug zu zwei lebensprägenden Rollen - W.A. Mozart im Mozartfilm „Reich mir die Hand, mein Leben“ und die von ihm vielfach interpretierte Figur des Hamlet - und zu wesentlichen gesellschaftlichen Fragestellungen der Zeit nach 1945.

Galerieleiterin Gabriele Wagner: „Die Ausstellung reflektiert den Kult um Oskar Werner. Sie visualisiert dabei aber den gesellschaftlichen Kontext und die Bedingungen, denen Oskar Werner ausgesetzt war und ermöglicht eine neue Begegnung mit dem Künstler, abseits des klischeehaften Mythos.“

Mozart und Hamlet
Unverkennbar stark prägend für Oskar Werner waren die Werkkomplexe des Mozartfilms von Karl Hartl und die umfassende Beschäftigung mit der Figur des Hamlet. Diese beiden Themen fungieren in der Ausstellung als lokale Ankerpunkte und grenzen die kuratorische Erzählung ein:

Mit Oskar Werner als „Wolferl“ Mozart in Hartls 1955 gedrehtem Film wurde ein überzeitliches Bild des Salzburger Genius Loci jenseits der historischen Fakten erschaffen - Mozart als armes, glückloses und verkanntes Genie -, das in Österreich von mehr als einer Generation aufgesogen und weitergegeben wurde. Ganz ähnlich übrigens, wie es sich mit Ernst Marischkas zeitgleich entstandener Sissi-Trilogie verhält, wo ebenfalls das Zusammenspiel von Schauspielerpersönlichkeit, historischer Figur und Zeitgeist ein prägendes Geschichtsepos entstehen ließ. Der hochsensible Oskar Werner verkörpert das Genie Mozart aus seiner eigenen komplexen Identität heraus, sodass die Grenze zwischen beiden Persönlichkeiten verschwimmt.

Bei Hamlet, wo diese Vermischung ebenfalls stattfindet, kehrt sich der Verlauf um. Oskar Werner schlüpft nicht nur auf Zeit in die Rolle des Hamlet; er wirft sich die Identität dieser Figur wie eine zweite Haut bis an sein Lebensende über. Zum ersten Mal studierte er den Hamlet 1953 für die Städtischen Bühnen Frankfurt ein, dann 1956 am Theater in der Josefstadt, 1958 auf der Theatertournee „Der grüne Wagen“ und schließlich 1970 bei den Salzburger Festspielen, wo Oskar Werner nicht nur die Titelrolle, sondern auch die Regie übernahm.

Kunst & Starkult, Mensch und Gesellschaft
Das Hamlet-Zitat „A Qintessence of Dust“ (Hamlet zu Rosencrantz, 2. Akt, 2. Szene) im Titel der Ausstellung verweist auf diese starke Verschränkung seiner Person mit der Figur des Hamlet, auf die Oskar Werner selbst Zeit seines Lebens immer wieder hingewiesen hat. Die Parallelität zwischen Kunst und Leben, die Forderung der Moderne, das Private öffentlich zu machen, lässt sich auch bei vielen bildenden Künstlern, Literaten und Komponisten des 20. Jahrhunderts als fundamentale Prägung erkennen.

Galerieleiterin Gabriele Wagner und der Philosoph und Kulturhistoriker Nikolaus Kohlberger, die die Ausstellung gemeinsam konzipiert haben, verknüpfen die persönlichen Hinterlassenschaften Oskar Werners mit wesentlichen gesellschaftspolitischen Fragestellungen der Zeit nach dem 2. Weltkrieg. Einzelne Exponate werden überhöht und repräsentieren Themenfelder wie Männlichkeit und Antiheld, Selbstdarstellung und Stimme, Starkult, Mutter und Familie, Krieg und Heimatverlust, Ophelia und die Liebe, Hingabe, Tod und Scheitern. Zeitungsartikel und Texte von Tucholsky, Karl Kraus, Neil MacGregor, Steven Greenblatt. Robert Dachs und Shakespeare führen den kulturhistorischen Exkurs weiter, lassen die gesellschaftliche Relevanz erkennen.

 

 

 

Weitere Informationen:
https://www.stadt-salzburg.at/internet/websites/kultur.htm

 

 

 

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