St. Pölten (nöwpd) - 69 Lehrlinge aus Niederösterreich werden ab Herbst eine moderne Form der
Walz antreten - ein vierwöchiges Auslandspraktikum in Deutschland, Großbritannien, Irland, Italien oder
Polen. Ermöglicht wird es durch eine gemeinsame Aktion der Wirtschaftskammer (WKNÖ) und der Arbeiterkammer
(AKNÖ). „Wir wollen damit unterstreichen, dass uns die optimale Ausbildung der jungen Leute ein gemeinsames
Anliegen ist“, so WKNÖ-Präsidentin Sonja Zwazl bei der Überreichung der Stipendien an die Lehrlinge
im WIFI St. Pölten.
Für AK-Präsident Markus Wieser ist dieses gemeinsame Engagement nicht nur ein Zeichen, dass die Sozialpartnerschaft
in Niederösterreich gut funktioniert, sondern auch dass die Lehrlinge sowohl persönlich als auch fachlich
neue und unbezahlbare Erfahrungen sammeln können. „Die Lehrlinge lernen neue Arbeitsschritte und Prozesse
kennen, erweitern ihr Wissen und ihren Horizont und kehren mit diesen neu erworbenen Qualifikationen wieder nach
Niederösterreich zurück“, so Wieser.
Ebenso wichtig wie der Blick über den Tellerrand ist aus der Sicht der Sozialpartner das Auslands-Praktikum
als Anerkennung der Leistungen, die der Lehrling bisher erbracht hat. Neben der Stärkung der Persönlichkeit
der Lehrlinge unterstrichenen Zwazl und Wieser auch die „europäische Dimension“ der Aktion „Let´s Walz“.
„Für mich war es die tollste Zeit, die ich bis dahin erlebt hatte“, berichtete Benjamin, ein junger Werkzeugbautechniker,
der 2017 mit einem solchen Stipendium in einem Familienbetrieb in Irland Erfahrungen sammeln konnte. Seine Englisch-Kenntnisse
habe er deutlich verbessert und auch bei seiner eigentlichen Arbeit viel dazugelernt, erzählte er. Allen Praktikanten
rät er: „Reden, reden, reden. Schließt so viele Kontakte wie nur möglich.“
Das hat sich die Konditorin Sabrina auch schon fest vorgenommen, die für einen Monat nach Glasgow auswandert.
„Ich bin schon sehr gespannt und neugierig, was auf mich zukommen wird“, sagt sie und betont selbstbewusst, „dass
auch meine schottischen Kolleginnen und Kollegen von mir einiges lernen können.“
Dabei hat sie die Latte keineswegs zu hoch gelegt. „Die halbe Welt sieht nach Österreich, weil unsere duale
Ausbildung als Best-Practice-Modell gilt“, betont AK-Präsident Wieser. Und Sonja Zwazl ergänzt, dass
einige Gastgeber-Betriebe „unsere Lehrlinge sogar gern behalten hätten.“ Aber diese würden natürlich
mit mehr Erfahrung zurückkommen, was letztlich auch den Ausbilder-Betrieben einen Gewinn bringe.
Um das Auslandspraktikum haben sich alle niederösterreichischen Lehrlinge ab dem 2. Lehrjahr bewerben können.
Die Zahl der Bewerbungen hat ebenso alle Erwartungen übertroffen wie die kreative Qualität der Kandidaten.
Die Lehrlinge der „Let´s Walz“-Aktion 2018 kommen aus 61 NÖ Lehrbetrieben, denen die WKNÖ-Präsidentin
für ihr Engagement dankt. Als besonders erfreulich merkte Zwazl an, dass heuer wieder 28 weibliche Lehrlinge
-also fast die Hälfte – dabei sind, von der Bäckerin bis zur Gleisbautechnikerin.
Die Einsatzorte im September und Oktober verteilen sich auf Polen, Italien, Deutschland, England, Schottland, Irland
und Nordirland. Die Kosten werden von WKNÖ und AKNÖ mit Unterstützung von Sponsoren und mit Mitteln
aus dem EU-Programm Erasmus+ getragen. Für die Lehrlinge ist die Teilnahme kostenlos.
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