Mit den EU-Bildungsprogrammen konnten bereits 8.000 österreichische Lehrlinge ein Auslandspraktikum
absolvieren. Und es werden jährlich mehr.
Wien (bmbwf) - Für Lehrlinge ist der Schritt ins Ausland vielleicht nicht so selbstverständlich
wie für Studierende, die mit einem Erasmus+ Stipendium in ein anderes Land gehen. Seit 1995 ermöglichen
die EU-Programme Erasmus+ und seine Vorgänger Auslandsaufenthalte für Lehrlinge, Schüler/innen berufsbildender
Schulen und Fachkräfte. Seit 1995 wagten bereits 8.000 österreichische Lehrlinge den Schritt, um Erfahrungen
im Ausland zu sammeln. Bildungs- und Wissenschaftsminister Heinz Faßmann, WKÖ-Chef Harald Mahrer und
OeAD-Geschäftsführer Stefan Zotti verabschiedeten den 8.000 Lehrling – die angehende Großhandelskauffrau
Melanie Walek (19), die am 8. Juli für zwei Monate nach Belfast aufbricht – persönlich und zeichneten
ihr Engagement und ihren Mut stellvertretend für alle Absolventen des Programms mit einer Urkunde aus.
„Erasmus ist eine europäische Erfolgsgeschichte, die wir im Rahmen des EU-Vorsitzes auch weiter entwickeln
wollen. Für das gesamte Programm ist im aktuellen Finanzvorschlag der Europäischen Union eine Budgeterhöhung
um 100 Prozent geplant. Es ist mir ein großes Anliegen, vermehrt auch Lehrlinge anzusprechen und für
die Teilnahme zu gewinnen bzw. zu motivieren. Ich weiß, dass es im Bereich der Lehrlinge herausfordernder
ist, da der Auslandsaufenthalt mit mehr Akteuren abgestimmt werden muss, nämlich Berufsschule und Unternehmen.
Umso wichtiger ist es, Bewusstsein für den Mehrwert dieser Erfahrung zu schaffen sowie dafür, dass letztendlich
auch das Unternehmen von dem Auslandsaufenthalt profitiert“, so Faßmann.
„Österreichs Wirtschaft profitiert in hohem Maße davon, dass junge Fachkräfte nach einem Auslandsaufenthalt
mit einem vollen Rucksack an Erfahrungen, neuen Kenntnissen und Fähigkeiten bei Technik und Sprachen wieder
zurückkommen. Der sehr hohe Zulauf zum Erasmusprogramm in den vergangenen Jahren zeigt, dass unsere Lehrlinge
den Mehrwert eines Auslandsaufenthaltes schätzen und nutzen. Unsere Betriebe unterstützen diese Entwicklung,
denn einerseits steigert dies die Attraktivität der Ausbildung und andererseits ist Erasmus+ ein Innovationsinstrument
für einen zielgerichteten Know how-Transfer und mehr Internationalität“, betont auch WKÖ-Präsident
Harald Mahrer.
Die Anzahl der Auslandspraktika hat sich in der laufenden Programmperiode (2014 bis 2021) gegenüber dem Vorgängerprogrammen
Leonardo da Vinci (1995 bis 2013) von 5.106 auf 8.634 fast verdoppelt. 615 Lehrlinge gingen 2017 ins Ausland, bis
Ende 2018 werden bereits 881 ein Auslandspraktikum in einem Unternehmen oder einer Ausbildungseinrichtung absolvieren.
Durch die geplante Budgetverdoppelung in der neuen Programmperiode ab 2021 ist zu erwarten, dass noch mehr Lehrlinge
in den Genuss eines geförderten Auslandspraktikums kommen.
Erasmus+ Lehrlinge bleiben durchschnittlich zwei bis vier Wochen im Gastbetrieb. Es gehen ungefähr gleich
viele Mädchen wie Burschen ins Ausland. Hauptzielländer der Lehrlinge waren das Vereinigte Königreich,
Irland und Deutschland (2017). Sehr häufig werden Praktika in den Sparten Einzelhandel, Verwaltung/Administration,
Gastgewerbe/Tourismus, KFZ-Technik sowie Friseur/in absolviert.
Das EU-Programm Erasmus+ wickelt die Nationalagentur Erasmus+ Bildung in der OeAD-GmbH ab. Die Praktika organisieren
die Unternehmen selbst oder Vereine wie IFA (Internationaler Fachkräfteaustausch). IFA ermöglicht jährlich
rund 600 Lehrlingen, Schülerinnen und Schülern aus berufsbildenden Schulen sowie Ausbilderinnen und Ausbildern
ein Praktikum im Ausland.
„Berufsbildung und die Mobilität von Lehrlingen werden in der nächsten Programmperiode eine noch wichtigere
Rolle spielen und neue Möglichkeiten für Auslandserfahrung auch außerhalb Europas bekommen“, freut
sich Zotti. „Internationalisierung ist ein Reformmotor für das gesamte Bildungssystem und stärkt die
Beschäftigungsfähigkeit des Einzelnen und die Qualität der gesamten Ausbildung.“
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