Filmemacher, Journalist, Philosoph und Widerstandskämpfer 92jährig
verstorben
Paris/Wien (ikg-wien) - Mit großer Trauer haben wir vom Tode Claude Lanzmanns gehört. Er verstarb
am 5. Juli 2018 in der Stadt seiner Geburt, Paris. Lanzmann wurde 1925 geboren und war von Kindesbeinen an mit
Antisemitismus konfrontiert. Sein Vater, der ebenfalls in der Resistance aktiv war, lernte er früh misstrauisch
zu sein und sich in Sicherheit zu bringen. Er selbst organisierte schon im zarten Alter von 18 den Widerstand in
seiner Schule. Als Partisan war er an mehreren Kämpfen beteiligt.
Nicht eingeschüchtert durch alles das er erlebt hat ging Lanzmann 1947 nach Deutschland um in Tübingen
Philosophie zu studieren und danach als Lektor in Berlin zu arbeiten.
Seine journalistische Tätigkeit nach seiner Rückkehr nach Frankreich erregte die Aufmerksamkeit von Jean-Paul
Sartre und Simone de Beauvoir mit welchen er jahrzehntelang persönlich und als Autor für Sartres „Les
Temps modernes“ verbunden war.
Seine journalistische Arbeit führte unter anderem zu seiner Reise nach Nordkorea, als erster Mensch aus dem
Westen nach dem Koreakrieg und seinem Aktivismus als Antikolonialist vor allem in Bezug auf den Protest gegen den
Krieg in Algerien.
Lanzmann begann sein filmschöpferisches Werk mit „Warum Israel“ (1972) in welchem er nicht nur die Notwendigkeit
des Staates klarlegt, sondern sich mit seiner eigenen jüdischen Identität beschäftigt.
Am bekanntesten ist allerdings sein kolossales Projekt „Shoah“. Eine neun stündige Dokumentation die ausschließlich
aus Interviewmaterial mit Überlebenden, aber auch Tätern besteht. 12 Jahre widmete er der Arbeit an diesem
Film.
Seine filmische Arbeit widmete sich größtenteils dem Aufarbeiten und Kommunikation des Grauens der Shoah
und der Suche nach der Wahrheit in schwierigen Fällen. So etwa in "Der Letzte der Ungerechten" den
er erst 2013 präsentierte und in dem er sich mit Benjamin Murmelstein, dem letzten Vorsitzenden des Judenrates
von Theresienstadt beschäftigt und letztendlich mit dessen Rehabilitation.
Erst 2017 präsentierte er „Napalm“ in Cannes. Ein Film über den Krieg in Korea für den Lanzmann
noch bis 2015 immer wieder in das kommunistische Nordkorea reiste und Fokus auf die Gräueltaten des Krieges
(Abwurf von Napalm) aber auch auf die Krankenschwester in die er sich bei seinem Besuch 1958 verliebte, legt.
Mit Lanzmanns Ableben geht der Welt einer der engagiertesten, vielseitigsten und beeindrucktesten Menschen, Künstler
und Aktivisten verloren. In dieser schweren Stunde gilt unser Mitgefühl seiner Familie und seinen Weggefährten.
Die Israelitische Kultusgemeinde
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