Jahresbericht der Schienen-Control 2017

 

erstellt am
05. 07. 18
13:00 MEZ

Fahrgäste-Rekord mit 290,6 Millionen Bahnfahrenden – Güterverkehr ebenfalls im Steigen – Schienen-Control zieht Bilanz über Schienenverkehrsmarkt und Regulierungsarbeit 2017
Wien (schienencontrol) - Österreich ist nicht nur weiterhin das Bahnfahrerland Nummer eins innerhalb der Europäischen Union, die 15 im Personenverkehr tätigen Bahnunternehmen konnten auch zum wiederholten Mal einen neuen Rekord bei den Fahrgastzahlen erzielen: 2017 wurden insgesamt 290,6 Millionen Fahrgäste befördert. Das entspricht einem Anstieg von 1,8 Millionen Reisenden bzw. 0,6 Prozent im Vergleich zum Jahr davor.

Maria-Theresia Röhsler, Geschäftsführerin der Schienen-Control: „Das Zugreisen wird bei den Österreicherinnen und Österreichern seit Jahren immer beliebter. Dabei fällt der Zuwachs bei der ÖBB Personenverkehr gleich stark aus wie bei den Mitbewerbern. Statistisch gesehen hat jede Österreicherin bzw. jeder Österreicher 2017 durchschnittlich 1.439 Kilometer mit der Bahn zurückgelegt.“

Hohe Pünktlichkeit im Personenverkehr gehalten
Ein entscheidender Faktor für die Attraktivität der Bahn ist die generell hohe Pünktlichkeit der Züge im Personenverkehr: 2017 waren wie im Jahr davor 95,9 Prozent aller Züge pünktlich. Dieser Wert war im Nahverkehr mit 96,4 Prozent höher als im international vernetzten Fernverkehr, wo 2017 ein Rückgang um 1,1 Prozentpunkte auf 86,6 Prozent zu verzeichnen war. Im gesamten Personenverkehr lag die durchschnittliche Verspätung je Zug 2017 bei 2 Minuten und 3 Sekunden.

Aufwärtstrend und stärkerer Wettbewerb im Schienengüterverkehr, Fokus auf Brenner- & Westachse
Wie der Personenverkehr war auch der Güterverkehr 2017 von einem weiteren Anstieg geprägt. Mit 118,8 Millionen Nettotonnen an transportierten Gütern gab es im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um 3,4 Prozent bzw. 3,9 Millionen Tonnen (2016: 114,9 Nettotonnen). Ebenfalls gestiegen ist die Verkehrsleistung: 23,5 Milliarden Nettotonnenkilometer bedeuten 3 Prozent Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr (2016: 22,8 Milliarden). Die Zuwächse wurden sowohl von „Rail Cargo Austria“ als auch von den Mitbewerbern erzielt. Da die Mitbewerber höhere Zuwachsraten erreichten, konnten sie auch ihren Marktanteil um 1,1 auf 30,2 Prozent beim Aufkommen (Nettotonnen) bzw. um 0,8 auf 26,9 Prozent bei der Verkehrsleistung (Nettotonnenkilometer) steigern.

Von insgesamt 36 im Güterverkehr tätigen Bahnunternehmen haben fünf einen Marktanteil von mehr als 2,5 Prozent, die restlichen kommen auf Anteile von jeweils weniger als 1,6 Prozent. Den größten Anteil am Güteraufkommen und an der Verkehrsleistung hielt bei den Mitbewerbern 2017 „Lokomotion“ mit mehr als fünf Prozent, gefolgt von „TX Logistik Austria“ mit rund 4 Prozent, sowie „LTE“ und „Cargo Service“ mit 3,5 bis 4 Prozent. Dahinter liegt „Wiener Lokalbahnen Cargo“ mit rund 2,5 Prozent.

Der Fokus des Wettbewerbs im Güterverkehr liegt vor allem auf zwei Achsen: Auf der Brennerachse wickelten die Mitbewerber rund 40 Prozent des gesamten Güterverkehrs ab, auf der Westachse rund 35 Prozent. Wie im gesamten österreichischen Güterverkehr konnten die Mitbewerber ihren Anteil allerdings fast ausschließlich durch Ganzzugverbindungen ausbauen, also durch Güterzüge, die vom Start- zum Zielbahnhof als unveränderte Einheit verkehren. Hier bedienen die Mitbewerber 38 Prozent des Marktes. Die für den Modal Split relevante Bedienung der Fläche im Einzelwagenverkehr erfolgt immer noch zu mehr als 99 Prozent durch die ÖBB.

Schwerpunkte der Regulierungsarbeit: Bahnstrommarkt & Infrastruktur-Benützungsentgelt
Aufgrund eingegangener Beschwerden bzw. aus der Marktbeobachtung hat die Schienen-Control Kommission im Jahr 2017 einige Verfahren eingeleitet. Die beiden wichtigsten betrafen die Weiterentwicklung des Bahnstromnetznutzungsmodells sowie die Prüfung von Infrastruktur-Benützungsentgelten (IBE).

Seit 1. Jänner 2016 können Eisenbahnverkehrsunternehmen in Österreich ihren Stromlieferanten frei wählen und von Wettbewerb im Bereich der Energielieferung profitieren. Um einen diskriminierungsfreien Zugang zum Bahnstromnetz sicherzustellen hob die Schienen-Control Kommission im Jahr 2017 einzelne Vertragsbestimmungen zur Öffnung des Bahnstrommarktes auf. Zudem prüfte sie die von der ÖBB-Infrastruktur festgesetzten Netzentgelte für das Jahr 2017 und erklärte einzelne Kostenpositionen zur Umformung und Verteilung für unwirksam, da hierfür teilweise zu hohe Kosten angesetzt waren. Der Infrastrukturbetreiber wurde beauftragt, die Tarife zu senken.

Die Schienen-Control Kommission führte eine umfangreiche Prüfung des IBE für die Fahrplanjahre 2011 bis 2017 durch. Obwohl das IBE grundsätzlich nur auf Basis der unmittelbaren Kosten des Zugbetriebes zu bilden ist, sind auch Positionen eingeflossen, die nicht als unmittelbar aufgrund des Zugbetriebes anfallende Kosten zu beurteilen sind. Da die Höhe der Entgelte aber unter der gesetzlich zulässigen Maximalhöhe lag, wies die Schienen-Control Kommission die Anträge auf Aufhebung des IBE ab und stellte das Verfahren ein. Das Eisenbahnverkehrsunternehmen reichte daraufhin Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht ein, dessen Entscheidung noch ausständig ist.

Die Schienen-Control GmbH ist einerseits die Regulierungsbehörde für den Schienenverkehrsmarkt und andererseits ist die Agentur für Passagier und Fahrgastrechte (kurz apf genannt) als verkehrsträgerübergreifende Schlichtungsstelle bei der Schienen-Control GmbH angesiedelt.

Als Regulierungsbehörde kontrolliert die Schienen-Control den Wettbewerb und den freien Zugang zur Schiene zu angemessenen Preisen. Damit ermöglicht und unterstützt die Schienen-Control einen fairen Wettbewerb für eine bessere und erfolgreichere Bahn.

Als Schlichtungsstelle verhilft die apf Passagieren und Fahrgästen von Bahn, Bus, Schiff und Flugzeug kostenlos und provisionsfrei zu ihrem Recht. So sorgt die Servicestelle des Verkehrsministeriums für mehr Information und Rechtssicherheit im Öffentlichen Verkehr.

 

 

 

Weitere Informationen:
http://www.schienencontrol.gv.at

 

 

 

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