EasyTravel: Ohne Auto in den Urlaub

 

erstellt am
04. 07. 18
13:00 MEZ

Innovative Mobilitätsangebote entwickeln, die den nachhaltigen Tourismus in Tirol fördern. – Das war das Ziel von insgesamt neun Partnern im Projekt EasyTravel unter der Leitung des Arbeitsbereichs für Intelligente Verkehrssysteme der Uni Innsbruck.
Innsbruck (univeristität) - Der Tourismus in Tirol ist maßgeblich von Gästen in ländlichen Bereichen geprägt, die auch aus dem Ausland vorwiegend mit dem eigenen PKW anreisen. Auch im Sinn eines nachhaltigen Tourismus wird vermehrt eine Anreise der Gäste mit öffentlichen Verkehrsmitteln, vor allem mit der Bahn, angestrebt. Seit September 2016 hat sich ein Konsortium aus insgesamt neun Partnern unter der Leitung von Univ.-Prof. Markus Mailer vom Arbeitsbereich für Intelligente Verkehrssysteme der Uni Innsbruck mit Lösungen beschäftigt, die die autofreie Anreise von Urlaubsgästen fördern sollen. Als Modellregion wurde das Tiroler Ötztal gewählt. „Den Gästen zu ermöglichen, ohne Auto nach Tirol zu kommen, ist ein Gebot der Stunde. Es geht um die Bewältigung der Verkehrsprobleme und um die Nachhaltigkeit, die auch im Tourismus eine immer größere Bedeutung hat. Dass immer mehr Menschen in Städten gar kein eigenes Auto mehr besitzen, um damit in den Urlaub zu fahren, spielt aber ebenso eine Rolle“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Markus Mailer.

„Die Mobilität ist für den Tiroler Tourismus ein bedeutsames Thema und daher in dessen Strategie ,Der Tiroler Weg 2021‘ verankert. Dabei sollte unter anderem die Anreise des Gastes, die letzte Meile vom Bahnhof zur Unterkunft und die Mobilität im Urlaubsort im Sinne einer Mobilitätskette aus einem Guss kommen“, bestätigt auch Katleen Johne von der Tirol Werbung. Diese hat vor sechs Jahren die Initiative „Tirol auf Schiene“ initiiert, um die Anreise mit dem öffentlichen Verkehr zu forcieren. „Die Gästebefragungen im Rahmen des Projektes EasyTravel haben uns interessante Erkenntnisse geliefert, die uns in unserer touristischen Produktentwicklung helfen, Lücken in der Mobilitätskette zu schließen“, so Johne. Ing. Franz Sailer, Geschäftsführer der Ötztaler Verkehrsgesellschaft, weiß aus der Praxis, dass Gäste im Urlaub durchaus bereit sind, auf das Auto zu verzichten. „Damit das vom Wohnort des Kunden bis zur Urlaubsregion nahtlos erfolgen kann, bedarf es multimodaler Knotenpunkte. Diese verknüpfen die Mobilität des Fahrgastes und den Gepäcktransport. Begeisterung für den öffentlichen Verkehr wird nicht nur durch Pünktlichkeit und ein dichtes Netz an Linien erreicht. Die Aufgabe aller Mobilitätspartner im Tourismus lautet, die Anreise für alle Reisenden so bequem wie möglich zu konzipieren“, so Sailer, der ergänzt, dass für ein nahtloses Reiseerlebnis das Zusammenspiel aller Mobilitätsunternehmen einer Region einen bedeutenden Mehrwert darstellt. „Dies gilt sowohl für die Urlaubsdestination als auch die dort ansässigen Betriebe.“
Umfassende Befragungen

Insgesamt wurden im Rahmen des Projektes über 11.000 Personen zu ihren Reisegewohnheiten, Einstellungen und Erwartungen befragt, davon 4.534 Personen (3.684 Reisende im Zug, 850 Gäste vor Ort) zu Urlaubsreisen im Winter und 3.076 im Sommer (2.563 im Zug, 513 vor Ort). Zusätzlich wurden insgesamt 600 Reisende am Flughafen Innsbruck befragt. Die Gästebefragung bestätigte, dass der überwiegende Teil (mehr als drei Viertel) der Gäste mit dem eigenen Auto anreist. Der Anteil an Bahnreisenden lag unter 5 % und damit etwa in der Größenordnung von Reise- und Fernbus; etwa 15 % der Gäste kamen mit dem Flugzeug nach Tirol. Die Auswertung der Befragungen hat ergeben, dass bei den Urlaubsgästen drei zentrale Punkte für die Entscheidung, mit dem Auto in Urlaub zu fahren, eine Rolle spielen: Gepäcktransport, Mobilität vor Ort und fehlende durchgängige Buchungsmöglichkeiten für die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Hier wollen die Projektpartner nun ansetzten. Ziel ist es, ein „Rundum-sorglos-Paket“ vor allem für Bahnreisende zu entwickeln, das nicht nur eine Lösung für den Gepäcktransport bringt, sondern auch die Mobilität vor Ort verbessert – letzteres etwa durch die Ergänzung des Angebotes des öffentlichen Verkehrs durch ein (e-)Car-Sharing-System. Damit das Paket optimal genutzt werden kann, müssen entsprechende Maßnahmen bereits beim Buchen der Reise gesetzt werden. „Der Reisende soll Servicebausteine von der Planung bis zur Rückkehr nach Hause angeboten bekommen, die keine Lücke in der Mobilitätskette zulassen“, betont Mailer. Erste im Rahmen des Projekts erarbeiteten Lösungsvorschläge wurden bereits im Rahmen eines weiteren Umfragedurchgangs evaluiert. Dabei wurde vor allem ein Last-Mile-Gepäckservice zur Unterkunft oder ein Tür-zu-Tür-Service für Fluggäste als gut bewertet. Car-Sharing-Angebote im Urlaubsort, die bestenfalls schon mit bestehenden Mitgliedschaften genutzt werden können, stießen bei dieser Befragung vor allem bei jüngeren Gästen auf großes Interesse.


Projektlaufzeit: 5.9.2016 bis 4.7.2018

Projektleitung: Universität Innsbruck, Arbeitsbereich Intelligente Verkehrssysteme

Projektpartner: Tirol Werbung, Standortagentur Tirol, Ötztal Tourismus, Ötztaler Verkehrsgesellschaft, netwiss, komobile w7, Technische Universität Wien, Fachhochschule Oberösterreich

Gefördert durch: Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft im Programm Mobilität der Zukunft

 

 

 

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