Innovative Mobilitätsangebote entwickeln, die den nachhaltigen Tourismus in Tirol fördern.
– Das war das Ziel von insgesamt neun Partnern im Projekt EasyTravel unter der Leitung des Arbeitsbereichs für
Intelligente Verkehrssysteme der Uni Innsbruck.
Innsbruck (univeristität) - Der Tourismus in Tirol ist maßgeblich von Gästen in ländlichen
Bereichen geprägt, die auch aus dem Ausland vorwiegend mit dem eigenen PKW anreisen. Auch im Sinn eines nachhaltigen
Tourismus wird vermehrt eine Anreise der Gäste mit öffentlichen Verkehrsmitteln, vor allem mit der Bahn,
angestrebt. Seit September 2016 hat sich ein Konsortium aus insgesamt neun Partnern unter der Leitung von Univ.-Prof.
Markus Mailer vom Arbeitsbereich für Intelligente Verkehrssysteme der Uni Innsbruck mit Lösungen beschäftigt,
die die autofreie Anreise von Urlaubsgästen fördern sollen. Als Modellregion wurde das Tiroler Ötztal
gewählt. „Den Gästen zu ermöglichen, ohne Auto nach Tirol zu kommen, ist ein Gebot der Stunde. Es
geht um die Bewältigung der Verkehrsprobleme und um die Nachhaltigkeit, die auch im Tourismus eine immer größere
Bedeutung hat. Dass immer mehr Menschen in Städten gar kein eigenes Auto mehr besitzen, um damit in den Urlaub
zu fahren, spielt aber ebenso eine Rolle“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Markus Mailer.
„Die Mobilität ist für den Tiroler Tourismus ein bedeutsames Thema und daher in dessen Strategie ,Der
Tiroler Weg 2021‘ verankert. Dabei sollte unter anderem die Anreise des Gastes, die letzte Meile vom Bahnhof zur
Unterkunft und die Mobilität im Urlaubsort im Sinne einer Mobilitätskette aus einem Guss kommen“, bestätigt
auch Katleen Johne von der Tirol Werbung. Diese hat vor sechs Jahren die Initiative „Tirol auf Schiene“ initiiert,
um die Anreise mit dem öffentlichen Verkehr zu forcieren. „Die Gästebefragungen im Rahmen des Projektes
EasyTravel haben uns interessante Erkenntnisse geliefert, die uns in unserer touristischen Produktentwicklung helfen,
Lücken in der Mobilitätskette zu schließen“, so Johne. Ing. Franz Sailer, Geschäftsführer
der Ötztaler Verkehrsgesellschaft, weiß aus der Praxis, dass Gäste im Urlaub durchaus bereit sind,
auf das Auto zu verzichten. „Damit das vom Wohnort des Kunden bis zur Urlaubsregion nahtlos erfolgen kann, bedarf
es multimodaler Knotenpunkte. Diese verknüpfen die Mobilität des Fahrgastes und den Gepäcktransport.
Begeisterung für den öffentlichen Verkehr wird nicht nur durch Pünktlichkeit und ein dichtes Netz
an Linien erreicht. Die Aufgabe aller Mobilitätspartner im Tourismus lautet, die Anreise für alle Reisenden
so bequem wie möglich zu konzipieren“, so Sailer, der ergänzt, dass für ein nahtloses Reiseerlebnis
das Zusammenspiel aller Mobilitätsunternehmen einer Region einen bedeutenden Mehrwert darstellt. „Dies gilt
sowohl für die Urlaubsdestination als auch die dort ansässigen Betriebe.“
Umfassende Befragungen
Insgesamt wurden im Rahmen des Projektes über 11.000 Personen zu ihren Reisegewohnheiten, Einstellungen und
Erwartungen befragt, davon 4.534 Personen (3.684 Reisende im Zug, 850 Gäste vor Ort) zu Urlaubsreisen im Winter
und 3.076 im Sommer (2.563 im Zug, 513 vor Ort). Zusätzlich wurden insgesamt 600 Reisende am Flughafen Innsbruck
befragt. Die Gästebefragung bestätigte, dass der überwiegende Teil (mehr als drei Viertel) der
Gäste mit dem eigenen Auto anreist. Der Anteil an Bahnreisenden lag unter 5 % und damit etwa in der Größenordnung
von Reise- und Fernbus; etwa 15 % der Gäste kamen mit dem Flugzeug nach Tirol. Die Auswertung der Befragungen
hat ergeben, dass bei den Urlaubsgästen drei zentrale Punkte für die Entscheidung, mit dem Auto in Urlaub
zu fahren, eine Rolle spielen: Gepäcktransport, Mobilität vor Ort und fehlende durchgängige Buchungsmöglichkeiten
für die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Hier wollen die Projektpartner nun ansetzten. Ziel
ist es, ein „Rundum-sorglos-Paket“ vor allem für Bahnreisende zu entwickeln, das nicht nur eine Lösung
für den Gepäcktransport bringt, sondern auch die Mobilität vor Ort verbessert – letzteres etwa durch
die Ergänzung des Angebotes des öffentlichen Verkehrs durch ein (e-)Car-Sharing-System. Damit das Paket
optimal genutzt werden kann, müssen entsprechende Maßnahmen bereits beim Buchen der Reise gesetzt werden.
„Der Reisende soll Servicebausteine von der Planung bis zur Rückkehr nach Hause angeboten bekommen, die keine
Lücke in der Mobilitätskette zulassen“, betont Mailer. Erste im Rahmen des Projekts erarbeiteten Lösungsvorschläge
wurden bereits im Rahmen eines weiteren Umfragedurchgangs evaluiert. Dabei wurde vor allem ein Last-Mile-Gepäckservice
zur Unterkunft oder ein Tür-zu-Tür-Service für Fluggäste als gut bewertet. Car-Sharing-Angebote
im Urlaubsort, die bestenfalls schon mit bestehenden Mitgliedschaften genutzt werden können, stießen
bei dieser Befragung vor allem bei jüngeren Gästen auf großes Interesse.
Projektlaufzeit: 5.9.2016 bis 4.7.2018
Projektleitung: Universität Innsbruck, Arbeitsbereich Intelligente Verkehrssysteme
Projektpartner: Tirol Werbung, Standortagentur Tirol, Ötztal Tourismus, Ötztaler Verkehrsgesellschaft,
netwiss, komobile w7, Technische Universität Wien, Fachhochschule Oberösterreich
Gefördert durch: Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft
im Programm Mobilität der Zukunft
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