Land setzt weitere verkehrsbeschränkende Maßnahmen im Bezirk Reutte
Reutte/Innsbruck (lk) - Sommerzeit ist Reisezeit. Viele UrlauberInnen reisen mit dem Auto oder dem Motorrad
nach Tirol. Alpine und kurvige Strecken sind besonders im Bezirk Reutte bei Bikern sehr beliebt. Diese Reiserouten
sind durch den Reiseverkehr mehr belastet und durch ihre topografischen Lagen oft auch risikobehaftet. Durch die
nun verschärften Regelungen wird das Unfallrisiko auf Seiten der Verkehrsteilnehmenden gesenkt, zugleich auch
die Lärmbelastung für die Bevölkerung des Bezirks reduziert.
Gemeinsam erarbeitetes Vorgehen
„Lärm wird sehr subjektiv und daher von jedem Menschen anders wahrgenommen. Es war daher sehr wichtig von
Anfang an die Lärmproblematik im Bezirk Reutte auf wissenschaftlich fundierter Basis anzugehen und damit die
persönlichen Wahrnehmungen zu objektivieren. Die Interessen und Forderungen der betroffenen BürgerInnen
wurden dabei von den Obmännern der Planungsverbände Tannheimer- und Lechtal, Bürgermeister Martin
Schädle und Bürgermeister Heiner Ginther vertreten und artikuliert. Dies waren wichtige Grundlagen um
dieses sensible Vorhaben zu starten“, erläutert LHStvin Ingrid Felipe.
Auf Grund des stetig steigenden Motorradverkehrs wurden bereits mehrere verkehrsbeschränkende Maßnahmen
im Bezirk umgesetzt. In den Jahren 2014 bis 2017 wurden dabei auf der Grundlage verkehrstechnischer Begutachtungen
unter der Leitung der Abteilung Verkehrsrecht, unter Einbeziehung des Sachgebietes Verkehrsplanung und eines externen
verkehrstechnischen Sachverständigen mehrere Geschwindigkeitsbeschränkungen auf der B 199, B 198, L
266 und der L 21 verordnet.
Nächster Schritt im Maßnahmenplan
Nach intensiver Evaluierung dieser Beschränkungen und einer neuerlichen Begutachtung der Motorradstrecken
im vergangenen Jahr wurden nun weitere verkehrsbeschränkende Maßnahmen gesetzt: „Die bisherigen Regelungen
haben Wirkung gezeigt, mussten aber aufgrund des Mehrverkehrs erweitert und teilweise auch verschärft werden.
Auf den belasteten Routen haben wir daher weitere Geschwindigkeitsbeschränkungen veranlasst und Überholverbote
verordnet. Dies ist aus verkehrstechnischer Sicht zweckmäßig um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten.
Zugleich wird dadurch auch die Lärmbelastung für die Bevölkerung vermindert“ sagt Verkehrsreferentin
LHStvin Felipe und fügt hinzu, „diese neuerlichen Verordnungen sind nur ein weiterer Schritt zu unserem gemeinsamen
Ziel, die verkehrsplagten AußerfernerInnen langfristig zu entlasten.“
Schwerpunktkontrollen im gesamten Bezirk
Zusätzlich zu den verkehrsplanerischen Maßnahmen entwickelte das Bezirkspolizeikommando Reutte in Abstimmung
mit der Landesverkehrsabteilung ein Überwachungskonzept für die Motorradsaison 2018, dem in dieser Zeit
oberste Priorität beigemessen wird. Dabei werden verstärkt die Geschwindigkeit mit Lasermess- und Radargeräten
sowie die Lärmimmissionen mit einem Lärmmessgerät überwacht. Diese Intensivierung der Kontrollen
spiegelt sich auch in der aktuellen Zwischenbilanz der Polizei wider, wie Kommandant Egon Lorenz erläutert:
„Die überwiegenden Übertretungen betreffen Geschwindigkeitsüberschreitungen. Bei den bisherigen
Schwerpunktkontrollen mussten gegen MotoradlenkerInnen 365 Anzeigen wegen Geschwindigkeitsüberschreitungen
aufgenommen und der BH weitergeleitet werden. 236 Organmandate wurden durch die BeamtInnen vor Ort eingehoben.
Zudem gab es 52 Anzeigen und 12 Organmandate auf Grund von Kurvenschneiden. Zusätzlich führten wir bisher
108 Messungen mit dem Lärmmessgerät durch, wobei zwei Beanstandungen angefallen sind.“
Grundlagen für weitere Maßnahmen werden bereits erarbeitet
Zusätzlich wird in der Abteilung Emissionen, Sicherheitstechnik und Anlagen (ESA) des Landes an einem flächendeckenden
Lärmmodell für die Motorradrouten gearbeitet. Es soll sich dadurch ein gesamtheitlicher Übersichtsplan
ergeben, aus dem weitere Maßnahmen abgeleitet werden können, wie Bereichsleiter Christoph Lechner erklärt:
„Wir führten normgemäße Messungen mit den maßgebenden Kenngrößen der Schalleinwirkung
an 10 bemannten Messpunkten entlang der Motorradstrecken durch. Parallel dazu fanden auch Verkehrszählungen,
sowie stichprobenartige Geschwindigkeitsmessungen statt. Mit den erhobenen Daten wird nun ein flächenhaftes
Modell zur Schallimmissionsdarstellung aufgebaut, wobei wir uns strikt an den von der EU und der WHO empfohlenen
Parametern orientieren.“
Darauf aufbauend werden dann die nächsten Schritte geplant, führt LHStvin Felipe fort: „Die Immissionssituationen
werden dann mit den Zähldaten der Verkehrsplanung in Verbindung gesetzt, um so für die jeweiligen Zeiträume
repräsentative Belastungssituationen abbilden zu können. Das Modell liefert neben der flächendeckenden
Abbildung der Belastung auch den Vorteil, dass die Wirksamkeit von Maßnahmen modelliert und seriös prognostiziert
werden können.“
Am 16. November findet im Landhaus aufgrund des Landtagsbeschlusses vom 28. Juni eine Enquete zum Themenbereich
„Lärmbelastung, Lärmbelästigung und Lärmschutz mit besonderem Augenmerk auf die Belastung durch
Motorradverkehre“ statt. Dabei soll unter Beteiligung von FachexpertInnen und Betroffenen über Problembereiche
diskutiert und Lösungsmöglichkeiten vorgestellt werden.
|