Tirol: Für mehr Verkehrssicherheit und weniger Lärm

 

erstellt am
16. 07. 18
13:00 MEZ

Land setzt weitere verkehrsbeschränkende Maßnahmen im Bezirk Reutte
Reutte/Innsbruck (lk) - Sommerzeit ist Reisezeit. Viele UrlauberInnen reisen mit dem Auto oder dem Motorrad nach Tirol. Alpine und kurvige Strecken sind besonders im Bezirk Reutte bei Bikern sehr beliebt. Diese Reiserouten sind durch den Reiseverkehr mehr belastet und durch ihre topografischen Lagen oft auch risikobehaftet. Durch die nun verschärften Regelungen wird das Unfallrisiko auf Seiten der Verkehrsteilnehmenden gesenkt, zugleich auch die Lärmbelastung für die Bevölkerung des Bezirks reduziert.

Gemeinsam erarbeitetes Vorgehen
„Lärm wird sehr subjektiv und daher von jedem Menschen anders wahrgenommen. Es war daher sehr wichtig von Anfang an die Lärmproblematik im Bezirk Reutte auf wissenschaftlich fundierter Basis anzugehen und damit die persönlichen Wahrnehmungen zu objektivieren. Die Interessen und Forderungen der betroffenen BürgerInnen wurden dabei von den Obmännern der Planungsverbände Tannheimer- und Lechtal, Bürgermeister Martin Schädle und Bürgermeister Heiner Ginther vertreten und artikuliert. Dies waren wichtige Grundlagen um dieses sensible Vorhaben zu starten“, erläutert LHStvin Ingrid Felipe.

Auf Grund des stetig steigenden Motorradverkehrs wurden bereits mehrere verkehrsbeschränkende Maßnahmen im Bezirk umgesetzt. In den Jahren 2014 bis 2017 wurden dabei auf der Grundlage verkehrstechnischer Begutachtungen unter der Leitung der Abteilung Verkehrsrecht, unter Einbeziehung des Sachgebietes Verkehrsplanung und eines externen verkehrstechnischen Sachverständigen mehrere Geschwindigkeitsbeschränkungen auf der B 199, B 198, L 266 und der L 21 verordnet.

Nächster Schritt im Maßnahmenplan
Nach intensiver Evaluierung dieser Beschränkungen und einer neuerlichen Begutachtung der Motorradstrecken im vergangenen Jahr wurden nun weitere verkehrsbeschränkende Maßnahmen gesetzt: „Die bisherigen Regelungen haben Wirkung gezeigt, mussten aber aufgrund des Mehrverkehrs erweitert und teilweise auch verschärft werden. Auf den belasteten Routen haben wir daher weitere Geschwindigkeitsbeschränkungen veranlasst und Überholverbote verordnet. Dies ist aus verkehrstechnischer Sicht zweckmäßig um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Zugleich wird dadurch auch die Lärmbelastung für die Bevölkerung vermindert“ sagt Verkehrsreferentin LHStvin Felipe und fügt hinzu, „diese neuerlichen Verordnungen sind nur ein weiterer Schritt zu unserem gemeinsamen Ziel, die verkehrsplagten AußerfernerInnen langfristig zu entlasten.“

Schwerpunktkontrollen im gesamten Bezirk
Zusätzlich zu den verkehrsplanerischen Maßnahmen entwickelte das Bezirkspolizeikommando Reutte in Abstimmung mit der Landesverkehrsabteilung ein Überwachungskonzept für die Motorradsaison 2018, dem in dieser Zeit oberste Priorität beigemessen wird. Dabei werden verstärkt die Geschwindigkeit mit Lasermess- und Radargeräten sowie die Lärmimmissionen mit einem Lärmmessgerät überwacht. Diese Intensivierung der Kontrollen spiegelt sich auch in der aktuellen Zwischenbilanz der Polizei wider, wie Kommandant Egon Lorenz erläutert: „Die überwiegenden Übertretungen betreffen Geschwindigkeitsüberschreitungen. Bei den bisherigen Schwerpunktkontrollen mussten gegen MotoradlenkerInnen 365 Anzeigen wegen Geschwindigkeitsüberschreitungen aufgenommen und der BH weitergeleitet werden. 236 Organmandate wurden durch die BeamtInnen vor Ort eingehoben. Zudem gab es 52 Anzeigen und 12 Organmandate auf Grund von Kurvenschneiden. Zusätzlich führten wir bisher 108 Messungen mit dem Lärmmessgerät durch, wobei zwei Beanstandungen angefallen sind.“

Grundlagen für weitere Maßnahmen werden bereits erarbeitet
Zusätzlich wird in der Abteilung Emissionen, Sicherheitstechnik und Anlagen (ESA) des Landes an einem flächendeckenden Lärmmodell für die Motorradrouten gearbeitet. Es soll sich dadurch ein gesamtheitlicher Übersichtsplan ergeben, aus dem weitere Maßnahmen abgeleitet werden können, wie Bereichsleiter Christoph Lechner erklärt: „Wir führten normgemäße Messungen mit den maßgebenden Kenngrößen der Schalleinwirkung an 10 bemannten Messpunkten entlang der Motorradstrecken durch. Parallel dazu fanden auch Verkehrszählungen, sowie stichprobenartige Geschwindigkeitsmessungen statt. Mit den erhobenen Daten wird nun ein flächenhaftes Modell zur Schallimmissionsdarstellung aufgebaut, wobei wir uns strikt an den von der EU und der WHO empfohlenen Parametern orientieren.“

Darauf aufbauend werden dann die nächsten Schritte geplant, führt LHStvin Felipe fort: „Die Immissionssituationen werden dann mit den Zähldaten der Verkehrsplanung in Verbindung gesetzt, um so für die jeweiligen Zeiträume repräsentative Belastungssituationen abbilden zu können. Das Modell liefert neben der flächendeckenden Abbildung der Belastung auch den Vorteil, dass die Wirksamkeit von Maßnahmen modelliert und seriös prognostiziert werden können.“

Am 16. November findet im Landhaus aufgrund des Landtagsbeschlusses vom 28. Juni eine Enquete zum Themenbereich „Lärmbelastung, Lärmbelästigung und Lärmschutz mit besonderem Augenmerk auf die Belastung durch Motorradverkehre“ statt. Dabei soll unter Beteiligung von FachexpertInnen und Betroffenen über Problembereiche diskutiert und Lösungsmöglichkeiten vorgestellt werden.

 

 

 

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