Erste umfassende Schau zum Schaffen von Dora Kallmus seit 35 Jahren – von 13. Juli bis
29. Oktober
Wien (leopold museum) - Das Leopold Museum präsentiert mit der Ausstellung „Machen Sie mich schön,
Madame d’Ora!“ die erste umfassende Retrospektive zum Werk der außergewöhnlichen Fotopionierin Dora
Kallmus in Österreich. Mehr als 330 Fotografien der d’Ora aus allen Schaffensphasen zeigen das künstlerische
Spektrum des im Laufe von rund 50 Jahren entstandenen Œuvres von „Madame d’Ora“.
Monika Faber, Kuratorin der Ausstellung: "Das fotografische Wirken d’Oras umspannt den Zeitraum von 1907
bis 1957. Im Jahr 1907 eröffnete Dora Kallmus (1881-1963) als eine der ersten Frauen in Wien ein Fotostudio.
Innerhalb weniger Monate galt das Atelier d’Ora als beste Adresse der Kaiserstadt für das künstlerische
Porträt. In Paris gelang Madame d‘Ora in den 1920er-Jahren der internationale Durchbruch. In ihren Ateliers
in Wien, Karlsbad und Paris traten die Größen der Kunst- und Modewelt, der Aristokratie und der Politik
des 20. Jahrhunderts vor die Kamera."
Künstler und Adelige im Atelier d’Ora: Von Gustav Klimt bis Josephine Baker
In das Atelier d’Ora kamen Künstler und Adelige gleichermaßen. So etwa in Wien Gustav Klimt, Emilie
Flöge, Alma Mahler, Arthur Schnitzler, Alban Berg und Erzherzog Karl – der spätere letzte österreichische
Kaiser Karl I. – mit seiner Frau Zita. D’Ora hielt 1917 auch den Hochadel in seinen glanzvollen Roben anlässlich
der Krönung Karls zum König von Ungarn fest. In Paris waren es die Größen der Modewelt von
Lanvin über Coco Chanel bis Balenciaga und die Stars der Zeit, wie Tamara de Lempicka, Maurice Chevalier oder
Josephine Baker, die d’Oras Fotostudio aufsuchten.
Lebensmittelpunkt Paris: Von Balenciaga bis Chanel – Fotografin der Modewelt
Ihre Aufnahmen, die durch Eleganz und Extravaganz bestechen, fanden in zahlreichen Zeitungen im In- und Ausland
weite Verbreitung. Im Jahr 1923 nahm d’Ora ein Angebot des französischen Modemagazins L’Officiel de la Couture
an und ging nach Paris, das ab 1925 Mittelpunkt ihres Lebens und Wirkens war. Zahllose Aufträge für Mode-
und Lifestyle-Zeitschriften folgten, die erst Mitte der 1930er-Jahre abebbten, als die politische Lage in Europa
zunehmend prekärer wurde.
Flucht vor den deutschen Soldaten
In der Folge des Einmarsches der Nazitruppen in Paris im Jahr 1940 verkaufte Madame d’Ora ihr Atelier. Um den
deutschen Besatzern zu entkommen, suchte sie in einem Bergdorf südlich von Lyon Zuflucht. Vor dem Zweiten
Weltkrieg hatte d’Ora regelmäßig im Sommer ihre Schwester Anna Kallmus in deren Haus im steirischen
Frohnleiten besucht. Nach dem Anschluss Österreichs scheiterten gemeinsame Fluchtpläne. Während
Dora Kallmus sich retten konnte, wurde ihre Schwester von den Nationalsozialisten in einem Konzentrationslager
in Polen ermordet. 1945 kehrte d’Ora nach Paris zurück. Gerade noch mit dem Leben davongekommen, richtete
sie nach dem Krieg ihren zugleich scharfen wie einfühlsamen Blick auf die Flüchtlingslager in Wien und
Salzburg sowie in Paris auf das Schlachtvieh der abbatoirs. Fotografische Porträts schuf sie bis in die 1950-er
Jahre, etwa von Marc Chagall, Pablo Picasso oder William Somerset Maugham. 1963 starb Dora Kallmus in Frohnleiten.
Ausstellungskuratorin Magdalena Vukovic über die Schlachthofbilder Madame d‘Oras: „Wir sind […] in den
Akt des Tötens miteinbezogen. Die geöffneten Augen der Schlachttiere […] machen diese Aufnahmen unheimlich.
[…] Sie verlangt uns das Hinsehen immer wieder ab und macht uns zu imaginären Beteiligten des Tötungsprozesses.“
Fotoschwerpunkt im Leopold Museum: Role Model d’Ora und Secessionsfotograf Nähr
Leopold Museum-Direktor Hans-Peter Wipplinger startet mit dieser Ausstellung einen Fotografie-Schwerpunkt, der
mit der Schau „Moriz Nähr. Fotografie und Wiener Moderne“ (ab 24. August) seine Fortsetzung findet. Mit Monika
Faber und Magdalena Vukovic vom renommierten Photoinstitut Bonartes gelang es ihm, zwei ausgewiesene d‘Ora Expertinnen
als Kuratorinnen der Madame d’Ora-Schau zu gewinnen.
Hans-Peter Wipplinger: „Die Marke d’Ora gleicht einer Quintessenz von moderner fotografischer Technik, geschicktem
Marketing und künstlerischer Innovationskraft. Ihre großbürgerlich-jüdischen Wiener Wurzeln,
ihr Charme, Humor und ihre Durchsetzungskraft ließen Dora Kallmus nicht nur als Madame d’Ora eine internationale
Größe der Fotoszene, sondern auch ein feministisches Role Model werden. Diese repräsentative Ausstellung
im Leopold Museum zeigt ein wichtiges Kapitel glanzvoller und gleichzeitig schmerzlicher österreichischer
Geschichte.“
Zur Ausstellung
In der von Walter Kirpicsenko aufwändig gestalteten Ausstellung akzentuieren, zusätzlich zu den einzigartigen
Fotografien d’Oras, Originalkleider und Hüte, u.a. aus Wiens mondänstem Modehaus Zwieback, der Wiener
Werkstätte und dem Salon Flöge das Bild der Wiener Gesellschaft des ausklingenden Jugendstils. Französische,
deutsche, österreichische und italienische Originalzeitschriften mit Covergestaltungen, Illustrationen und
eigenen Texten d’Oras ergänzen die Originalfotografien, die vor allem aus den Beständen Internationaler
Presseagenturen (Ullstein, Berlin; Schostal, Wien aber auch aus Privatsammlungen stammen.
Kooperation mit dem Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg und dem Photoinstut Bonartes
Die Ausstellung „Machen Sie mich schön, Madame d’Ora!“, die von 13. Juli bis 29. Oktober im Leopold Museum
in Wien zu sehen ist, wurde gemeinsam mit dem Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg sowie dem Photoinstitut
Bonartes Wien entwickelt.
Das Buch zur Ausstellung
Zur Ausstellung ist das Buch „Machen Sie mich schön Madame d’Ora. Dora Kallmus. Fotografin in Wien und
Paris 1907–1957“ im Christian Brandstätter Verlag, Wien erschienen, herausgegeben von Monika Faber, Esther
Ruelfs und Magdalena Vukovic, mit Beiträgen von Andrea Amort, Christian Brandstätter, Jean Marc Dreyfus,
Monika Faber, Cathrin Hauswald, Sylvie Lécallier, Esther Ruelfs, Peter Schreiner, Änne Söll, Katharina
Sykora und Magdalena Vukovic.
Feierliche Eröffnung
Zur feierlichen Eröffnung der Schau am Abend des 12.Juli kamen hunderte Gäste, unter ihnen die Ausstellungskuratorinnen
Monika Faber und Magdalena Vukovic, Ksenija Škrilec (Botschafterin der Republik Slowenien), Esther Ruelfs (Museum
für Kunst und Gewerbe Hamburg), Danielle Spera, Direktorin des Jüdischen Museums Wien, MAK Generaldirektor
Christoph Thun-Hohenstein, Gabriele Langer, Kaufmännische Direktorin des Leopold Museum, Secessionspräsident
Herwig Kempinger, Otto Hochreiter (Direktor, GrazMuseum), Peter Weinhäupl (Direktor Klimt-Foundation) und
Sandra Tretter (stv. Direktorin Klimt-Foundation), Sylvia Mattl-Wurm, Direktorin der Wienbibliothek im Rathaus,
die KuratorInnen Elisabeth Dutz (Albertina), Susanne Neuburger (mumok), Markus Kristan (Albertina) und Franz Smola
(Belvedere), die KunsthistorikerInnen Marian Bisanz-Prakken, Prof. Patrick Werkner und Prof. Tobias G. Natter (Natter
Fine Arts), Verena Traeger (Heidi Horten Collection), Die MAK-KustodInnen Elisabeth Schmuttermeier und Rainald
Franz, Claudia Ehgartner (mumok), Gabriele Mauthe und Christian Maryška (ÖNB), Judith Burger und Martin Zeiller
(Universität für angewandte Kunst), Andreas Nierhaus (Kurator, Wien Museum), Regina Karner (Modesammlung,
Wien Museum), Sandra Gerstl und Daniela Sailer (Kaiserliche Wagenburg Wien), Sektionsleiterin Gudrun Schreiber
(BKA), Anita Zemlyak (Stadt Wien, MA 7-Kultur), Michael P. Franz, Brigitte Burgmann-Guldner (KulturKontakt Austria),
Heidrun und Raphael Rosenberg (Universität Wien, Institut für Kunstgeschichte) und Wolfgang Paul (Bundesanstalt
Gedenkstätte Mauthausen).
Mit dabei im Leopold Museum waren die KünstlerInnen Andreas Fogarasi, Markus Schinwald, und Walter Vopava,
die Fotografin Elfie Semotan, Choreograph Willi Dorner, Sammlerin Waltraud Leopold, Sammler und Verleger Christian
Brandstätter, Galerist und Sammler Julius Hummel,
Ebenfalls gekommen waren Claudia Daeubner (Success & Career Consulting Int.), Sherrie Doyon de Toma (Executive
Director UBS Europe) und Peter de Toma, Alfred Fogarassy (Telos Consulting), Fritz Otti (EMConsulting), Jack C.
Wagner (Q1 Capital).
Gesehen wurden ebenso die Klimt-Nachfahren Gustav und Brigitta Huber sowie Brigitte Huber-Mader wie Brigitte von
Aufschnaiter Müller Hartburg, Elisabeth Auersperg-Breunner, Yolande Dreihann-Holenia, Andreas Orsini Rosenberg,
Silvia Eisenburger Kunz (Gesellschaft der Freunde der bildenden Künste) oder Chirurg Arthur Bohdjalian.
Madame d’Oras Fotografien betrachteten auch die im Kinsky Geschäftsführer Ernst Ploil und Michael Kovacek,
Parnassgründerin Charlotte Kreuzmayr, die GaleristInnen Dagmar Chobot, Nathalie Halgand, Michaela Hitzenberger,
Andrea Jünger, Agnes Mayrhofer (bel etage), Johannes Faber, Franz Groiß (Nebehay), Martin Janda und
Faek Rasul (Kleine Galerie).
Zur Eröffnungsfeier kamen auch Dorotheum-Expertin Ursula Rohringer, Fotoexperte Felix Leutner, Filmer Georg
Riha, Werber Christian Satek, u.v.m.
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