Wiener Neustadt (medaustron) - Das Krebsbehandlungs- und Forschungszentrum MedAustron erweitert seine Behandlungsmöglichkeiten:
konnte zu Beginn die Bestrahlung von Tumoren nur horizontal erfolgen, so geschieht dies nun auch aus vertikaler
Richtung. Das vereinfacht nicht nur in manchen Fällen die Lagerung der Patienten, sondern erweitert auch das
Spektrum jener Erkrankungen, die im Wiener Neustädter Ambulatorium behandelt werden können.
Eine Bestrahlung mit geladenen Teilchen ist im Ablauf für eine Patientin oder einen Patienten einer »herkömmlichen«
Bestrahlung mit Photonen relativ ähnlich: in beiden Fällen wird man auf einer Liege fixiert und in beiden
Fällen muss die exakte Position für eine Vielzahl einzelner Bestrahlungssitzungen reproduzierbar sein.
In der konventionellen Strahlentherapie kommen jedoch wesentlich kleinere Geräte zum Einsatz, die für
die Bestrahlung rund um den Patienten manövriert werden können. Bedingt durch die verwendete Teilchenstrahlung
ist dies in der Ionentherapie nicht derart einfach möglich. Das war mit ein Grund, warum der Teilchenstrahl
bei MedAustron bisher ausschließlich aus horizontaler Richtung auf den Tumor gerichtet werden konnte.
Seit kurzer Zeit ist nun aber auch die vertikale Option im klinischen Einsatz. Der ärztliche Direktor Prof.
Dr. Eugen B. Hug erklärt die Vorteile dieser Erweiterung: „Zum einen vereinfacht die vertikale Strahlrichtung
die Lagerung der Patienten, denn eine Positionierung in Seitenlage, wie sie in manchen Fällen erforderlich
ist, ist gegenüber der Rücken- oder Bauchlage stets instabiler. Zum anderen können nun auch zusätzliche
Indikationen behandelt werden. Dazu zählen beispielsweise bestimmte Tumore entlang der Wirbelsäule oder
im Beckenbereich. Nicht zuletzt bei der Behandlung von Kindern stellt diese Erweiterung einen großen Mehrwert
dar.“
Diese neue Option ist ein wichtiger Entwicklungsschritt für MedAustron, dem noch weitere folgen werden. Bereits
im kommenden Jahr wird mit Kohlenstoffionen eine weitere Teilchenart neben den derzeit eingesetzten Protonen zur
Verfügung stehen. Damit wird erneut das Spektrum an behandelbaren Tumoren erweitert werden, diese Teilchen
finden besonders in der Behandlung von strahlenresistenten Tumoren Anwendung. Die letzte Erweiterung hinsichtlich
der Behandlungsoptionen bildet schließlich eine Gantry für Protonen, mithilfe derer der Strahl nicht
nur aus horizontaler oder vertikaler Richtung, sondern aus beliebigem Winkel auf den Tumor gerichtet werden kann.
Die Entwicklung des Zentrums sehen Aufsichtsratsvorsitzender Mag. Klaus Schneeberger und kaufmännischer Geschäftsführer
DI Alfred Zens sehr zufrieden: „Die Strategie, eine Behandlungsoption nach der anderen in Betrieb zu nehmen, hat
sich als die richtige erwiesen. Der klinische Betrieb auf der einen Seite sowie die Fertigstellung aller technischen
Ausbaustufen auf der anderen Seite ergänzen sich gegenseitig sehr gut, nicht zu vergessen auch die Forschung.
So können wir unserem Anspruch gerecht werden, die Anlage stetig zu optimieren und sie als Instrument für
Medizin und Forschung auf Spitzenniveau zu nutzen.“
Derzeit werden in zwei Bestrahlungsräumen etwa 25 Patientinnen und Patienten täglich bestrahlt, insgesamt
wurden bereits mehr als 5.360 Einzelbestrahlungen seit Beginn des klinischen Betriebs im Dezember 2016 durchgeführt.
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