Eine Kooperation des MAK, Wien, und des Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main – von 24.
Oktober 2018 – 31. März 2019
Frankfurt/Wien (mak) - Mit ihrem faszinierenden Ausstellungsprojekt „Beauty“ (MAK, 24. Oktober 2018 – 31.
März 2019) liefern Stefan Sagmeister und Jessica Walsh ein multimediales, höchst sinnliches Plädoyer
für die Lust am Schönen. Nahezu im gesamten 20. und 21. Jahrhundert war und ist Schönheit im Designdiskurs
eher negativ besetzt. Dieser Antipathie setzen Sagmeister & Walsh beeindruckende Argumente entgegen und machen
Schönheit als einen zentralen, funktionalen Aspekt ansprechender Gestaltung erlebbar. Die das gesamte MAK
am Stubenring durchflutende Ausstellung spielt mit allen Sinnen der BesucherInnen und zeigt deutlich auf: Schönheit
ist mehr als eine rein oberflächliche Strategie.
Ein Mix aus eigens für die Ausstellung produzierten Installationen und Beispielen aus Produktdesign, Stadtplanung,
Architektur und Grafikdesign animiert in der MAK-Säulenhalle, im MAK DESIGN LABOR, in der MAK GALERIE, im
MAK-Kunstblättersaal und in der MAK-Schausammlung Gegenwartskunst zum Sehen, Riechen und Fühlen. Unterstützt
von Erkenntnissen aus der psychologischen Ästhetik treten Sagmeister & Walsh den Beweis an, dass schön
gestaltete Arbeiten die menschliche Wahrnehmung stimulieren und damit besser funktionieren.
Gegliedert in sechs Ausstellungsthemen – „Was ist Schönheit?“, „Die Geschichte der Schönheit“, „Im Auge
des Betrachters“, „Schönheit erleben“, „Transformierende Schönheit“ und „Das Schönheitsarchiv“ –
entfachen rund 70 Objektgruppen einen ästhetischen Diskurs zur Schönheit als Paradigma für hochwertige
Gestaltung.
Als ein Herzstück der Ausstellung spielt der gemeinsam mit Swarovski gestaltete „Sensory Room“ mit allen Sinnen
der BesucherInnen. Ein sinnlich inszenierter White Cube lädt zum Betreten ein. In enger Zusammenarbeit mit
dem Kreativteam von Swarovski entstand die Außenhülle dieser Installation im MAK DESIGN LABOR: Tausende
Swarovski-Kristalle funkeln in einem von Sagmeister & Walsh entworfenen Ornament und verleihen dem Raum einen
besonderen Zauber. Im Inneren treffen die BesucherInnen – in Nebel gehüllt – auf ständig wechselnde Farben
des Sonnenuntergangs. Als „schön“ empfundene Gerüche wie Zitrusduft und ein Klangteppich von Gesängen
des Malaysischen Sumpffrosches ermöglichen ein unvergleichliches Erleben von Schönheit. Wer diesen Raum
der MAK-Ausstellung verlässt, fühlt sich wohl und gut.
Der spektakuläre, mit Projektionen bespielte Nebelvorhang „Fog Screen“ inszeniert den MAK-Haupteingang am
Stubenring und führt schon beim Betreten des Museums zur zentralen Frage: „Was ist Schönheit?“. Die von
unzähligen PhilosophInnen und WissenschaftlerInnen diskutierte Frage, was Schönheit ausmacht, beantworten
Sagmeister & Walsh mit Fakten: Schönes wirkt unmittelbar auf die Dopaminrezeptoren und auf das Empfinden,
somit kann schöne Gestaltung als funktionell verstanden werden.
Symmetrie definieren Sagmeister & Walsh als universelle Komponente des Schönheitsempfindens. Diese These
untermauern sie mit mehreren Installationen: Unter anderem können BesucherInnen mit einer interaktiven App
symmetrische Strukturen generieren und via App eine damit bedruckte Tote Bag bestellen. Ein auf eine Großleinwand
projizierter Vogelschwarm, der sich in seiner Dichte und Geschwindigkeit kontrollieren lässt, belegt, dass
ausbalancierte Muster tendenziell bevorzugt werden.
Schönheit ist seit jeher ein bestimmendes Moment für die PartnerInnenwahl, die Reproduktion und die Evolution.
Wir empfinden positive Emotionen, wenn wir Schönes sehen. Beispiele aus allen Epochen der Menschheitsgeschichte
lassen im Ausstellungsbereich „Die Geschichte der Schönheit“ keinen Zweifel am Begehren nach Schönheit.
Sexuell anziehend ist nicht nur physische Schönheit, sondern auch die Fähigkeit, schöne Dinge zu
kreieren. Das war schon in der Prähistorie so: Für den symmetrischen Schliff von Steinäxten gab
es keine Begründung, allerdings gewannen die Hersteller dieser Werkzeuge mit ihrem Gefühl für symmetrische
Gestaltung und mit feinmotorischem Können an Attraktivität. Auch das Negieren von Schönheit wird
im Rahmen dieses Ausstellungsbereichs umfassend thematisiert.
Das ästhetische Empfinden ist weniger subjektiv als gemeinhin angenommen. Im Kapitel „Im Auge des Betrachters“
werden bemerkenswerte Ähnlichkeiten in verschiedenen Kulturen und Zeitepochen aufgespürt. Wie universell
das Schönheitsempfinden ist, verdeutlicht unter anderem die Visualisierung von Untersuchungen von Chris McManus,
Psychologe am University College London: 85 Prozent der ProbandInnen können auf Anhieb ein Werk von Piet Mondrian
von der leicht abgeänderten Fälschung unterscheiden. Einmal mehr laden Sagmeister & Walsh hier zur
Interaktion: Die Eintrittskarte ist mit geprägten Münzen versehen, die auch zum Abstimmen über Lieblingsformen
eingesetzt werden können.
Um Farbwahrnehmung geht es in „The Color Experience Room“. Der mit intensiven, blau-rosafarbenen Mustern überzogene
Raum wird regelmäßig mit Kadmiumlicht beleuchtet, das bestimmte Farbtöne grau erscheinen lässt.
Farbigkeit wird gemeinhin als schöner empfunden.
Schönheit hat das transformatorische Potenzial, die Welt zu verbessern, wie im Ausstellungsbereich „Transformierende
Schönheit“ deutlich wird. Unter anderem zeigt die Installation „From Garbage to Functional Beauty“, wie der
unkonventionelle französische Designer Thierry Jeannot gemeinsam mit mexikanischen Müllsammlerinnen einen
wunderschönen Kronleuchter aus Plastikmüll schafft.
„Beauty“ schließt mit einem von Sagmeister & Walsh kuratierten „Schönheitsarchiv“ mit den formal
schönsten Exponaten des MAK: ein Best-of von museal als schön bewerteten Objekten.
„SAGMEISTER & WALSH: Beauty“ ist bereits das dritte Ausstellungsprojekt, das Stefan Sagmeister mit dem MAK
realisiert. Im Jahr 2002/03 widmete das MAK Stefan Sagmeister seine erste museale Einzelausstellung „Handarbeit“.
2015/2016 durchflutete Sagmeister das MAK mit „The Happy Show“ (28. Oktober 2015 bis 28. März 2016) und ließ
das Publikum an seiner mitreißenden Suche nach dem Glück teilhaben.
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