Graz (universität) - In der zweiten Hälfte des weiblichen Zyklus werden in den Eierstöcken große
Mengen des Gelbkörperhormons Progesteron produziert, um die Gebärmutter auf die Einnistung der befruchteten
Eizelle vorzubereiten. Auch die Aminosäure Arginin spielt dabei eine wichtige Rolle. Gleichzeitig beeinflusst
sie eine zentrale Schaltstelle im Immunsystem. Grazer ForscherInnen konnten nun erstmals zeigen, dass mit dem Ansteigen
des Progesterons kurz nach dem Eisprung die Arginin-Konzentration im Blut sinkt, was dazu beiträgt, dass das
Immunsystem der Frau auf eine erfolgreiche Schwangerschaft vorbereitet und der Fötus nicht abgestoßen
wird. Die Arbeit, die unter anderem in Hinblick auf Kinderwunsch von Bedeutung ist, wurde in der aktuellen Ausgabe
des renommierten Fachjournals PLOS ONE publiziert.
Für die Studie, die Teil des EU-Projekts BIOCLAIMS unter der Leitung von Brigitte Winklhofer-Roob an der Universität
Graz und Johannes Roob an der Medizinischen Universität Graz ist, wurde das Blut von 28 Frauen an jeweils
vier Zeitpunkten während des Zyklus untersucht. Dabei stellten die WissenschafterInnen starke Hinweise auf
einen progesteronabhängigen Verbrauch von Arginin fest: „Die Arginin-Konzentrationen waren in der zweiten
Zyklushälfte um durchschnittlich 30 Prozent niedriger als in der ersten“, berichtet Gernot Faustmann, Erstautor
der Publikation. Außerdem war zu erkennen: je höher der Progesteron-Anstieg, umso stärker der Abfall
des Arginin.
Da die Aminosäure zum Aufbau der Gebärmutterschleimhaut beiträgt, könnte vermutet werden, dass
niedrige Arginin-Werte negative Auswirkungen in Bezug auf die Einnistung des Embryos haben. Die Grazer ForscherInnen
entdeckten aber erstmals einen anderen wesentlichen Zusammenhang: „Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass die
Abnahme des Arginins keine Mangelerscheinung, sondern physiologisch notwendig ist, um den weiblichen Körper
immunologisch auf eine bevorstehende Schwangerschaft vorzubereiten“, erklärt Faustmann. „Man spricht dabei
von der Feto-Maternalen Immuntoleranz, deren perfekte Feinabstimmung als Voraussetzung für eine erfolgreiche
Schwangerschaft gilt.“ Die Arginin-Konzentrationen beeinflussen unmittelbar die Aktivierung des Transkriptionsfaktors
„Nuclear factor-kappa B“, eines Signalmoleküls des Immunsystems. Durch den niedrigen Arginin-Spiegel werden
gewisse Immunreaktionen unterdrückt, damit sie sich nicht gegen den Embryo wenden“, fasst der Molekularbiologe
zusammen.
Publikation: Progesterone-associated
arginine decline at luteal phase of menstrual cycle and associations with related amino acids and nuclear factor
kB activation
Gernot Faustmann, Andreas Meinitzer, Christoph Magnes, Beate Tiran, Barbara Obermayer-Pietsch, Hans-Jürgen
Gruber, Josep Ribalta, Edmond Rock, Johannes M. Roob, Brigitte M. Winklhofer-Roob
PLOS ONE, DOI: 10.1371/journal.pone.0200489
http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0200489
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