Fachkräftemangel verschärft sich österreichweit – Österreich als Vorbild
in der dualen Ausbildung – Modelle von Lehre und Matura forcieren
Brüssel/Wien (pwk) - „Die EU setzt unter österreichischem Ratsvorsitz mit dem Thema der Berufsausbildung
auf einen für den gesamten Wirtschaftsraum enorm wichtigen Themenkomplex, der in weiten Bereichen über
die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen entscheiden wird. Österreich hat mit der dualen Ausbildung
ein bewährtes und modernes System, das sich an den Eckpfeilern von Qualität und Qualifikation orientiert
und ein hohes Niveau der Fachkräfteausbildung garantiert“, betonte WKÖ-Generalsekretär Karlheinz
Kopf am 9. Juli anlässlich der Fachkonferenz zur „Zukunft der Berufsbildung in Europa“.
Aus Sicht der Wirtschaft ist es zu begrüßen, dass gemeinsam an einer tragfähigen und praktikablen
Vision der beruflichen Bildung gearbeitet wird, denn nicht nur Österreich leidet unter dem sich verschärfenden
Fachkräftemangel. So wurden in Österreich im Mai 2018 knapp 37.000 Personen mit dem Bildungsabschluss
Lehre in Österreich gesucht, das sind rund 49 Prozent aller gemeldeten offenen Stellen. Die Lehre ist daher
Kernqualifikation Nummer eins am Arbeitsmarkt.
Österreich gilt als "Good Practice-Land" in der Berufsausbildung
Betrachtet man die europaweiten Zahlen, so zeigt sich im ersten Quartal, dass insbesondere in den klassischen
Exportländern – neben Österreich, Tschechien, Belgien, Deutschland, Schweden und Niederlande – die Quote
an offenen Stellen überdurchschnittlich ist und mit 2,8 Prozent im Spitzenfeld der EU liegt. Der EU-Durchschnitt
lag bei 2,2 Prozent, die Euro-Zone kommt auf 2,1 Prozent. Dies ist die höchste Rate an freien Arbeitsplätzen
in der EU seit mehr als zehn Jahren. „Wir müssen jetzt den konjunkturellen Rückenwind nutzen und insbesondere
auch die mittel- und langfristigen Möglichkeiten und Chancen sehen, die uns eine maßgeschneiderte berufliche
Aus- und Weiterbildung ermöglicht. Österreich ist hier eines jener Länder, das als ‚Good Practice‘
gilt und diese Expertise bringen wir gerne ein“, so Kopf.
Ausbildung durch digitale Lehr- und Lerninhalte erweitert
Das Hauptaugenmerk liege aktuell klarerweise auf dem Schwerpunkt Digitalisierung, welche die Ausbildung und
die betriebliche Praxis maßgeblich beeinflusst. „Die WKÖ richtet daher alle ihre Bemühungen dahin
aus, die Lehre weiter mit modernsten und zeitgemäßen Lehrinhalten zu attraktivieren“, so Kopf, der auf
die Pläne der Wirtschaftskammer unter Präsident Mahrer verwies, die duale Ausbildung durch digitale Lehr,-
und Lerninhalte zu einer trialen Ausbildung zu erweitern.
Vor diesem Hintergrund seien auch die aktuellen Adaptierungen der Lehre durch Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck
zu begrüßen, da nun sieben Lehrberufe neu eingeführt werden - Bautechnische Assistenz, E-Commerce-Kaufmann,
Glasverfahrenstechnik, Maskenbildner, Steinmetztechnik, Tierärztliche Ordinationsassistenz und Zahntechnische
Fachassistenz – und eine Reihe von Lehrberufen an die Erfordernisse der modernen Berufswelt – etwa Chemieverfahrenstechnik
oder Steinmetz - angepasst werden.
Schulische und berufliche Bildung müssen besser vernetzt werden
Handlungsbedarf ortet der WKÖ-Generalsekretär im heimischen Bildungssystem, wenn es darum geht, die
beiden Systeme aus schulischer und beruflicher Bildung stärker und besser miteinander zu verzahnen. „Es darf
kein ‚Entweder-Oder‘ geben, Matura mit Lehre oder Lehre nach der Matura müssen wir stärker forcieren.
Auch das Matching, wenn es um das Finden des richtigen Ausbildungsplatzes eines jungen Menschen geht, müssen
wir verbessern. Und wir müssen noch stärker danach trachten, dass Lehranfänger tatsächlich
über jene Kenntnisse und Fertigkeiten verfügen, die es ihnen ermöglichen, erfolgreich in ihre berufliche
Ausbildung zu starten - Stichwort Ausbildungsreife“, so Kopf abschließend.
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