Wien (wiener linien) - Seit nunmehr drei Monaten forscht das breit aufgestellte Projektkonsortium „auto.Bus
- Seestadt“ unter Gesamtleitung der Wiener Linien und wissenschaftlicher Leitung des AIT (Austrian Institute of
Technology) an den zwei selbstfahrenden E-Bussen in der Busgarage Leopoldau. Das vom bmvit im Rahmen des Programms
„Mobilität der Zukunft“ zur Hälfte geförderte Projekt sieht einen regelmäßigen Fahrgasttestbetrieb
mit fixer Linienführung und Haltestellen ab dem Frühjahr 2019 in der Seestadt Aspern vor.
Zwei Busse waren am 20. Juli zum ersten Mal in der Seestadt mit Fahrgästen unter Realbedingungen auf
einer öffentlichen Straße unterwegs. Die knapp einen halben Kilometer lange Teststrecke mit dem gesetzlich
vorgeschriebenen Operator an Bord reichte von der U2-Station „Seestadt“ bis zum Technologiezentrum der Aspern Smart
City Research (ASCR) und wieder retour. Dabei gelang es in Kooperation mit der Stadt Wien österreichweit erstmals,
zwischen den autonomen Bussen und der dortigen Ampel eine erfolgreiche „Kommunikation“ zu implementieren. Für
das gesamte Projektkonsortium, zu dem neben den Wiener Linien und dem AIT auch das KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit),
der TÜV AUSTRIA, SIEMENS AG Österreich sowie der französische Bushersteller NAVYA gehören,
war das ein mit großer Spannung erwarteter Meilenstein.
Zwischenresümees der Projektpartner
Alexandra Reinagl, Geschäftsführerin der Wiener Linien: „Die Wiener Linien arbeiten gemeinsam mit
den Projektpartnern intensiv daran, dass autonomes Fahren öffentlicher Verkehrsmittel gelebter Alltag wird.
So könnte die aktuelle Technologie unter anderem für den ,last mile´-Einsatz als Zubringer zum
bestehenden öffentlichen Verkehrsnetz wie etwa der U-Bahn eingesetzt werden. An oberster Stelle steht für
die Wiener Linien dabei die Sicherheit der Fahrgäste, die durch die derzeit laufenden, intensiven Tests gewährleistet
wird.“
DI Arno Klamminger, Head of Center for Mobility Systems des AIT Austrian Institute of Technology: „Im Rahmen der
wissenschaftlichen Leitung des Projekts arbeiten wir an der optimalen Integration des automatisierten Busses in
das Gesamtverkehrssystem. Im Fokus stehen insbesondere die robuste Erfassung der Umgebung sowie die Interaktion
zwischen dem Bus und den Fahrgästen bzw. den VerkehrsteilnehmerInnen im Straßenraum. Vor diesem Hintergrund
unterstützen wir die optimale Auslegung des Fahrzeugs, der Haltestellen und der Linienführung.“
Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Recht & Normen im KFV: „Die Schaffung von entsprechenden Rahmenbedingungen
war grundlegend für die erfolgreiche erste Fahrt mit Gästen. Wir sind stolz darauf, dieses spannende
Projekt mit unserer Expertise begleiten zu können und freuen uns sehr, dass der Bus nun auch erstmals öffentlich
sichtbar ist.“
Karin Kraschl-Hirschmann, Leiterin innovative intelligente Verkehrssysteme bei Siemens Österreich: „Indem
wir Infrastruktur wie Sensoren oder Ampeln mit Fahrzeugen sprechen lassen, entsteht aus zwei Hälften ein Ganzes:
In sensiblen Bereichen wie etwa Kreuzungen oder Haltestellen erfassen wir mit unserer Technik auch FußgängerInnen
oder RadfahrerInnen und warnen selbstfahrende Fahrzeuge real-time vor Gefahren, die sie selbst nicht erkannt hätten.
So sorgen wir dafür, dass auch bei kritischen Verkehrssituationen alle sicher unterwegs sein können.“
Stefan Haas, CEO TÜV AUSTRIA Group: Der TÜV AUSTRIA begleitet aktiv neue Technologien bei ihrer Implementierung,
denn nur wenn diese sicher sind, werden sie letztendlich akzeptiert werden. Als Wegbereiter für autonomes
Fahren zu agieren ist einer unserer Innovationsschwerpunkte und so freuen wir uns im Rahmen des Projekts auto.Bus
- Seestadt dazu beizutragen, dass diese neue Technologie zukünftig kontrolliert und sicher eingesetzt werden
kann. Darüber hinaus werden wir die gewonnenen Erkenntnisse dazu nutzen, zukünftige Zulassungsverfahren
für automatisierte Fahrzeuge um wichtige und notwendige Prüfschritte zu ergänzen.“
Frederic Sartou, Head of Central Europe bei NAVYA: „NAVYA freut sich sehr, als Hersteller der autonomen Busse Teil
des Konsortiums zu sein. Dank des Projekts der Wiener Linien und ihrer Partner können die Wienerinnen und
Wiener schon bald ein regelmäßiges Angebot mit autonomen Bussen nutzen.“
Regelmäßiger Fahrgasttestbetrieb ab Frühjahr 2019 in der Seestadt
Noch im Herbst 2018 beginnen die fahrgastlosen Testfahrten auf der vorgesehenen, rund zwei Kilometer langen
Strecke rund um die U2-Station „Seestadt“. Ab dem Frühjahr 2019 sind in den zwei selbstfahrenden Bussen mit
jeweils einem Operator an Bord dann auch Fahrgäste erlaubt. Dabei wird ein Testlinienbetrieb mit Haltestellen
entlang einer vordefinierten Linien erprobt. Da es sich bei den zwei autonomen Bussen um ein reines Forschungsprojekt
und keinen klassischen Linienbetrieb handelt, müssen die Fahrgäste aufgrund herrschender Gesetze einige
Details beachten: Um das Fahrgeschehen zu überwachen und bei Bedarf eingreifen zu können, wird bei jeder
Fahrt geschultes Personal, ein Operator, an Bord sein. Für den Operator steht einer der insgesamt elf Plätze
zur Verfügung, deshalb können insgesamt zehn Fahrgäste gleichzeitig transportiert werden. Sobald
alle Plätze besetzt sind, darf kein weiterer Fahrgast mehr aufgenommen werden. Ist auf der Teststrecke aus
technischen, betrieblichen oder wetterbedingten Gründen kein Betrieb möglich, wird kein Ersatzverkehr
zur Verfügung gestellt.
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