Wien (impulstanz) - nach vollen Häusern bei der Festivaleröffnung von Dave St. Pierre im Odeon, Anne
Teresa De Keersmaeker & Jean-Guihen Queyras / Rosas im Burgtheater, Andreas Spechtl & Thomas Köck
im mumok, Shamel Pitts im Schauspielhaus und Pierre Rigal im Kasino am Schwarzenbergplatz startet ImPulsTanz in
die zweite Woche: Mit einer Tanzklinik, Butoh Reloaded, geschichtsträchtigen Werken, politischen Diskursen,
Reisen durch den eigenen Körper, musikalischen und klanglichen Höhepunkten und vielem mehr.
Hirnstrommessungen und Avatare: Der aus Singapur stammende Medienkünstler Choy Ka Fai scheut sich nicht vor
(neuen) Technologien – eine Besonderheit, die seine beiden sehr unterschiedlichen Stücke teilen. In Dance
Clinic am Donnerstag, den 19. und Samstag, den 21. Juli ruft er zwei Patient_innen in sein Behandlungszimmer –
die Bühne des Odeon Theater. Das österreichische Enfant Terrible Florentina Holzinger und Darlane Litaay
aus West-Papua werden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz untersucht, um ihr künstlerisches Potential
voll auszuschöpfen. Im Zentrum von UnBearable Darkness am Freitag, den 20. und Sonntag, den 22. Juli steht
Butoh-Meister Tatsumi Hijikata. Diesen holt er mit schamanistischen Hilfsmitteln von den Toten zurück, um
den „Tanz der Finsternis“ zu tanzen. Dem Butoh widmet Choy Ka Fai zudem eine Ausstellung, die am Donnerstag, den
19. Juli eröffnet und bis einschließlich 12. August bei freiem Eintritt zu den Vorstellungen im Odeon
zu sehen ist.
Am Freitag, den 20. Juli performen Valerie Oberleithner und Magdalena Chowaniec am Heldenplatz bei freiem Eintritt
mit einer Gruppe von Menschen unterschiedlichen Alters zu den Klängen der Installation The Voices der Turner-Preis-Trägerin
Susan Philipsz – ein Projekt des Haus der Geschichte Österreich. Die feinen, schwebenden Sounds reagieren
auf Hitlers Heldenplatz-Rede vom März 1938 und schaffen eine Verbindung von damals und heute, eine Brücke,
die auch die Choreografinnen durch ihre somatischen Praktiken schlagen. Nochmals zu erleben am Sonntag, den 22.
Juli in Anwesenheit von Susan Philipsz. Am Samstag, den 21. Juli sind Susan Philipsz, die hdgö-Direktorin
Monika Sommer und die beiden Choreografinnen bei der Eröffnung des neuen ImPulsForum in der Roten Bar im Volkstheater
zu Gast. Eintritt frei. Auch der restliche Abend des 20. Juli ist dem Sound-Vergnügen verschrieben: Ofelia
Jarl Ortega präsentiert im Rahmen der [8:tension] Young Choreographers’ Series die Bühnenfassung von
B.B. im Kasino am Schwarzenbergplatz und Simon Mayer seine Alben SunBengSitting und Sons of Sissy in der Roten
Bar.
In die neue Woche startet Anne Juren mit ihren Private Anatomy Lessons. Von Montag, den 23. bis Dienstag, den 31.
Juli nimmt sie sich in vier verschiedenen Uraufführungen im Zweitagesrhythmus je ein anderes Körperteil
vor. Am Montag, den 23. Juli gibt es die einmalige Chance, Christine Gaiggs V-Trike, eine Arbeit aus dem Jahr 2008,
im mumok wieder zu sehen – mit Musik von Bernhard Lang, Live-Elektronik von Winfried Ritsch, getanzt von Veronika
Zott. In der Arbeit des [8:tension]-Künstlers Alex Baczynski-Jenkins „swerven“ über drei Stunden lang
drei Performer auf Rollschuhen durch die mumok Hofstallung. In Schwingung bringen sie dabei auch Texte und Lyrics
und es entsteht ein schwebendes, lebendiges queer-poetisches Archiv.
Eine der bedeutendsten Choreografinnen der Gegenwart ist am Dienstag, den 24., Donnerstag, den 26. und Samstag,
den 28. Juli in Wien zu Gast: Marie Chouinard, die Leiterin der Tanzbiennale Venedig. Sie feiert ihr 40-jähriges
Bühnen- und ihr 30-jähriges ImPulsTanz-Jubiläum und lässt ihre bemerkenswerte Karriere in Form
von Miniaturen aus Soli und Duetten, getanzt von ihrer Compagnie, Revue passieren. Eine Verdichtung steht auch
bei Ivo Dimchev am selben Abend und am Donnerstag, den 26. Juli am Programm. Sein sechstägiges, bei ImPulsTanz
2017 initiiertes Projekt Avoiding deLIFEath gießt er in einen dreistündigen Performanceabend im Kasino
am Schwarzenbergplatz. Und nebenan am Würstelstand nimmt Andrea Maurer begleitend zu den Vorstellungen buchstäblich
die Programmheft-Texte auseinander.
Golibmuwon ist ein unübersetzbares Wort, das das Gefühl von vollkommener Isolation von jungen Menschen
im heutigen Korea ausdrückt – ein Phänomen, dem sich Jaha Koo und seine gehackten Reiskocher am Mittwoch,
den 25. und Freitag, den 27. Juli widmen und mit bitterbösem Witz das politische Versagen aufzeigen. Dorothée
Munyaneza schafft mit ihrem Stück Unwanted ein eindringliches Zeugnis weiblicher Stärke und erzählt
die Geschichten von Frauen und Kindern, die im Krieg Opfer von strategischer sexueller Gewalt während des
Genozids in Ruanda wurden – von Mittwoch, den 25. bis Freitag, den 27. Juli im Odeon. Ebenfalls am Mittwoch, den
25. Juli beginnt das Filmprogramm im mumok kino mit Videomaterial von Ivo Dimchevs Stück Avoiding deLIFEath
(2017). Die zweite Vorführung findet am Dienstag, den 7. August statt. Am Donnerstag, den 26. Juli und Mittwoch,
den 8. August läuft Jorge Léons berührender Film Before We Go mit u. a. Simone Aughterlony, Benoît
Lachambre, Meg Stuart und drei Menschen, die kurz vor ihrem Tod stehen.
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