Künstlerischer Wettbewerb zur Erweiterung des Rosa Hofmann Gedenksteins
Salzburg (stadt) - Es war das erste Mahnmal, das in der Stadt Salzburg für ein Opfer des Nazi-Regimes
errichtet wurde - der Gedenkstein für Rosa Hofmann, die im Alter von knapp 24 Jahren am 9.3.1943 im Strafgefängnis
Berlin-Plötzensee hingerichtet worden war. Im Mai 1947 enthüllte der damalige SPÖ-Landesparteiobmann
und LH-Stellvertreter Franz Peyerl den Gedenkstein im Stölzlpark im Stadtteil Maxglan, wo Rosa Hofmann aufgewachsen
ist. Vom ursprünglichen Standort im Bereich des Kindergartens wurde der Erinnerungsstein auf Initiative des
KZ-Verbandes 2015 in den öffentlichen Bereich des Parks umgesiedelt.
Im Gedenkjahr 2018 hat die Stadt Salzburg einen geladenen Wettbewerb zur künstlerischen Erweiterung des Gedenksteins
zu einem „Memorial für Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ ausgeschrieben.
Ressortchef Vizebürgermeister Bernhard Auinger betont: „Frauen haben im Widerstand gegen die nationalsozialistische
Diktatur eine maßgebliche Rolle gespielt. Als Trägerinnen des Widerstands fanden sie in der zeithistorischen
Forschung jedoch erst relativ spät Berücksichtigung. Daher freut es mich ganz besonders, dass diese Thematik
in der jüngsten Forschung verstärkt vor den Vorhang geholt und auch öffentlich deutlich sichtbar
gemacht wird.“
Außer Rosa Hofmann wurden nach derzeitigem Wissensstand 17 weitere widerständige Salzburgerinnen von
den Nationalsozialisten ermordet – weil sie als Sozialistinnen, Kommunistinnen oder aufgrund persönlicher
Überzeugungen Widerstand gegen bzw. Kritik am Hitler-Regime geleistet hatten.
Initiative für ein Memorial
Die Initiative zur Neugestaltung des Rosa Hofmann Gedenksteins geht vom Landesverband Salzburg österreichischer
Antifaschistinnen, Widerstandskämpferinnen und Opfer des Faschismus (KZ-Verband/VdA Salzburg) aus. Die Gemeinderatsklubs
von SPÖ, ÖVP, Bürgerliste, Neos und SALZ haben im Herbst 2017 einen gemeinsamen Antrag für
die Umsetzung gestellt.
„Jene sieben Frauen, die Anlass für unsere Initiative waren, wurden einfach abgeholt und ohne Verfahren hingerichtet.
Das ist Mord in doppeltem Sinne. Brutal und ohne Chance auf Verteidigung wurden diese Leben einfach ausgelöscht.“,
konstatiert der KZ-Verband. „Angesichts der bedrückenden aktuellen Entwicklungen der Gesellschaft ist hohe
Aufmerksamkeit – sowohl für die historischen als auch heutigen Vorgänge – gefragt, und Maßnahmen
wie das Memorial sind besonders wichtig.“
Dem schließt sich auch Ressortchef Auinger an: „Den Schlussstrich unter die NS-Zeit wird man nie ziehen können.
Diese bisher wenig beachtete Facette in der Aufarbeitung wird die Erinnerungskultur auch in der Stadt Salzburg
ganz wesentlich erweitern.“
Der Wettbewerb
Aufgabenstellung des Wettbewerbs an die geladenen fünf Künstler*innen: Der bestehende Gedenkstein muss
- als erster seiner Art – in den Einreichungen berücksichtigt werden, darüber hinaus soll eine inhaltliche
Auseinandersetzung mit der Thematik von Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus stattfinden. Künstlerisch
wird ein zeitgenössisches Statement erwartet, das einen neuen Ort der Erinnerungskultur in der Stadt Salzburg
schafft.
Für die Realisierung des Siegerprojekts stehen 70.000 Euro (brutto, inklusive Honorar) zur Verfügung.
Betreut wird der Wettbewerb von der Abteilung II – Kultur, Bildung & Wissen, als Jury fungiert der Kunstbeirat,
beratend sind Expertinnen der Initiator*innen und Fachleute eingebunden. Abgabefrist für die Einreichkonzepte
ist der 15.10.2018, die Entscheidung der Jury erfolgt noch im Herbst.
Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus
Rosa Hofmann, geboren 1919, engagierte sich ab 1936 in der sozialistischen Jugend, später als Leiterin im
kommunistischen Jugendverband Salzburg. Verhaftet wurde sie 1942 wegen der Verteilung von illegalen Flugblättern,
in denen die Sinnlosigkeit des Krieges angeprangert wurde. Vor dem Volksgerichtshof in Berlin wurde sie wegen „Wehrkraftzersetzung“,
Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat zum Tode verurteilt.
Wegen ihres politischen Widerstandes hingerichtet und ermordet wurden zahlreiche weitere Frauen in Salzburg, an
die das zukünftige Memorial erinnern soll:
Rosa Bermoser (1900-1942), Maria Bumberger (1902-1942), Margarethe Etlinger (1888-1942), Therese Flachberger (1911-1945),
Anna Frauneder (1908-1942), Maria Haslauer (1899-1942), Olga Hekajllo (1892-1944), Marianne Innerberger (1901-1942),
Susanne Legerer (1919-1941), Josefine Lindorfer (1899-1942), Katharine Pfriemer (1902-1944), Anna Prähauser
(1902-1942), Anna Reindl (1903-1942), Margarethe Schallmoser (1923-1944), Josefine Schneider (1906-1942), Notburga
Tiefgraber (1885-1944), Anna Wegscheider (1904-1942).
Erinnerungskultur im Bedenkjahr 2018
Am 30. April 2018 übergab die Stadt Salzburg das „Mahnmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung 1938“
auf dem Residenzplatz der Öffentlichkeit. Rund um die Enthüllung des Mahnmal veranstaltete das Stadtarchiv
zahlreiche Führungen; am 6.11.2018 folgt noch ein Vortrag im Haus der Stadtgeschichte von Dr. Siegfried Göllner:
Die „Reichskristallnacht“ in der Berichterstattung der Salzburger Presse.
Das Salzburg Museum zeigt bis 2.9.2018 die Sonderausstellung „Anschluss, Krieg & Trümmer. Salzburg und
sein Museum im Nationalsozialismus“, zu der auch eine umfangreiche Publikation erschienen ist.
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