Wien (österreich wein) - Nichts geht über einen guten G’spritzten! Im perfekten Verhältnis ausschließlich
aus Wasser und Wein aus Österreich gemischt, ist er der beste Balsam für hitzegeschundene Seelen und
unumstößlicher österreichischer Identitätsstifter. Über zeitgeistige Behübschungsversuche
kann er daher nur milde lächeln.
Der Durst der Österreicher auf G’spritzten ist groß
250.000 verkaufte G’spritzter-Gläser im Jahr sprechen eine eindeutige Sprache und belegen den herausragenden
Stellenwert des Spritzweins hierzulande. Die unverzichtbare Basis eines gelungenen G‘spritzten – nämlich rescher,
sauberer Weißwein von leichter Statur – findet sich in ganz Österreich. Ob Grüner Veltliner oder
Weißburgunder, Welschriesling oder Gemischter Satz: Ihre unbändige österreichische Frische ist
im spritzigen Zusammenspiel mit Sodawasser Trumpf und lässt jeden „Pino Kritscho“ in die Knie gehen. Schon
gar nicht mithalten kann dieser, wenn der G’spritzte mit einem Muskateller oder Sauvignon Blanc eine Spur g‘schmackiger
über den Gaumen zieht.
Eine Frage der Philosophie
Wie aber „baut“ man einen G’spritzten? Die Frage der Mischungsreihenfolge – zuerst Wein oder Wasser? – spaltet
die G’spritzter-Community immer wieder aufs Neue. Während das hedonistische Lager dem Wasser Geschmack verleiht
und den Wein folgerichtig als Zweites ins Glas gießt, argumentiert das linguistische Lager entwaffnend simpel,
dass für einen G’spritzten ein Element (Wein) mit einem anderen Element (Wasser) gespritzt werden muss, was
wiederum automatisch die Reihenfolge vorgibt. Nahezu unversöhnlich stehen sich die beiden Philosophien gegenüber,
lassen aber von Zeit zu Zeit Verbrüderungstendenzen erkennen. Meist, munkelt man, bei einem G’spritzten.
Der G’spritzte ist Gesetz
Diskussionslos hingegen gestaltet sich das Mischverhältnis, denn als inoffizielles Nationalgetränk
der Österreicher hält der G’spritzte heute sogar einen eigenen Paragraphen in der nationalen Weinbezeichnungsverordnung
parat: Demnach muss ein „G’spritzter“ aus mindestens 50 % Wein und daneben aus höchstens 50 % Soda- oder Mineralwasser
bestehen. Nur der Sommerg’spritzte begnügt sich mit einem Teil Wein und drei Teilen Wasser.
Ohne Schnickschnack
Nichts also mit Zitrone, Gurke, knallbunten Likören oder sonstigem Gschisti-Gschasti. Wozu auch? Ein derartiges
Aufmascherln und Anbiedern hat ein g’standener G’spritzter gar nicht nötig, zieht er seinen zeitlosen Genuss
doch gerade aus seiner grandiosen Einfachheit: 1+1=3. Ohne Schnickschnack. Nur Wasser und Wein aus Österreich.
|