Niederösterreich ist Vorreiter bei der Wärmewende

 

erstellt am
30. 07. 18
13:00 MEZ

Nicht nur beim Verbot für Ölkessel einen Schritt voraus
St. Pölten/Wien (biomasseverband) - In ihrer Klima- und Energiestrategie #mission 2030 hat die Bundesregierung den Ausstieg aus Ölheizungen im Neubau ab spätestens 2020 beschlossen, 2025 soll der Bestand folgen. Niederösterreich ist bereits frühzeitig mit gutem Beispiel vorangegangen, wird aus dem Energiewende-Check des Österreichischen Biomasse-Verbandes ersichtlich. Denn in Niederösterreich wurde ein solches Ölkesselverbot schon vor über einem Jahr im Landtag beschlossen und tritt mit 1. 1. 2019 in Kraft.

In den letzten zwölf Jahren ist die Nutzung von Heizöl zur Beheizung der Wohnräume in Niederösterreich bereits um 40 % zurückgegangen. Auch die Anzahl der mit Öl heizenden Haushalte sank zeitgleich von 140.000 auf 92.000. Hinter Holzbrennstoffen (43,2 %) und Erdgas (30,2 %) ist Heizöl (16,6 %) mengenmäßig nur mehr der drittwichtigste Energieträger der Haushalte. Die meisten Haushalte in Niederösterreich (234.000 Stück) heizen mit Erdgas. Den größten Anstieg seit 2003/04 gab es bei Solarthermie und Wärmepumpen (von 7.000 auf 75.000 Haushalte) sowie bei Fernwärme (von 35.000 auf 91.000 Haushalte).

Fernwärme dank Biomasseanlagen verdoppelt
Niederösterreich hat seit 2005 seine Fernwärmeproduktion verdoppelt, war vor allem dem Ausbau von Biomasse-Heizwerken und -Heizkraftwerken zu verdanken ist. In Niederösterreich gibt es mittlerweile 636 Biomasse-Heizwerke (ohne Kleinanlagen) und 29 Biomasse-KWK-Anlagen. Damit erzeugt Niederösterreich knapp hinter Wien die zweitgrößte Fernwärmemenge in der Republik. Ein Anteil von 67 % erneuerbarer Fernwärme bedeutet im Bundesländervergleich Rang vier.

Erdölraffinerie erzeugt 15 % der Treibhausgasemissionen von Niederösterreich
Nichtsdestotrotz dominiert Erdöl mit einem Anteil von 50 % noch den niederösterreichischen Energieverbrauch. Mit der Raffinerie in Schwechat versorgt sich das Land zu 16 % aus eigener Erdölproduktion. 86 % des in Österreichs erzeugten Erdöls stammen aus Niederösterreich. Die Erdölraffinerie ist für 15 % der Treibhausgasemissionen des Bundeslandes verantwortlich, der gesamte Energiesektor verursacht 29 %. Der Verkehr erzeugt 26 % der Treibhausgasemissionen in Niederösterreich. Diesel (73 %) und Benzin (20 %) beherrschen den Treibstoffverbrauch im Straßenverkehr, der Anteil von Biosprit beträgt 6,7 %. Die Bioethanolanlage in Pischelsdorf exportiert mangels heimischer Nachfrage große Mengen nach Deutschland, wo Benzin mit 10 % Ethanol getankt wird.

Bioenergieproduktion verdreifacht
Niederösterreich weist den höchsten Bruttoinlandsverbrauch an Energie in Österreich auf und verbraucht über ein Viertel der Energie der Republik. Seit 1988 ist der Energieverbrauch Niederösterreichs um fast 60 % angestiegen. Der Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch liegt mit 34,3 % etwas über dem Österreichschnitt.

Der Anteil von Bioenergie unter den Erneuerbaren beträgt 59 %, das ist der vierthöchste Wert unter allen Bundesländern. Ohne Bioenergie läge der Beitrag erneuerbarer Energien am Energieverbrauch nur bei 11 % und wäre seit 1988 sogar zurückgegangen. Zwischen dem Jahren 1988 und 2016 hat sich der Einsatz von Bioenergie fast verdreifacht. Während der Brennholzverbrauch in der Zeit etwas gesunken ist, verzwanzigfachte sich die Nutzung biogener Brenn- und Treibstoffe. Wichtigste Sortimente sind Hackgut und Sägenebenprodukte mit 41 %, gefolgt von Brennholz (24 %), Biotreibstoffen (9,1 %) und Biogas (9 %).

Ökostrom aus Wasser, Wind und Biomasse
Der Ökostrom-Anteil Niederösterreichs gemäß EU-Richtlinie lag laut Energiebilanz im Jahr 2016 bei 83,5 % und somit deutlich über dem Bundesschnitt von 72 %. Nahezu die Hälfte der Stromerzeugung kommt aus den Wasserkraftwerken an der Donau, die Windkraft trägt bereits 20 % bei; immerhin stammen 55 % des gesamten Windstroms der Republik aus Niederösterreich. Strom aus Biomasse hält in Niederösterreich einen Anteil von 7 %, den größten Teil (4,5 %) speisen die 29 Biomasse-KWK-Anlagen ein.

Strategie: Entkopplung von persönlichem Glück und Energieverbrauch
Die Entkopplung von persönlichem Glück und Energieverbrauch ist neben dem Umstieg auf erneuerbare Energien eine strategische Leitlinie des niederösterreichischen Energiefahrplans 2030. Dieser Fahrplan bezeichnet den Ausbau der Biomassenutzung als unverzichtbar und schreibt der Biomasse beim Ersatz von fossilen Brennstoffen im Heizungsbereich eine Schlüsselrolle zu. Der für 2020 geplanten Zubau von 6.000 GWh erneuerbarer Energien gegenüber 2009 wurde in Niederösterreich mittels Ausbau von Bioenergie und Windkraft bereits 2016 erreicht. Mit einem derzeitigen Anteil von 34,3 % erneuerbarer Energien stellt das ambitionierte Ziel einer 50 %-igen Deckung des gesamten Endenergiebedarfs bis 2020 allerdings eine enorme Herausforderung dar. Dafür wünscht sich das Bundesland auch unterstützende internationale und nationale Rahmenbedingungen, wobei verbindliche Emissionsziele und eine Ökologisierung von Steuern, Abgaben und Gebühren ganz oben auf der Liste stehen.

 

 

 

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