LH Wallner: "Herbert Keßler hat wichtige Grundsteine für ein modernes und eigenständiges
Vorarlberg gelegt“
Rankweil/Bregenz (vlk) – Das Land Vorarlberg trauert um Herbert Keßler, den langjährigen Vorarlberger
Landeshauptmann (1964 bis 1987), der in der Nacht auf den 28. Juli im 94. Lebensjahr verstorben ist. In einer
ersten Stellungnahme würdigt Landeshauptmann Markus Wallner das Schaffen und Wirken von Herbert Keßler,
"der in seinen 23 Jahren als Landeshauptmann wichtige Grundsteine für ein modernes und eigenständiges
Vorarlberg gelegt hat!" Wallner: "Sehr vieles von dem, was für uns inzwischen so selbstverständlich
ist, wurde erst durch sein vorausschauendes Handeln vorbereitet und umgesetzt".
Wallner erwähnt dabei zahlreiche wichtige Weichenstellungen und Entscheidungen, für die Herbert Keßler
in seiner 23-jährigen Amtszeit als Landeshauptmann verantwortlich war, wie etwa den Bau der Rheintal-Autobahn,
des Arlberg-Straßen-Tunnels oder die Errichtung des medizinischen Zentrums des Landeskrankenhauses Feldkirch,
aber auch des Vorarlberger Landhauses in Bregenz als wichtige Zentrale einer modernen Landesverwaltung.
Wallner erinnert auch an die Ausgangssituation, mit der Herbert Keßler bei seinem Amtsantritt als Landeshauptmann
konfrontiert war: Ging es davor im Wesentlichen um die grundsätzliche Versorgung der Menschen und um den materiellen
und ideellen Wiederaufbau Vorarlbergs nach den Schrecken der NS-Gewaltherrschaft, sind die Problemstellungen in
den Sechzigerjahren zusehends komplexer geworden, so Wallner. Die Anforderungen, die an die Gebietskörperschaften
gestellt wurden, stiegen geradezu explosionsartig an: "Auf die rasanten Entwicklungen reagierte das Land unter
Herbert Keßler mit dem nötigen Weitblick, indem zukunftsorientierte Antworten entwickelt und realisiert
wurden".
Zahlreiche wesentliche Meilensteine
Neben wichtigen Bauprojekten wurden in der Ära Keßler etwa auch wesentliche kulturpolitische Meilensteine
wie das Festspielhaus Bregenz, das Bildungszentrum Schloss Hofen in Lochau, die Landesbibliothek in Bregenz oder
das Landeskonservatorium in Feldkirch umgesetzt. Im Bereich der Gesundheitspolitik hat Keßler der Vorsorgemedizin
einen deutlich höheren Stellenwert eingeräumt und im Umweltschutz den Gewässerschutz sowie die Luftreinhaltung
zur Chefsache erklärt. Besonders wichtig war Herbert Keßler zudem die umfassende Stärkung der Familien
als Keimzelle der Gesellschaft. "Für die positive Entwicklung unserer Heimat hat er ein gutes Fundament
gelegt und Vorarlberg zu einer modernen Industrieregion mit sozialem Antlitz weiterentwickelt." Insofern wirkt
sein Einsatz für das Land und seine Menschen bis zum heutigen Tag äußerst positiv nach, so Wallner.
Föderalist aus vollster Überzeugung
Eigenverantwortung wahrzunehmen sowie regionale Spielräume zu wahren und die Möglichkeit einer eigenständigen
Entwicklung zum Wohle der Menschen positiv zu nutzen – diese Ziele waren für Herbert Keßler untrennbar
miteinander verbunden. Keßler hat als "Föderalist aus vollster Überzeugung" einen eigenverantwortlichen
Vorarlberger Weg kompetent und mit viel Hingabe mitbegründet. Gleichzeitig hat er Vorarlbergs Rolle in der
gesamten Region gestärkt: Großes Engagement zeigte Keßler deshalb bei der grenzüberschreitenden
Zusammenarbeit mit den Nachbarländern. So zählte Vorarlberg im Jahr 1972 zu den Gründungsländern
der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (ARGE ALP), in der Keßler selbst über viele Jahre die Kulturkommission
persönlich geleitet hat, er wirkte auch engagiert beim Aufbau der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK)
mit.
Eine besondere Herzensangelegenheit, für die er sich hoch motiviert einsetzte, war die Errichtung der eigenständigen
Diözese Feldkirch im Jahr 1968 durch Papst Paul VI.
Vielfach gewürdigt und geehrt
Herbert Keßler wurde schon zu Lebzeiten vielfach gewürdigt und geehrt, etwa mit dem Goldenen Ehrenzeichen
des Landes Vorarlberg (1964), als Ehrensenator der Universität Innsbruck (1970), mit dem Großen Silbernen
Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich (1972), dem Ehrenzeichen des Landes Tirol
(1978), einem Ehrendoktorat des Wagner-Colleges (1978), dem Großen Goldenen Ehrenzeichen am Bande für
Verdienste um die Republik Österreich (1981), dem Goldenen Ehrenzeichen der Diözese Feldkirch (2008),
dem Leopold-Bischof-Ring (2012) sowie dem Großen Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik
Deutschland.
"Tue recht und scheue niemand"
Herbert Keßler, geboren am 2. Februar 1925 in Bludesch, zog für die ÖVP Vorarlberg im Jahr
1954 in den Vorarlberger Landtag ein. Von 1957 bis 1964 war Keßler auch Bürgermeister der Marktgemeinde
Rankweil. Im Alter von 39 Jahren wurde der studierte Jurist 1964 als Nachfolger von Ulrich Ilg zum Landeshauptmann
gewählt. Er bekleidete das Amt bis 1987. Wie er selbst auch immer wieder betonte lautete seine Devise dabei
stets "Tue recht und scheue niemand!"
Herbert Keßler war mit Inge, geb. Beck, verheiratet und hatte mit dieser drei erwachsene Kinder.
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