Herausforderung trotz Rückgang der Personenaufgriffe
Wien (bmi) - Der Direktor des Bundeskriminalamts (BK) General Franz Lang und Brigadier Gerald Tatzgern,
Leiter des Büros für Menschenhandel und Schlepperei im BK, präsentierten am 26. Juli in Wien den
Lagebericht "Schlepperei 2017". "Immer noch sind es Schlepper, die maßgeblich die illegale
Migration nach Europa steuern", sagte der Leiter des Bundeskriminalamts General Franz Lang bei der Präsentation
des Lageberichts "Schlepperei 2017" am 26. Juli in Wien. "Die in intensiver internationaler Zusammenarbeit
erzielten Erfolge Österreichs im Kampf gegen die Schlepperei sind wichtige Schritte."
"Obwohl die Aufgriffe von illegal aufhältigen und geschleppten Personen als auch von Schleppern 2017
in Österreich erneut zurückgegangen sind, bleiben die Grenzsicherung und die Bekämpfung der illegalen
Migration eine große Herausforderung für Europa und Österreich", sagte Brigadier Gerald Tatzgern,
Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität und des Menschenhandels im Bundeskriminalamt.
"Das bestätigt auch der vorliegende Lagebericht ‚Schlepperei 2017‘."
Lagebericht im Detail
2017 wurden 27.753 Personen aufgegriffen. Das bedeutet gegenüber 2016 mit 50.848 einen Rückgang um 45,4
Prozent. Die Zahl der Schlepper sank von 249 auf 222, die Zahl der Geschleppten nahm von 27.850 auf 8.994 ab. Bei
der Zahl der rechtswidrig Eingereisten bzw. Aufhältigen gab es eine Verringerung von 22.749 (2016) auf 18.537
Personen (2017). Die meisten Grenzübertritte nach Österreich erfolgten aus Italien (7.475), gefolgt von
Deutschland (3.770) und Ungarn (3.389).
Für Österreich waren zwei verschiedene Routen relevant: Geschleppt wurde über die "Western
Balkan Route", die von Pakistan und Afghanistan durch den Iran in die Türkei, weiter über Bulgarien
oder Griechenland, Richtung West-, Zentral und Nordeuropa führt. Auf dieser Route werden vorwiegend syrische,
afghanische und pakistanische Migranten geschleppt. Bei der zweiten Route versuchen Migrantinnen und Migranten
vom Ausgangspunkt in Libyen auf dem Seeweg über Italien nach Westeuropa zu gelangen. Überwiegend handelt
es sich um Personen aus Nigeria, Marokko, Gambia, Algerien und Somalia.
Kriminalpolizeiliche Maßnahmen
Aufgrund der großen Migrationsbewegung 2015 wurde 2016 im Bundeskriminalamt (BK) das Joint Operational Office
(JOO) gegründet. Seit seinem zweijährigen Bestehen hat es sich zu einer zentralen Ermittlungsdrehscheibe
in der Bekämpfung der internationalen Schlepperkriminalität entwickelt. Das JOO ist der verlängerte
Arm von Europol mit dem Ziel, international noch enger zusammenzuarbeiten und einen raschen Informationsaustausch
rund um die Uhr sicherzustellen. Die Ermittlungstätigkeiten des JOO konzentrierten sich entlang der Balkan-
und der zentralen Mittelmeerroute. Neben der Planung und Durchführung von Operationen und dem raschen weltweiten
Informationsaustausch werden im JOO auch tagesaktuelle Lagebilder zur Analyse der Migrationsströme und Schlepperaktivitäten
erstellt.
Ausblick
Libyen ist weiterhin das am häufigsten gewählte Transitland für die illegalen Reisebewegungen der
Migrantinnen und Migranten auf ihrem Weg Richtung Europa. Alle nordafrikanischen Staaten, insbesondere Tunesien
und Marokko, stehen vor der Herausforderung, ihre Grenzen gegen illegale Migration in Richtung Europa abzusichern.
Erste Anzeichen von Überfahrten über das Mittelmeer Richtung Spanien lassen den Trend erkennen, dass
die westlichen Maghreb-Staaten zu einem nächsten Hotspot der illegalen Migration werden könnten.
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