Steuerzahlertag: Ab Samstag arbeiten wir für’s eigene Geldbörsl
Wien (aec) - Ab diesem Tag muss der durchschnittliche österreichische Steuerzahler sein Einkommen nicht
mehr an die Staatskasse abliefern, sondern kann darüber frei verfügen / Nach Berechnung des Austrian
Economics Centers findet der „Steuerzahlertag“ 2018 um 11 Tage früher als im Vorjahr statt.
„Bis zum Samstag in einer Woche haben wir alle 215 Tage nur für die Kassen des Staates Österreich gearbeitet“,
rechnet Barbara Kolm, Direktorin des Austrian Economics Center (AEC), vor. Das sind im Vergleich zum Vorjahr immerhin
elf Tage weniger, die statistisch betrachtet vom jeweiligen Einkommen an Steuern, Gebühren und sonstigen Abgaben
abzuliefern sind. Denn heuer fällt der Tax Freedom Day bereits auf den 4. August.
Wie lange braucht die österreichische Volkswirtschaft, um die jährlichen Steuern und Abgaben zu bezahlen?
Das ist die grundlegende Frage zur Berechnung des Tax Freedom Day. Der „Steuerzalertag“ oder „Steuerzahlergedenktag“
ist der erste Tag im Jahr, von dem an das erwirtschaftete Einkommen einer Volkswirtschaft nicht mehr zur Bezahlung
von Steuern und Abgaben an den Staat abgeführt werden muss. Kolm: „Einfach gesagt heißt dies, dass wir
ab jetzt in die eigene Tasche wirtschaften.“
Berechnungsmethode
Der „Tax Freedom Day“ (TFD) wird für Österreich seit 2010 vom AEC errechnet. Dafür werden Steuern
und Abgaben (direkte Steuern wie die Lohnsteuer, indirekte wie Mehrwert-, Mineralölsteuer) ins Verhältnis
zum Einkommen der Haushalte und Unternehmen gesetzt. Der sich daraus ergebende Prozentsatz wird auf das Jahr mit
365 Tagen umgelegt - das bestimmt den TFD. Die gesamte Steuer- und Abgabenbelastung, die von durchschnittlichen
Steuerzahlern getragen wird (volkswirtschaftliche Einkommensbelastungsquote) berechnet sich als Quotient aus Steuern
und Abgaben und dem Volkseinkommen.
Das Volkseinkommen beinhaltet das gesamte, in einer Volkswirtschaft von privaten Haushalten sowie Unternehmen erzielte
Einkommen. „Aus fachlicher Sicht ziehen wir als Grundlage der Berechnung das Volkseinkommen heran“, erklärt
Martin Gundiger vom AEC. Wird als Basis das Bruttoinlandsprodukt genommen, ergeben sich Verzerrungen (etwa durch
Abschreibungen), die das Volkseinkommen nicht korrekt wiedergeben. Die Summe des Bruttoinlandsproduktes ist jedoch
grundsätzlich höher als jene des Volkseinkommens, was für den Tax Freedom Day (TFD) dann einen früheren
Zeitpunkt ergeben würde.
Ländervergleiche
Vergleiche mit anderen Ländern sind, da unterschiedliche Berechnungsmethoden angewandt werden, deshalb
immer mit Vorsicht zu genießen. In Deutschland rechnet der „Bund der Steuerzahler“ mit derselben Methode:
Dort war der TFD heuer bereits am 18. Juli (2017 am 19. Juli). Die Bürger in den USA dürfen sich generell
über einen sehr frühen TFD freuen: Heuer fiel dieser auf den 19. April, drei Tage früher als noch
ein Jahr zuvor - offenbar bereits die Folge der Steuersenkungen durch US-Präsident Donald Trump.
Weitere Reformen wichtig
„Wir haben den Tax Freedom Day für Österreich rückwirkend bis ins Jahr 1976 errechnet, nach
Volkseinkommen, Nettonationaleinkommen zu Marktpreisen und nach dem BIP“, so Martin Gundiger. Historisch betrachtet
hat sich der „Steuerzahlertag“ seit 1976 (am 1. Juli) immer weiter nach hinten verschoben. Die Spitze war bisher
2001 mit dem 20. August. Nach einer kurzen rückläufigen Entwicklung stieg die Belastungsquote bis 2015
wieder deutlich an und sinkt seither wieder - wohl dank guter Konjunktur.
„Auf diesem Trend darf man sich nicht ausruhen, weitere wichtige Reformen zur Senkung der Abgaben und zur Stärkung
des Wachstums müssen umgesetzt werden, sonst drohen in wenigen Jahren wieder neue Höchstwerte“, sagt
Barbara Kolm. Mit dem Tax Freedom Day wollen „wir den Österreichern die Höhe der Abgabenlast an den Staat
bewusst machen“. Zugleich sei der TFD eine wichtige Diskussionsgrundlage für Themen wie Steuerreform, Wirtschaftsstandort
und Steuergerechtigkeit.
Kritiker des in seiner Botschaft durchaus plakativen TFD merken an, dass damit der Bevölkerung vermittelt
werde, der „böse Staat nimmt dem braven Steuerzahler nur das Geld weg“. Man verschweige damit, dass ja der
Staat eine Fülle an Aufgaben zu erledigen hat, die auch finanziert werden müssen. „Das ist richtig, aber
öffentliche Leistungen müssen effizient sein“, hält dem Kolm entgegen. Den Österreichern ist
ganz sicher bewusst, was der Staat für sie alles leistet. Aber die immer größer werdende Abgabenlast
muss klar und deutlich aufgezeigt werden - und ihr wenn nötig Grenzen gesetzt werden.
Über das Austrian Economics Center (AEC)
Das Austrian Economics Center (AEC) ist eine politisch unabhängige Forschungseinrichtung, die sich für
die Verbreitung der Ideen der Österreichischen Schule für Nationalökonomie einsetzt. Das AEC analysiert
Fakten und liefert marktwirtschaftliche Lösungen für aktuelle Probleme.
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