UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex steigt im Juli erstmals nach sechs Monaten wieder
leicht auf 56,8 Punkte an – Österreichs Industrie erwartet mittelfristig weiter kräftige Zuwächse,
doch Optimismus spürbar geringer als zu Jahresbeginn 2018
Wien (bank austria) - Nach der besonders dynamischen Expansionsphase rund um den Jahreswechsel 2017/18 hat
die Industriekonjunktur in den vergangenen Monaten kontinuierlich an Schwung verloren. Durch steigende Unsicherheiten
im globalen Handel verstärkt sich die zyklisch bedingte Verlangsamung. Trotz der weiteren Verschärfung
der protektionistischen Tendenzen zeigen sich mittlerweile aber klare Anzeichen einer Stabilisierung. „Der UniCredit
Bank Austria EinkaufsManagerIndex ist im Juli auf 56,8 Punkte gestiegen. Die seit sechs Monaten andauernde Verlangsamung
der Industriekonjunktur hat gestoppt. Im Sommer hat sich das Wachstum auf einem anhaltend hohen Tempo eingependelt“,
meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Wenn auch das sehr hohe Expansionstempo der ersten
Monate des Jahres 2018 nicht mehr erreicht wird, ist die Industrie mit Zuwachsraten von derzeit mehr als 5 Prozent
im Jahresvergleich die dynamischste Stütze der heimischen Wirtschaft.
Die Stabilisierung der heimischen Industriekonjunktur auf hohem Niveau liegt im europäischen Trend. Der vorläufige
Einkaufsmanagerindex für die Verarbeitende Industrie in der Eurozone ist im Juli nach einem mehrmonatigen
Rückgang ebenfalls leicht gestiegen. Starker Rückenwind aus den Kernländern, wie Deutschland und
Frankreich, hat den entscheidenden Beitrag geleistet. Mit 55,1 Punkten liegt der Einkaufsmanagerindex für
die Eurozone jedoch klar unter dem österreichischen Wert. Seit zweieinhalb Jahren läuft die Industriekonjunktur
in Österreich im europäischen Vergleich überdurchschnittlich gut.
„Der leichte Anstieg des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Juli ist einer stärkeren Ausweitung
der Produktionsleistung und vor allem einer Beschleunigung des Beschäftigungsaufbaus gegenüber dem Vormonat
zu verdanken. Während sich im Lagermanagement die abwartende, jedoch optimistische Haltung der Betriebe widerspiegelt,
hat sich die Auftragslage eingetrübt“, fasst Bruckbauer einige Detailergebnisse der monatlichen Umfrage unter
Österreichs Einkaufsmanagern zusammen.
Auslandsaufträge stagnieren
Die Entwicklung der Auftragslage hat den Anstieg des UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Juli spürbar
gebremst. Der Teilindex der Auftragsentwicklung sinkt seit sieben Monaten und erreicht mit aktuell 52,1 Punkten
den niedrigsten Wert seit fast zwei Jahren. „Das Wachstum der Neuaufträge hat im Juli abermals nachgelassen.
Das ist ausschließlich der Nachfrage aus dem Ausland geschuldet, die erstmals seit zwei Jahren nur noch stagnierte.
Dagegen haben die Aufträge aus dem Inland weiterhin kräftig zugelegt. Trotz der insgesamt nachlassenden
Auftragsdynamik haben die heimischen Betriebe im Juli das Tempo der Produktionsausweitung sogar leicht erhöht“,
meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Mit 56,2 Punkten liegt der Produktionsindex um 0,2 Punkte
über dem Vormonatswert und weist damit auf ein Wachstum der Produktionsleistung über dem langjährigen
Mittel hin.
Ausweitung der Beschäftigung im Juli wieder beschleunigt
Im Sog der etwas verstärkten Produktionsausweitung hat sich im Juli auch der Jobaufbau in der heimischen Industrie
wieder beschleunigt. Die Beschäftigung in der Sachgütererzeugung steigt mittlerweile seit über zwei
Jahren stetig an, seit dem Herbst 2017 mit besonders hoher Dynamik. „Im ersten Halbjahr 2018 hat sich der Beschäftigtenstand
in Österreichs Industrie um beachtliche 3,5 Prozent zum Vorjahr bzw. mehr als 20.000 Personen auf über
610.000 erhöht. Die Industrie hat damit für rund ein Viertel des Beschäftigungsanstiegs in Österreich
in diesem Zeitraum gesorgt. Die Arbeitslosenquote ist klar unter die Marke von 4 Prozent gesunken und ist damit
nur halb so hoch wie in der Gesamtwirtschaft“, meint Pudschedl. Für das Gesamtjahr 2018 erwarten die Ökonomen
der UniCredit Bank Austria einen Rückgang der Arbeitslosenquote in der Gesamtwirtschaft auf 7,7 Prozent und
in der Sachgütererzeugung auf 3,8 Prozent. Damit wird die Arbeitslosenquote in der Sachgütererzeugung
erstmals wieder Nahe dem Vorkrisenniveau liegen, während die Arbeitslosenquote in der Gesamtwirtschaft aus
dem Jahr 2008 mit 5,9 Prozent außer Reichweite bleibt.
Steigende Kostenbelastung
Trotz der weniger dynamischen Auftragsentwicklung haben die heimischen Betriebe im Juli die Einkaufsmenge an Rohstoffen
und Vormaterialien deutlich gesteigert. Angesichts niedriger Lagerbestände der Lieferanten schlug sich dies
in einer weiteren Verlängerung der Lieferzeiten nieder und sorgte auch für einen spürbaren Aufwärtsdruck
bei den Preisen. Darüber hinaus wurden die österreichischen Industriebetriebe im Juli abermals durch
steigende globale Preistrends belastet. „Viele Rohstoffe mussten im Juli deutlich teurer als im Juni eingekauft
werden. Die Nachfrage war jedoch nicht stark genug, um die Verkaufspreise zumindest ebenso stark anzuheben. Unterm
Strich ergab sich eine leichte Anspannung der Kosten- und Ertragslage der heimischen Betriebe gegenüber dem
Vormonat“, fasst Pudschedl zusammen.
Wachstumstempo vorerst stabilisiert, doch Risiken steigen
Nach einer sechsmonatigen Phase der Konjunkturverlangsamung weist der aktuelle UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex
auf eine Stabilisierung des Wachstumstempos in der heimischen Industrie hin. Der aktuelle Indikator ist nicht nur
erstmals seit einem halben Jahr wieder leicht angestiegen, sondern liegt mit 56,8 Punkten deutlich über dem
langjährigen Durchschnitt und übersteigt dabei die Wachstumsgrenze von 50 Punkten klar. Zudem weist das
Verhältnis der Neuaufträge zu den Lagerbeständen auf ein auch in den kommenden Monaten anhaltendes
Wachstum hin. Die Verkaufslager sind etwas zu wenig befüllt, um die steigenden Auftragseingänge bewältigen
zu können, daher sind weitere Produktionssteigerungen zu erwarten. Darüber hinaus schätzen die heimischen
Betriebe auch die mittelfristigen Aussichten günstig ein. Der Zukunftsindex, der die Produktionserwartungen
in den kommenden zwölf Monaten angibt, verspricht trotz eines Rückgangs zum Vormonat mit 58,2 Punkten
eine kräftige Aufwärtsentwicklung der heimischen Industrie. „In den ersten sechs Monaten 2018 hat die
Industrieproduktion in Österreich um durchschnittlich rund 6,5 Prozent zugelegt. Mit den aktuell starken Anzeichen
einer Konjunkturstabilisierung im Rücken gehen wir von einem Anstieg im Gesamtjahr 2018 von rund 5 Prozent
aus. Damit wird das Wachstum der Industrie voraussichtlich sogar stärker als im Vorjahr ausfallen“, erwartet
Bruckbauer.
Auf den ersten Blick scheint die Stabilisierung, die sich aus dem aktuellen UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex
ablesen lässt, für eine kräftige Wirtschaftsdynamik auch über den Sommer hinaus zu sprechen.
Angesichts der großen politischen Unsicherheiten und der Gefahr einer Ausweitung der Handelskonflikte könnten
sich die vorhandenen positiven Signale jedoch als wenig zuverlässig erweisen. Inwiefern die aktuellen Verhandlungsergebnisse
zwischen den USA und der EU die Unsicherheiten stoppen können, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen.
Die Unternehmen haben jedenfalls vorerst eine abwartende Haltung eingenommen. Dies hat sich unter anderem in stagnierenden
Exportaufträgen im Juli niedergeschlagen. Die derzeit noch optimistische Grundstimmung könnte rasch drehen
und die angezeigte Stabilisierung der Industriekonjunktur sich als nicht nachhaltig erweisen. Wenn auch die Wachstumsaussichten
vorerst weiterhin sehr günstig einzuschätzen sind, die Abwärtsrisiken für die österreichische
Industrie haben sich erhöht.
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