Der etwas andere Blick auf die Baustelle für das Haus der Geschichte Österreich (hdgö)
Wien (hdgoe) - Schon seit Beginn des Jahres begleitet das Künstlerduo Ruth Anderwald und Leonhard Grond
die Fortschritte auf der Baustelle auf die die Republik gespannt schaut. Denn in den Räumlichkeiten der Neuen
Burg am Heldenplatz entsteht das Haus der Geschichte Österreich, das am 10. November 2018 eröffnet. Der
erste Teil des künstlerischen Projekts, in dem sie unter dem Titel Dazwischen Geschichte aus Baustellenansichten
ästhetische Bildlandschaften und launige Videoclips formen, ist abgeschlossen. Im zweiten Teil dokumentiert
das Künstlerduo nun den folgenden Ausstellungsaufbau, begleitet diesen bis zum letzten Moment und hält
ihn in Videoclips und Fotoarbeiten fest.
In ihren dokumentarischen Arbeiten beschäftigen sich Ruth Anderwald und Leonhard Grond, die als Anderwald-Grond
zusammenarbeiten, mit der Dokumentation von Prozesshaftem, von Transformationsprozessen und hier besonders die
Entstehung von Räumen. Im Speziellen an einem Ort wie der Neuen Burg, an dem eine ganz neue Institution entsteht,
aber die dokumentierte Baustelle auch gleichzeitig „an ihrer eigenen Abschaffung arbeitet“, wie Ruth Anderwald
erklärt.“ Nach ihrer Fertigstellung ist sie unwiederbringlich verschwunden. Es gibt keine Erinnerung daran,
weil dieser Prozess oft nicht als erinnernswert empfunden wird.“ hdgö-Direktorin Monika Sommer ergänzt:
Die Eröffnung des Hauses der Geschichte war ein jahrzehntelanges Ringen. Dass das Haus nun schlussendlich
doch eröffnet wird möchte ich in allen Facetten dokumentieren und erhalten. Anderwald – Grond haben diese
Aufgabe äußerst verantwortungsvoll und umsichtig übernommen.“
Während die Fotoarbeiten den sehr langsamen, wachsenden Prozess und Veränderungen des Ortes darstellen,
die im Vorbeigehen oft gar nicht wahrgenommen hätte, so nehmen die Videoclips die Baustelle als Ausgangspunkt
und stellen ihr historische und kunsthistorische Bezüge gegenüber. Im Fall des Hauses der Geschichte
Österreich haben die Videoarbeiten historische Bezüge und zitieren beispielsweise Lyrik nach 1945 oder
stellen die Frage nach der Mittäterschaft Österreichs an den Verbrechen der Nationalsozialisten.
„Die Baustelle der hdgö-Räumlichkeiten war für uns besonders spannend, weil in diesen alten Gemäuern
immer wieder unerwartetes auftauchte.“ So stießen die Bauarbeite immer wieder auf „Wände hinter den
Wänden“ und arbeiteten aufgrund der speziellen Lage in der Neuen Burg mit sehr traditionellem Handwerkszeug
und wenig mit Maschinen. Schier unerschöpfliche Fotomotive für die beiden Foto- und Videokünstler.
Die Videos sind auf der Youtube-Seite des
Hauses der Geschichte Österreich abrufbar, die Fotoarbeiten werden in die Sammlung des Hauses aufgenommen.
Über Ruth Anderwald + Leonhard Grond
Ruth Anderwald + Leonhard Grond arbeiten seit 1999 gemeinsam in den Bereichen visuelle Kunst und künstlerische
Forschung. Ihre Arbeiten werden international gezeigt, u.a. im mumok Wien; Ecole cantonale d’art de Lausanne; Whitechapel
Gallery, London; Centre Pompidou, Paris; museum in progress, Wien; Himalayas Art Museum, Schanghai; Tate Modern,
London.
Seit 2014 leiten Anderwald + Grond das interdisziplinäre künstlerische Forschungsprojekt Dizziness–A
Resource, in dem das kreative Potential des Taumels hinsichtlich künstlerischer, philosophischer und naturwissenschaftlicher
Gesichtspunkte untersucht wird. In Zusammenarbeit mit der Kuratorin Katrin Bucher Trantow entwickelten sie 2017
die Ausstellungen Taumel. Navigieren im Unbekannten, für das Kunsthaus Graz, und Utrata równowagi für
U-jazdowski Castle, Centre for Contemporary Art, Warschau; eine weitere Ausstellung ist im National Museum of Contemporary
Art in Bucharest für 2019 geplant.
Seit 2012 kuratieren Anderwald + Grond die nomadische Film- und Disukussionsreihe HASENHERZ oder die Lust am
bewegtem Bild und Wort in Anlehnung an Arnold Schönbergs Verein für musikalische Privataufführung
u.a. für die Whitechapel Gallery London, Kulturzentrum bei den Minoriten Graz, Videonale Bonn, Europäisches
Forum Alpbach, Center for Contemporary Art Tel Aviv und Kunsthalle Wien. 2007 publizierten sie in Notizen zu einer
Küste (mit Klaus Zeyringer und Giora Rosen) ihre gleichnamige Fotoserie und die ersten Anthologie hebräischer
Gegenwartslyrik in deutscher Sprache.
Seit 2007 begleiten sie künstlerisch Großbaustellen, u.a.: Dazwischen Geschichte für das Haus
der Geschichte Österreich; Baustelle Erinnerung für die Österreichische Ausstellung in der Gedenkstätte
Auschwitz-Birkenau; Hier entsteht der Rohbau der ZukunftTM (mit Anna Kim) für die Seestadt Aspern; Baustelle
so weit das Auge reicht, Neubau des Joanneumsviertel in Graz, Hope of Glory, Neubau des Südflügels des
Oberösterreichischen Landesmuseum.
http://www.on-dizziness.org
http://www.anderwald-grond.at
Das Haus der Geschichte Österreich (hdgö)
Das Haus der Geschichte Österreich eröffnet am 10. November 2018 in der Neuen Burg am Heldenplatz.
Zeitgemäß vermittelt und pointiert erzählt, lädt es zur Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte
Österreichs ein. Anlass für die Eröffnungsausstellung unter dem Titel „Aufbruch ins Ungewisse –
Österreich seit 1918“ ist die 100. Wiederkehr der Ausrufung der Republik im November 2018.
http://www.hdgoe.at
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