Netto (abzüglich Einnahmen aus Energieexporten) lagen die Ausgaben bei 7,9 Milliarden
Euro – Das entspricht 1.000 Euro pro ÖsterreicherIn oder dem gesamten im Tourismus erwirtschafteten Überschuss
Wien (energyagency) Auf genau 10,7 Mrd. Euro beliefen sich die Ausgaben für den Import von mineralischen
Brennstoffen[1] in der österreichischen Außenhandelsstatistik für das Jahr 2017. Berücksichtigt
man, dass auch Energie im Wert von 2,8 Mrd. Euro exportiert wurde, blieben noch immer Ausgaben für Nettoimporte
von 7,9 Mrd. Euro. Energie machte 7 % der gesamten Warenimporte aus, bei den Exporten waren es 2 %.
Berechnung Österreichische Energieagentur
Datenbasis: Die verwendeten Daten beruhen auf der Außenhandelsstatistik der Statistik Austria und den
darauf aufbauenden Veröffentlichungen von Detailergebnissen im Rahmen der WKO-Statistik. Für 2017 wurden
die vorläufigen Ergebnisse per März 2018 verwendet. Mit Juli 2018 hat die Statistik Austria zwar die
endgültigen Ergebnisse für das Jahr 2017 publiziert, die Details der WKO-Statistik wurden aber noch nicht
veröffentlicht. Da die endgültigen Daten der Statistik Austria von den vorläufigen Datensätzen
nur zwischen 0,02 % bis 0,05 % abweichen, ist davon auszugehen, dass bereits die vorläufigen Daten eine valide
Grundlage darstellen.
„Der Löwenanteil der 10,7 Mrd. Euro entfällt dabei auf die Einfuhr von Erdöl und Erdölprodukten
mit 6,2 Mrd. Euro sowie den Erdgasimport im Umfang von 2,6 Mrd. Euro. Stellt man eine Netto-Betrachtung an, in
der auch die Einnahmen aus Energieexporten berücksichtigt werden, beträgt der Anteil dieser Energieträger
88 %“, erläutert Peter Traupmann, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur. Gegenüber
2016 lagen die Zahlungen für Erdölimporte im Jahr 2017 um 19 % und für Erdgasimporte um 11 % höher.
In der Netto-Betrachtung ergab sich für Erdöl und Erdgas noch immer ein Kostenplus von 15 % bzw. 10 %.
Das summierte sich für das Jahr 2017 auf Mehrausgaben von netto 0,8 Mrd. Euro. Für die Energieimporte
insgesamt entstanden zusätzliche Kosten von netto 1,2 Mrd. Euro (+18 %).
Erdöl teurer, mehr Erdgas importiert
Die Steigerung bei Erdöl und Erdölprodukten war jedoch kein Mengeneffekt: die Nettoimporte stiegen
gegenüber 2016 nur um 0,6 %. Auch der Bruttoinlandsverbrauch dieser Energieträger veränderte sich
mit +0,1 % ebenfalls nur geringfügig. Hier schlugen also die höheren Preise durch, was an Hand des Leitenergieträgers
„Brent“ gut nachzuvollziehen ist – der Preis für diese Rohölsorte zog gegenüber dem Jahr 2016 um
24 % an. Ein anderes Bild zeigte sich bei Erdgas: hier nahm die netto importierte Menge mit 14 % stärker zu
als ihr Wert (+10 %). Das zeigt zugleich, dass sich die Preisentwicklungen von Erdöl und Erdgas im Vergleich
zu früheren Jahren weiter voneinander entkoppelt haben.
Die Importausgaben erreichten 2017 netto zwar nicht die Werte von 10 bis 13 Mrd. Euro der Hochpreisphase zwischen
2011 bis 2014. „Aber auch ein Abfluss von rund 8 Mrd. Euro ist im Hinblick auf die Kaufkraft keine Kleinigkeit“,
weist Peter Traupmann auf die volkswirtschaftliche Dimension hin. „Vereinfacht ausgedrückt: Jede Österreicherin,
jeder Österreicher – vom Säugling bis zum Greis – zahlte damit im Jahr 2017 1.000 Euro für Energieimporte.“
Für das Ergebnis der österreichischen Handelsbilanz insgesamt haben die Ausgaben jedenfalls maßgeblichen
Einfluss. Diese wies im Jahr 2017 ein Defizit von 5,7 Mrd. Euro aus. Ohne die Kosten für den Import von Erdöl,
Erdölprodukten und Erdgas (netto knapp 7 Mrd. Euro), hätte Österreich bereits einen Überschuss
im Warenverkehr erzielt.
Ein weiterer Vergleich veranschaulicht die Dimension: Im Jahr 2017 lagen die Aufwendungen (netto) für den
Energieimport in etwa auf dem Niveau des im Tourismus erwirtschafteten Überschusses (8,8 Mrd. Euro, entsprechend
der Position „Reiseverkehr“ in der österreichischen Zahlungsbilanz).
Gebäudemodernisierung und fossilfreie Heizsysteme gegen Kaufkraftabfluss
Ein wichtiger Hebel zur Verringerung von Energieimporten liegt in der Modernisierung der Heizsysteme. „Der Raumwärmebereich
krankt noch immer an einer Überdosis fossiler Energie, auch wenn der Anteil erneuerbarer Heizsysteme mittlerweile
bei etwa einem Drittel des Energieverbrauchs liegt“, stellt Herbert Lechner, wissenschaftlicher Leiter der Österreichischen
Energieagentur, fest. „Die Klima- und Energiestrategie setzt hier auf die richtigen Medikamente: Den Energieverbrauch
durch Gebäudemodernisierung senken und künftig nur mehr fossilfreie Heizsysteme einsetzen. Das bedeutet,
aus Ölheizungen auszusteigen und Gasheizungen nur mehr mit grünem Gas zu betreiben. Investitionen in
diesen Bereichen sind eine wirksame Medizin, um den Kaufkraftabfluss zu bekämpfen.“
Darüber hinaus ist die technologische Transformation des Verkehrssektors von großer Bedeutung: Denn
der Verkehr ist nicht nur für mehr als ein Drittel des heimischen Endenergieverbrauchs verantwortlich, er
ist auch größtenteils von Erdöl abhängig. Im Jahr 2015 verursachte dieser Sektor immerhin
knapp 45 % der Treibhausgas-Emissionen in Österreich[2]. Die Forcierung der E-Mobilität - immer auf Basis
erneuerbarer Energie - wird daher eine wichtige Rolle spielen, um eine saubere und nachhaltige Energiezukunft zu
erreichen.
Eine Studie der Österreichischen Energieagentur zur Zukunft der Mobilität zeigt ebenfalls die künftig
hohe Bedeutung von batteriebetriebenen PKWs im Personenverkehr. Bei Transporten im gewerblichen Verkehr ab 3,5
Tonnen werden hingegen eher Fahrzeuge, die mit Brennstoffzellen oder Wasserstoff angetrieben werden, erwartet.
Über die Österreichische Energieagentur – Austrian Energy Agency
Die Österreichische Energieagentur (AEA) liefert Antworten für die Energiezukunft. Sie berät
auf wissenschaftlicher Basis Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung. Die drei strategischen
Schwerpunkte des Kompetenzzentrums für Energie lauten: visionzero, ein Strategieprozess für eine fossilfreie
Zukunft sowie die Transformation des Energiesystems mit den damit verbundenen Umbrüchen in den energierelevanten
Branchen. Der Schwerpunkt Energieintelligenz dreht sich um das intelligente und effiziente Energiesystem der Zukunft.
Im Vordergrund steht die Forcierung von Energieeffizienz und erneuerbaren Energieträgern im Spannungsfeld
zwischen Wettbewerbsfähigkeit, Klima- und Umweltschutz sowie Versorgungssicherheit. Die Österreichische
Energieagentur ist national und international tätig. Sie entwickelt Strategien für eine nachhaltige und
sichere Energieversorgung, führt Beratungen und Schulungen durch und ist die Vernetzungsplattform für
die Energiebranche. Die Österreichische Energieagentur setzt klimaaktiv – die Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums
für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT) – operativ um und koordiniert die verschiedenen Maßnahmen in
den Themenbereichen Mobilität, Energiesparen, Bauen & Sanieren und Erneuerbare Energie. Zudem betreibt
die Österreichische Energieagentur im Auftrag des BMNT die Nationale Energieeffizienz-Monitoringstelle.
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