Österreich-Ergebnisse der euroraumweiten Umfrage über das Kreditgeschäft vom
Juli 2018
Wien (oenb) - Bereits seit Ende 2016 steigt in Österreich die Nachfrage nach Unternehmenskrediten aufgrund
der guten Konjunktur. Der Ausblick ist ebenfalls positiv. Dieser Trend ist bei den langfristigen Krediten am stärksten
ausgeprägt. Das zeigen die Ergebnisse der vierteljährlichen Umfrage über das Kreditgeschäft
im Euroraum, in der führende Banken nach ihren Einschätzungen gefragt werden. Die Unternehmen können
Kredite zudem weiterhin zu attraktiven Konditionen aufnehmen. Aus Wettbewerbsgründen senken die Banken ihre
Margen tendenziell bereits seit Mitte 2016. Die aktuellen Entwicklungen vollziehen sich vor dem Hintergrund des
anhaltenden Niedrigzinsumfeldes aufgrund der Geldpolitik der EZB.
Die an der Umfrage teilnehmenden Banken begründen die verstärkte Nachfrage nach Unternehmenskrediten
vor allem mit dem gestiegenen Finanzierungsbedarf infolge der anhaltend starken Investitionstätigkeit der
heimischen Unternehmen. Die Bruttoanlageinvestitionen legten 2016 und 2017 real um 3,7% bzw. 4,9% zu, die Ausrüstungsinvestitionen
sogar um 8,6% bzw. 8,2%. Die aktuellen Wirtschaftsprognosen von OeNB, WIFO und IHS erwarten für 2018 eine
ähnlich starke Wachstumsdynamik wie im vergangenen Jahr.
Österreichische Unternehmen können neue Kredite nach wie vor zu attraktiven Konditionen aufnehmen, da
die Banken seit Mitte 2016 – hauptsächlich aus Wettbewerbsgründen – die Margen für durchschnittlich
risikoreiche Kredite immer weiter gesenkt haben.
Für das Privatkundengeschäft wurden im zweiten Quartal 2018 nur leichte Änderungen genannt. Die
Kreditrichtlinien und Kreditbedingungen für Wohnbaukredite wurden aufgrund gesunkener Risikotoleranz der Banken
(Bereitschaft der Banken, bei der Kreditvergabe Risiken einzugehen) etwas verschärft. Die Kreditnachfrage
änderte sich nicht.
Beim Zugang der österreichischen Banken zu Refinanzierungsquellen meldeten die befragten Banken eine weitgehend
unveränderte Situation, nachdem es davor über mehrere Quartale hinweg durchwegs Verbesserungen gegeben
hatte. Vor allem die Refinanzierung über mittel- bis langfristige Anleihen ist seit Anfang 2017 leichter geworden.
Gemäß den Ergebnissen der Umfrage führten regulatorische Aktivitäten im ersten Halbjahr 2018
vor allem zu einer Stärkung des Eigenkapitals der Banken und auch zu einem Abbau risikoreicherer Kredite.
Mit diesen Entwicklungen wurden mehrjährige Trends fortgesetzt.
Erstmals wurden die Banken zu notleidenden Krediten befragt – mit dem Ergebnis, dass diese kaum Auswirkungen auf
die Kreditvergabepolitik in Österreich haben. Der Anteil notleidender Kredite ist in Österreich etwas
niedriger als in der EU insgesamt, was für eine im Vergleich umsichtige Kreditvergabe bzw. eine gute Bonität
der Kreditnehmerinnen und -nehmer spricht.
Die Zentralbanken des Euroraums – in Österreich die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) – führen
gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank (EZB) seit Anfang 2003 viermal jährlich eine Umfrage über
das Kreditgeschäft im Euroraum durch, um ihren Informationsstand über das Kreditvergabeverhalten der
Banken, das Kreditnachfrageverhalten von Unternehmen und privaten Haushalten, sowie sonstige die Geldpolitik betreffende
Themen zu verbessern. Dabei werden rund 150 führende Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt,
darunter acht Institute aus Österreich.
|