Am 15. August ist Almwandertag auf der Kranabethsattelalm am Feuerkogel.
Linz (lk-ooe) - Die Bedeutung der Alm- und Weidewirtschaft ist vielfältig. Die knapp 450 bewirtschafteten
oberösterreichischen Almen haben einen hohen gesellschaftlichen und naturschutzrelevanten Wert. Wissenschaftliche
Erhebungen belegen, dass Almflächen eine weitaus höhere Vielfalt an Pflanzen und Tieren aufweisen als
der Wald. Die offenen Weideflächen sind auch Futtergrundlage und Lebensbasis für Wildtiere. Doch die
Almwirtschaft ist von vielen Herausforderungen geprägt: Die Erhaltung der Infrastruktur auf der Alm ist kostenintensiv,
bei der Bewirtschaftung braucht es viel Handarbeit und die Wolfsrückkehr lässt viele Änderungen
erwarten. Am Almwandertag, der traditionell am 15. August stattfindet, werden die vielfältigen Leistungen
der Almwirtschaft in den Blickpunkt gerückt. Der Almwandertag findet heuer auf der Kranabethsattelalm am Feuerkogel
in der Gemeinde Ebensee statt.
Daten und Fakten zu den Almen in OÖ
Im oberösterreichischen Almkataster sind 638 Almen eingetragen, davon werden 443 Almen im Süden unseres
Bundeslandes aktiv bewirtschaftet. Die Gesamtalmkatasterfläche umfasst 36.500 Hektar. 15 Prozent davon sind
als Reinweidefläche beurteilt. Wie in vielen Sparten der Landwirtschaft ist auch in der oberösterreichischen
Almwirtschaft der Strukturwandel Tatsache. Die Anzahl der Bauernhöfe, die Almvieh auftreiben, hat sich seit
2001 von 847 auf 617 im Jahr 2017 um 27 Prozent reduziert. Ein geringeres Minus gibt es bei der Anzahl der aufgetriebenen
Großvieheinheiten, also der Tiere, die im Sommer auf der Alm sind. Mit 3.766 Großvieheinheiten im Jahr
2017 beträgt dieses 2,4 Prozent im Vergleich zu 2001. „Der Strukturwandel führt auch dazu, dass mit der
geringeren Zahl von auftreibenden Betrieben auch weniger Personal für die Arbeit zur Verfügung steht,
das bei der häufig anfallenden Handarbeit mit anpackt. Für eine wirtschaftliche Offenhaltung der Alm-
und Weideflächen ist es aber notwendig, ausreichend Tiere aufzutreiben und dafür braucht es auch entsprechend
Betriebe im Tal und Arbeitskräfte“, erläutert Reisecker.
„Almbauern sind bemüht, wirtschaftlichen Ertrag über Viehhaltung, Waldnutzung und touristische Nutzung
zu erzielen. Auch andere Sparten der Wirtschaft und Gesellschaft profitieren von den Almen: Der Schisport egal
ob auf oder neben der Piste nutzt die freien Almflächen. Auch der Wander- und Bergtourismus findet die Kulturlandschaft
der Almen sowie die Gastlichkeit der Almwirtschaft als Grundlage. Die Almbauern leisten durch die Offenhaltung
der Landschaft einen wesentlichen Beitrag zur Wertschöpfung des ländlichen Raums, deswegen ist es absolut
gerechtfertigt, den Fortbestand der Almen durch Alpungsprämien und andere Ausgleichszahlungen nachhaltig zu
sichern“, betont Franz Reisecker, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ.
Der Wolf als Herausforderung
Die OÖ Almwirtschaft beobachtet das Wiederauftreten des Wolfs mit großer Sorge. Bei einer möglichen
dauerhaften Ansiedelung sind laut den Erfahrungen aus anderen europäischen Regionen massive Probleme für
die Weidewirtschaft zu erwarten. Die Population in Österreich wird sich erhöhen und es werden sich Rudel
bilden. In Österreich gibt es dazu Anzeichen in der Grenzregion nördliches Mühl- und Waldviertel.
Im Rudel werden Wölfe effektiver jagen. Weidetiere sind leichte Beute für derartige Raubtiere. Der Aufwand
in der Weidewirtschaft wird massiv steigen, zusätzliche Verluste sind zu erwarten. Die Wirtschaftlichkeit,
die bereits samt Ausgleichszahlungen nur teilweise gedeckt ist, wird sich weiter verschlechtern. Erfahrungen zeigen,
dass vielfach mehr Tiere gerissen werden, als die Wölfe für ihre Versorgung brauchen. Ebenso sind massive
Tierqualen zu nennen. Es müssen oft angefallene, noch lebende Tiere mit aufgerissenen Bäuchen und Hinterteilen
von ihren Qualen erlöst werden. Die Bilder von Schadensfällen zB im heurigen Mai in Salzburg zeigen,
wie kurzfristig massive Schäden auftreten können. Weitere Risse in Weyer und im Wienerwald weisen laut
DNA auf den Wolf in Salzburg hin. „Die per Naturschutzgesetz tolerierte Wiederansiedlung von Wölfen, darf
nicht dazu führen, dass die Alm- und Weidewirtschaft verloren geht und die Bevölkerung in Angst leben
muss. Wenn Eltern in ländlichen Regionen ihre Kinder nicht mehr zu Fuß gehen lassen, dann sind das Einschränkungen,
die wir nicht in Kauf nehmen wollen. Nachdem die überregional bereits vorhandenen Wolfspopulationen nicht
mehr als gefährdet zu beurteilen sind, fordert die Landwirtschaftskammer OÖ eine Änderung der EU-Rechtsgrundlage
zur Herabsetzung des Schutzstatus, um eine praxistaugliche Ko-Existenz von Wolf und Nutztier in Österreich
möglich zu machen“, betont Reisecker und er ergänzt: „Die Almbewirtschafter fühlen sich in die Enge
getrieben: Sie streben zum Wohle ihrer Tiere die Weidehaltung an und sehen die Beweidung, die ein wesentlicher
Bestandteil einer naturnahmen Landwirtschaft ist, seit dem Auftreten des Wolfes in der Region gefährdet. Wenn
unsere Bäuerinnen und Bauern die Weidehaltung aufgeben müssen, bedeutet das für die Landwirtschaft
Rückschritt, den Verlust von Biodiversität in der Kulturlandschaft und eine Abnahme der Lebensqualität
im ländlichen Raum.“
Almen sind kein Spielplatz
Viele Österreicher suchen Ausgleich und Erholung auf den Almen. Dennoch wollen die Almbewirtschafter darauf
hinweisen, dass die Alm kein grenzenloser Spielplatz ist. „Die meisten Almbesucher wissen, wie man sich verhält.
Trotzdem möchte ich an Wanderer und Radfahrer appellieren, mit den Ressourcen der Natur schonend umzugehen.
Wenn zB Mountainbiker verstärkt Wanderwege befahren, dann gefährden sie dort andere Menschen“, appelliert
Reisecker an das Verantwortungsbewusstsein jedes Einzelnen und setzt fort: „Die Almen sind ein wertvolles Gut,
daher sollten wir bei ihrer Nutzung als Erholungsraum auch an deren Schutz denken.“ Nachdem im vergangenen Winter
einige Skigebiete für Skitourengeher höhere Gebühren eingehoben haben, haben sich die Schitourenrouten
stärker auf Almgebiete neben den Schigebieten verlegt. Ohne Einverständnis der Grundeigentümer wurden
derartige Routen im Internet veröffentlicht. „Solche Aktionen sind nicht gerade förderlich, um einvernehmliches
Nebeneinander von Almbesitzern, -bewirtschaftern und Nutzern herzustellen“, betont Reisecker. Bei Wanderungen durch
Weidegebiete sollten Hunde am besten überhaupt nicht mitgenommen werden. Ist der Hund dabei, sollte er an
der Leine geführt werden, damit er einer Rinderherde nicht zu nahe kommt. Nur dann, wenn ein Angriff eines
Rindes abzusehen ist, soll der Hund abgeleint werden, damit er dem Angriff des Tieres ausweichen kann und dadurch
vielleicht auch das Rind vom Menschen ablenkt.
Johann Feßl, Obmann des OÖ. Almvereines: Entwicklung der Almwirtschaft
Für die Erhaltung der Almwirtschaft ist die Unterstützung der kleinstrukturierten Landwirtschaft
Grundvoraussetzung. Auf den Almen sind extensive, bergtaugliche Weidetiere gefragt. Mit einer größeren
Anzahl an Tierhaltern kann der Auftrieb und die Mitarbeit auf den Almen besser gesichert werden. Dort, wo Almen
noch nicht mit Zufahrtswegen erschlossen sind, wird es spannend sein, ob diese weiter erhalten werden können.
Investitionen im Bereich Alminfrastruktur haben auf Grund der hohen Aufwendungen einen hohen Zuschussprozentsatz.
Trotzdem können diese nur mit einem hohen Anteil an Eigenleistung errichtet werden. „Eigenleistungen werden
seit dieser Förderperiode nur vom offiziellen Bewirtschafter berücksichtigt. Die Mithilfe von Familienmitgliedern
wie einem Ehepartner oder eines mitarbeitenden Kindes wird nicht mehr berücksichtigt. Dies hat die Motivation
zu Investitionen merklich reduziert“, betont Johann Feßl, Obmann des Oberösterreichischen Almvereins.
OÖ Almwirtschaft steht für sanften Tourismus
Die Suche nach Erholung in den Bergen und das Streben nach naturnah und regional erzeugten Lebensmitteln lassen
auch für die Zukunft Wertschöpfungschancen für die Almbauern erwarten. Die Herausforderung ist,
wie diese Chancen umgesetzt werden. „Oft wird davon gesprochen, dass es für den wirtschaftlichen Erfolg gut
besuchte, gewerbliche Berghütten braucht. Wesentlich ist, was dabei für die Alm- und Bergbauern übrig
bleibt. Die Almhütten in Oberösterreich wollen aber keinen Massentourismus, sondern sie stehen für
einen sehr sanften Tourismus im Einklang mit der Natur“, betont Feßl.
Ausgleichszahlungen
Die Almwirtschaft ist in hohem Maße auf die Unterstützung durch Ausgleichszahlungen angewiesen.
Für die kommende Förderperiode sind die Vorarbeiten im Gange. „Die Almbäuerinnen und Almbauern müssen
auch in Zukunft praxisnah unterstützt werden. Weitere finanzielle Verluste müssen vermieden werden, damit
wir das gesunde Fundament der oberösterreichischen Almwirtschaft erhalten können“, so Feßl.
Almwandertag auf die Kranabethsattelalm
Am 15. August findet der 39. Almwandertag auf die Kranabethsattelalm am Feuerkogel in der Gemeinde Ebensee
statt. Die Alm erstreckt sich über 300 Hektar, davon sind 30 Hektar Weidefläche. Zwei bäuerliche
Betriebe aus Ebensee, Familie Giorgini und Familie Loidl üben derzeit auf der Kranabethsattelalm ihre Almrechte
aus. Die Alm gehört der Republik Österreich und wird durch die Österreichischen Bundesforste verwaltet.
Insgesamt werden etwa 30 Rinder aufgetrieben – 15 Mutterkühe, ein Stier und Jungrinder. Bis Ende September
bleiben die Tiere auf der Alm. Da es in der Karstlandschaft des Höllengebirges kaum Quellen gibt, wird das
Regenwasser bei jeder Hütte in Zisternen gesammelt. Sommer- und Wintertourismus erlebten mit der Erschließung
des Feuerkogels durch die Seilbahn einen Aufschwung. Der Feuerkogel wurde zu einem beliebten Ausflugsziel für
Wanderer und Skifahrer. Der Festakt auf der Alm beginnt um 11 Uhr, um 13 Uhr startet das Nachmittagsprogramm mit
Kinderprogramm. Die Besucher können entweder mit der Feuerkogel-Seilbahn von Ebensee aus anreisen oder über
den Edelweißweg mit einer Gehzeit von etwa drei Stunden aufsteigen.
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